Der Dreieicher Michael Bock, selbst Frontmann der Rockabilly-Band Boppin’ B, holte mit den „Dreieicher Rock’n’Roll Days“ zum dritten Mal die Welt der Fünfziger ins Bürgerhaus Sprendlingen. Dabei überließ er nichts dem Zufall: Vor der Tür parken die dicken Cadillacs und Ford Mustangs, im Foyer riecht es nach Haarspray und die Fans suchen sich mit leuchtenden Augen durch die Auswahl von Kleidern und Hemden aus jener Zeit. Dagmar Götz lässt sich im Foyer von Gloria Zöllner eine große Ponytolle legen. „Mir ist es immer wichtig, dass sich mein Modell wunderschön fühlt und das geht mit den weiblichen Frisuren der 50er nun mal ganz hervorragend“, erklärt die Inhaberin einer Event- und Lifestyle Agentur.
Rock'n'Roll kann man auch tanzen
„Ich bin wegen der Musik hier, aber die Idee, jetzt noch ein bisschen gestylt zu werden, hat mir gefallen“, sagt Dagmar Götz. Sie erzählt, dass sie den Rock’n’Roll seit mehr als 40 Jahren liebt und sich sehr über das Festival in Dreieich freut. Dann ist sie auch nicht mehr zu halten, so groß ist die Lust, im Saal des Bürgerhauses das Tanzbein zu schwingen. Dort sind auch schon Doris Ottenritter und Helmut Pilawa und wirbeln umeinander. Sie beherrschen den Rock’n’Roll-Tanz bis ins Detail. Dem Mann in der leuchtend roten Hose machen die umliegenden Tänzer auch schon mal Platz, wenn er Tanzpartnerin Doris mit Schwung in seinen Armen beinahe bis auf den Boden gleiten lässt. „Das ist einfach so großartig hier zur Live-Musik zu tanzen. Das hält jung und beweglich“, schwärmt die Darmstädterin und strahlt dabei übers ganze Gesicht.
Boppin' B sorgen für Stimmung
Am Mikrofon rockt gerade Michael Bock. Der Sänger von Boppin’ B ist eine wahre Rampensau und das sehr gut besuchte Heimspiel lässt ihn zur Höchstform auflaufen. „Ja, das hat schon richtig viel Spaß gemacht“, schwärmt er nach seinem Auftritt. Er habe viel positive Resonanz erfahren. „Gerade, dafür, dass wir die schwedische Band, das John Lindberg Trio nach Deutschland geholt haben“, freut sich Bock, dass seine Bemühungen besondere Rockabilly-Bands zu holen, auch angenommen werden. Und die Schweden haben auch alle Erwartungen erfüllt: „Sie lieferten eine großartige Show“, ist Bock mehr als zufrieden. Dennoch macht er sich etwas Sorgen um die Zukunft des Festivals. Die vergangenen zwei Jahre habe er im fünfstelligen Bereich drauf gelegt – das sei auf Dauer natürlich nicht stemmbar. „Ich mache mir jetzt keinen Kopf, welchen wirtschaftlichen Erfolg das Festival hat – aber ich denke, dass wir immer noch zu wenige Besucher haben“, beschreibt er seinen ersten Eindruck. Und wirklich, das Bürgerhaus ist gut besucht, die Leute, die gekommen sind haben auch offensichtlich Spaß, aber richtig voll ist es leider auch am Samstagnachmittag und -abend nicht.
50er-Jahre-Feeling
Anna genießt ihren Besuch in Dreieich dennoch: „Lifestyle und Mode sind ein wichtiges Thema, aber die tragende Rolle, dieses Fünfziger-Gefühl zu transportieren, spielt eindeutig die Musik“, sagt die junge Frau in dem auffälligen Outfit. Die Influencerin mit fast einer halben Million Fans auf Facebook und Instagram, sieht aus, als sei sie aus einem 50er-Jahre- Film herausgeklettert. Ein knallenges, rotes Kleid betont die schmale Taille, die roten Lippen lassen die weißen Zähne leuchten und die blonde Tolle sieht nach mächtig viel Arbeit aus. „Für uns ist das kein Hobby, es ist unser Leben. Es ist unser Beruf, unsere Wohnung ist in diesem Stil eingerichtet – wir beschäftigen uns 24 Stunden damit“, verrät die Blondine aus dem Westerwald schmunzelnd. Mit ihr unterwegs sind Freund Markus und Rina Bambina – eine der bekanntesten deutschen Pin-up-Models. „Pin-up und die 50er passen ganz hervorragend zusammen. Der Stil ist so sinnlich und betont die Weiblichkeit“, sagt die hübsche Brünette. „Außerdem war es eine aufregende, rebellische Zeit. Das können wir doch heute sehr gut gebrauchen“, betont Rina Bambina. Sexy Fotos, die sie übrigens in diesem Jahr noch bis nach Kanada und Japan bringen, und Intellekt schließen sich keinesfalls aus. Das beweist sie ganz besonders gut – gerade erst hat Rina Bambina ihren Doktortitel in Psychologie gemacht. „Ich sage das auch immer – Mädels, ihr seid schön und schlau – lasst euch niemals nur auf euren Körper reduzieren“, sagt sie mit einem Augenzwinkern und verschwindet in der Halle.