Schauspiel „Ein Dorf sieht Gold“ in Dreieich Gebabbel rund um Götzenhain

Klaus Klepper (von links), Jürgen Langer und Frank Binder treten gegeneinander an: Im Stempel-Wettbewerb um „Götzenhains next Schultheiß“ geht’s hoch her. Foto: zcol

Dreieich (zcol) – 700 Jahre Götzenhain inspirierten die Schauspielgruppe rund um Regisseurin Sonnhild Grevel zu einem rasanten Ritt durch die Ortsgeschichte. Von Drehbuchautorin Ida Klepper in ein modernes Kostüm der Fernsehlandschaft von heute verpackt, gibt es so einiges zu lachen.

„Ein Dorf sieht Gold“, das Schauspiel in zwölf Szenen, lockte am Sonntagnachmittag 195 Zuschauer in die Turnhalle der SG Götzenhain. Die Drehbuchautorin hat sich an den Götzenhainer Ortsgeschichten von Lehrer Karl Nahrgang bedient und die Sagen und Anekdoten des Ortes amüsant in die Fernsehformate von heute transportiert. Das Stück erzählt dabei keine in sich abgeschlossene Geschichte, sondern die einzelnen Szenen sind über den Fernsehabend eines Teenagers (Madita Klepper), der im heimischen Wohnzimmer durch die Programme zappt, miteinander verbunden.

Über den Fernsehschirm flimmert natürlich „Bauer sucht Frau“. Die Zuschauer beobachten, wie der schüchterne Landwirt Johann Kaspar Lenhardt (herrlich: Klaus Klepper) Hilfe bei Inka Bause sucht. Die Moderatorin des Privat-Senders hat die richtige Kandidatin für Lenhardt: die bezaubernde Anna. Lenhardt stört sich kein bisschen an den fehlenden Zähnen der Dorfschönheit und muss sich beinahe sogar noch mit einem Dietzenbacher um das Pfundsweib schlagen.

Eine andere Szene, die Sage um das Dreieichenhainer Gespenst, dass einst einen Götzen aus Gold in einer Scheune vergraben hat, ist in die „Mystery“-Sendung eingebettet. Zu schön, wie sich der SG- Vorsitzende Gernot Engel in der Rolle des Hans-Heinrich Lenhardt vor dem Geist fürchtet und dann doch sofort mit der Wünschelrute auf die Suche nach dem großen Schatz geht.

Das Schauspiel lebt von den bekannten Gesichtern und dem herrlichen Gebabbel. Die Animositäten zwischen den Dörfern sind immer wieder Thema – und es ist natürlich ganz klar, dass weder Offenthal, Dietzenbach oder gar Messel gegen das heiß geliebte Götzenhain eine Chance haben. Zwischen Heidi Klum und der Suche nach dem „Germanys Next Schultheiß“ und der Nachtschau im „Letzten“ haben auch die legendären Mingos einen gefeierten Liveauftritt in dem Stück.

Überhaupt spielen Lokalkolorit und das alte Götzenhain die tragende Rolle in „Ein Dorf sieht Gold“. Das Bühnenbild – von Klaus Klepper und seinem Team aufwendig inszeniert – zeigt immer wieder alte Fotografien aus dem Ortsteil und seinen markantesten Ecken. Für das meist einheimische Publikum sind es wohl die bekannten Gesichter, die immer wieder laute Lacher und Applaus ernten.

Aber Klaus Klepper und auch Gernot Engel offenbaren wirklich ungeahnte Talente auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Einfach zu herrlich wie Engel im pinken Nachthemd über die Bühne läuft und bewundernswert, wie souverän Klaus Klepper auf den überraschenden und gänzlich ungeplanten Goldregen vom Bühnenhimmel reagiert. Natürlich können die anderen Schauspieler des fast 20- köpfigen Ensembles auch glänzen. Ein besonderes Lob gehört Madita Klepper, die erst drei Tage vor der Premiere wegen einem Ausfall eines anderen Schauspielers in ihre Rolle geschlüpft ist.

„Wir haben ja nur wenige Wochen geprobt, aber ich bin sehr zufrieden mit meinem Ensemble“, ist Sonnhild Grevel nach dem Schlussapplaus ein bisschen bewegt und lobt die schauspielerische Leistung der Gruppe. Ihr großer Dank gilt den Bühnentechnikern: Oliver Schetzkens, Philip Rieger und Christopher Drath, alle drei Schüler der Weibelfeldschule, haben Beleuchtung und Technik übernommen und einen Großteil ihrer Herbstferien für diese Aufgabe geopfert.

Wer die Premiere von „Ein Dorf sieht Gold“ verpasst hat, hat am Samstag, 20. Oktober, um 20 Uhr noch einmal die Gelegenheit, die Götzenhainer Ortsgeschichte in zwölf Szenen zu erleben. Karten zum Preis von sechs Euro gibt es bei der SG Götzenhain.