Ein Schuh weist den Weg zur Liebe Fetziger Auftakt zu Burgfestspielen in Dreieichenhain

Mit kraftvollen Gesangseinlagen überzeugten die Schauspieler des Marburger Ensembles in einer Musical-Version von „Cinderella“. Auf dem Bild zu sehen ist Franziska Knetsch in der Rolle der bösen Stiefmutter. Foto: Schäfer

Dreieich (chs) – Glitzer braucht es – auch wenn „Cinderella“ plötzlich als Rock’n’Roll-Märchen auf der Bühne zu sehen ist. Dennoch: Die Romantik hat das Ensemble des Hessischen Landestheaters Marburg dem Stück bewahrt. Dazwischen jedoch ist jede Menge fetzige Musik zu hören und sind schrille Gestalten zu sehen.

Langweile war beim Auftakt der diesjährigen Burgfestspiele in Dreieichenhain ausgeschlossen – dafür aber Gänsehautmomente bei manchem Liedbeitrag inklusive. So zum Beispiel bei „It’s A Man’s Man’s Man’s World“ vorgetragen von Karl Friedrich Ferdinand XIII., King of Rock’n’Roll (Ogün Derendeli) und einem 16-köpfigen Chor im Hintergrund. 

Am Montagabend stand das Marburger Ensemble vor dem Premierenpublikum im Burggarten auf der Bühne, am Dienstag spielten sie „Cinderella“ erneut.

Die Geschichte ist bekannt, dennoch war sie in ein neues Gewand gehüllt. Oder wer hat den Prinzen (Artur Molin) schonmal in blau-roter Superman-Unterhose gesehen? Cinderella (Lene Dax) hingegen trug ein weißes Kleidchen und Jeansjacke. Alles war eben ein wenig moderner, aber auch verrückter. So traten die Stiefschwestern Babsy (Lisa-Marie Gerl) und Olivia (Insa Jebens) zu Beginn im Rockabilly-Stil auf die Bühne, bevor sie das Outfit gegen glamouröse Cocktailkleider tauschten.

Passende Kulisse fürs Stück

Die Kulisse war schlicht – die Burg für das passende Ambiente ja schon da. Nur vier große Leinwände waren im Hintergrund zu sehen, an die mal Blumen, mal Flammen oder andere Motive projiziert wurden. Zuviel Schnickschnack im Hintergrund hätte auch nur abgelenkt von den phantasiereichen Kostümen, farbigen Perücken und extravaganten Kombinationen.

Das Ensemble überzeugte mit einer frechen Aufführung, lustigen Dialogen und kraftvollem Gesang. Dazu war das Stück auch mit Dreieicher Lokalkolorit gefärbt. Die Stiefschwestern streiten, wer das ruhigere Zimmer nach hinten raus haben darf. Da fällt ihnen ihre Mutter (Franziska Knetsch) ins Wort: „In Dreieich ist es auch nach vorne raus ruhig.“ Die Lacher aus dem Publikum kommen prompt. Die Begeisterung der Besucher zeigte sich auch bei Gesang und Musik an reichlich Applaus. Da wurden vom Theaterteam mit sicherem Händchen Lieder ausgewählt, deren Melodien einfach im Ohr sind („I Love Rock’n’Roll“, „Rolling In The Deep“, „Es geht mir gut“, Can’t Help Falling In Love“, „Single Ladies“).

Neuer Beziehungsstatus

Alles fand seinen Platz in der romantischen Geschichte: Der Prinz, 30 Jahre alt und ledig, soll sich vermählen. Denn der König bemerkt: „Du hast ja noch nicht mal eine Freundin.“ Also wird kurzerhand eine Frau gecastet („Prinz sucht Frau“) und es soll die Beste im ganzen Reich sein. Cinderellas falsche Schwestern und die Stiefmutter hecken einen Plan aus, Cinderella selbst soll zu Hause bleiben und ihre Arbeit erledigen. Statt weißer Tauben wie im Original kommt die Fee mit ihren Gehilfinnen zur Unterstützung. Und mit etwas Zauberstaub ist auch schnell das perfekte Ballkleid vorhanden. Bis Mitternacht gibt die Fee Cinderella Zeit. Mit einem Motorrad, in Dreieichenhain gefahren von Stadtrat Heinz-Georg Stöhs, braust Cinderella davon. Alles kommt, wie gewohnt: Prinz trifft auf Cinderella und ist fasziniert, das Aschenputtel muss gehen und verliert einen Schuh – die Suche beginnt. Es dauert noch eine Weile, bis Prinz und Prinzessin ihren Beziehungsstatus ändern können.

Die Aufführung hat bewiesen, die Geschichte „Cinderella“ verliert einfach nie an Glanz. Das Stück ist zeitlos schön, auch wenn es mal modern und ein ganz klein bisschen verrückt dargeboten wird.

Schnappschüsse von der Bühnenshow gibt es in der großen StadtPost-Bildergalerie.