„Hilfe aus einer Hand hat sich bewährt“ Beratungszentren ziehen nach zehn Jahren Bilanz

Sybille Schilling vom Beratungszentrum Ost (von links) , Diethelm Sannwald (Beratungszentrum Mitte), Gudrun Nagel (Beratungszentrum West) und Sozialdezernent Carsten Müller zogen nach zehn Jahren Bilanz. Foto: col

Dreieich/Kreis Offenbach (col) – Seit zehn Jahren wird den Menschen in den Beratungszentren West (Dreieich), Ost (Nieder-Roden) und Mitte (Dietzenbach) bei Fragen und Problemen mit Erziehung, Schulden oder Sucht geholfen. Rund 25 000 Erstberatungsgespräche wurden seit 2006 in den drei Beratungszentren geführt.

„Mit der Einführung der Hartz IV-Gesetze wurden damals im Kreis die Beratungsangebote zusammen geführt. Das hatte zunächst einmal vor allem wirtschaftliche Gründe“, erinnert Carsten Müller an die Historie. Zurückblickend sei die Entscheidung, auf drei zentrale Beratungsstellen im Kreis zu setzen und die Hilfsangebote für die Menschen zu bündeln, goldrichtig gewesen. „Die Idee der Hilfe aus einer Hand hat sich bewährt und wird von den Bürgern angenommen“, zog der Sozialdezernent des Kreises Offenbach auf einer Pressekonferenz im Beratungszentrum West in Dreieich Bilanz.

Der Großteil der Beratungsgespräche gelte der Paar- und Konfliktberatung in Familien, berichteten die jeweiligen Leiter der Beratungszentren. Dabei setzen alle drei Einrichtungen auf möglichst niedrigschwellige Angebote. Hilfesuchende Menschen hätten weniger Schwierigkeiten in offene Sprechstunden zu kommen. „Wir haben in den vergangenen zehn Jahren so manch schwierige Frage beantwortet“, erzählt Gudrun Nagel, Leiterin des Beratungszentrums West.

So wurde die Schuldnerberatung so umorganisiert, dass aus acht Monaten Wartezeit heute maximal nur noch zwei Wochen geworden sind. „Die Hilfe aus einer Hand hat sich bewährt, denn oftmals ergeben sich aus Gesprächen mit der Schuldnerberatung Probleme in der Ehe, oder auch ein Suchtproblem, wo wir dann innerhalb des Hauses weiter helfen können. So geht kein Mensch verloren, weil er irgendwo anders hin geschickt wird“, sagt Gudrun Nagel.

Fälle der „hochstrittigen Paare“ nehmen zu 

Etwa 1 400 Beratungsfälle hat jedes der drei Zentren im Jahr im Durchschnitt. Dazu gehören auch sehr schwierige Aufgaben wie der betreute Umgang, in dem die leiblichen Eltern die Gelegenheit haben, ihre Kinder zu treffen, die aus der Familie genommen wurden und bei Pflegefamilien leben. Das seien aber nur rund 8 bis 15 Kinder im Jahr. Zugenommen haben die Fälle der sogenannten „hochstrittigen Paare“, Ehepaare, die sich getrennt haben und so zerstritten sind, dass sie sich nicht mehr über den Kontakt zu den Kindern einigen können. „Da haben wir inzwischen ein gutes Konzept entwickelt, zunächst den Zorn und die Enttäuschung zu verarbeiten, um sich dann wieder den eigentlichen Fragen und dem Elternsein zu widmen“, erläutert die Leiterin des Beratungszentrums West.

Allein im vergangenen Jahr haben 2 305 Ratsuchende die Beratungsstellen mit ihren insgesamt mehr als 20 Mitarbeitern erstmalig aufgesucht. Davon entfielen auf die Schuldner- und Insolvenzberatung 1 134 Fälle. 1 033 Familien haben erstmals eine Beratung für Eltern, Kinder und Jugendliche, eine Erziehungsberatung oder eine präventive Paarberatung in Anspruch genommen. In der Suchtberatung gab es insgesamt 138 neue Beratungsfälle.

Das Beratungszentrum Ost befindet sich in Trägerschaft der Caritas. Träger des Beratungszentrums Mitte ist das Diakonisches Werk Offenbach-Dreieich-Rodgau. Im Beratungszentrum West liegt die Trägerschaft bei der Paritätischen Projekte gGmbH. Die jährlichen Kosten der drei Beratungszentren trägt mit etwa 1,6 Millionen Euro der Kreis Offenbach.