Anna Wächtershäuser hat sich für die Ironman-WM qualifiziert Dreieicher Triathletin startet in Hawaii

Mit großem Gepäck ging es für Anna Wächtershäuser nach Hawaii. Foto: zcol

Dreieich (zcol) – Das Rad ist, in seine Einzelteile zerlegt, in einem speziellen Fahrradkoffer verstaut, ein zweites Gepäckstück mit Sportklamotten prall gefüllt – in der Dreieichenhainer Garage von Anna Wächtershäusers Eltern steht alles für die große Reise bereit. Denn die Dreieicherin geht bei der Ironman-Weltmeisterschaft in Hawaii an den Start. Als eine von 218 deutschen Athleten springt sie am kommenden Samstag, 13. Oktober, in den Pazifischen Ozean, um 3,8 Kilometer zu schwimmen. Danach geht es auf die 180 Kilometer lange Radstrecke und zum Schluss kommt noch der Marathon. „Ich bin so gespannt und kann es kaum noch erwarten. Ist wohl der Traum eines jeden Triathleten, in Hawaii an den Start zu gehen“, sagt die 39 Jahre alte Sportlerin und strahlt dabei übers ganze Gesicht.

In Dreieichenhain aufgewachsen, ging Anna Wächtershäuser nach dem Abitur an der Ricarda-Huch-Schule nach Mannheim an die Fraport-Berufsakademie. Nach einigen Stationen arbeitet sie seit 2012 für den Airline Verband IATA in Genf und verhandelt die Flughafengebühren für die Fluglinien weltweit. Zum Abschalten im stressigen Berufsalltag ist das Radfahren perfekt.

„Ich liebe es, in die Pedale zu treten, durch die schöne Landschaft zu rollen, den Wind und das Draußensein zu genießen“, erzählt Wächtershäuser. Vor einigen Jahren hat sie „aus Spaß“ mit ihrem damaligen Freund eine Kurzdistanz im Triathlon in Angriff genommen. „Ich war ziemlich schlecht – aber ich habe Blut geleckt“, berichtet sie lachend. Schnell hat sie ihre Freude an den langen Distanzen entdeckt und schon 2009 ihren ersten Ironman in Frankfurt ins Ziel gebracht. „Zwölf Stunden und drei Minuten“, weiß die sympathische Dreieichenhainerin noch genau.

Seitdem ist sie immer wieder in Neoprenanzug, Radlerhose und Laufschuhe gestiegen – auf neun Ironman-Erfahrungen kann sie bereits setzen. Im vergangenen Jahr war sie bei der 70.3-WM in Chattanooga in den USA. „Das lief gar nicht so gut – aber zwei Wochen später habe ich dort auf der Langdistanz die Quali für Hawaii geschafft“, ist sie zufrieden. Das Jahr 2018 hat sie dann auch ganz dem Sport gewidmet. Vom Job in Genf hat sie eine Auszeit genommen.

Ihr Basistraining absolvierte Anna Wächtershäuser als Fahrrad-Guide auf Mallorca. „Das war eine schöne Erfahrung“, sagt sie über die Erfahrung, mit den Touristen über die spanische Insel zu radeln. Ihre Feuerprobe auf der Langstrecke hat sie in diesem Jahr im bayerischen Roth schon bestanden. Nach zehn Stunden und 27 Minuten ist sie ins Ziel gerannt, ihre absolute Bestzeit. „Ich habe für Hawaii keine Richtzeit. Jeder Wettkampf ist neu und anders. Wie komme ich mit den Wellen klar? Wie mit der Hitze? Und was für einen Tag erwische ich? Ich weiß, dass ich meine Erwartungen nicht zu hochschrauben darf, es ist von vielen Faktoren abhängig, wie ein solch langer Wettkampf läuft“, hat sie inzwischen gelernt. „Eigentlich möchte ich nur ins Ziel kommen und dann sagen: Was für ein geiler Tag!“

Aber ihren Sport hat sie schon professionalisiert. Mit ihrem Trainer Swen Sundberg hat sie einen sehr genauen Trainingsplan ausgearbeitet. Es ist sehr klar geregelt, wie viel sie läuft, Rad fährt und schwimmt.

„Das ist auch ganz gut für mich, denn sonst würde ich im Zweifel immer Rad fahren“, erzählt sie mit einem Schmunzeln. Ihre Familie unterstütze sie sehr: „Auch wenn mein Vater manchmal ein bisschen komisch schaut, wenn ich im Wohnzimmer mit schmerzverzerrtem Gesicht auf der Faszienrolle herumrolle. Da sagt er immer, dass das doch keinen Spaß machen könne.“

Und Anna ist schon ein bisschen Sport-verrückt. Denn alleine mit Hawaii lässt sie ihr Sportjahr 2018 nicht ausklingen. Nach ein bisschen Urlaub auf den hawaiianischen Inseln, reist sie weiter nach Mexiko. „Und wenn ich schon mal dort bin, gehe ich auch beim Ironman in Cozumel an den Start“, verrät sie schon ihr nächstes Ziel. Die Koffer sind also gepackt, für Anna Wächtershäuser sind die wohl sportlichsten sieben Wochen ihres Lebens gestartet.