Offene Gärten in Buchschlag Geschichten vom legendären Konzertveranstalter

Am Rande des Pools, inmitten des lauschigen Gartens des bereits 1997 verstorbenen Horst Lippmann, fanden sich 400 Gäste ein. Foto: zcol

Dreieich (zcol) – Er brachte die Rolling Stones nach Deutschland, Jimi Hendrix spielte seinen Kindern auf der Gitarre vor und mit einem gewagten Konzertprogramm erinnert sich auch Folksängerin Joan Baez mit Begeisterung an einen gefeierten Auftritt in Deutschland zwischen Frank Zappa und Genesis. Konzertveranstalter Fritz Rau wurde am Sonntag im Garten seines Geschäftspartners Horst Lippmann in Buchschlag gehuldigt und auch wieder sehr lebendig.

Die Lebensgefährtin seiner letzten Jahre, Friederike Weisse, las aus den Erinnerungen des Tausendsassas, und die Musiker Hermann Biber und Jürgen Schwab, die Rau schon auf seinen Lesereisen begleiteten, spielten dazu die Hits der Stones, Bob Dylans „Blowing In The Wind“, Bruce Springsteen oder auch eine selbst geschriebene, sehr emotionale Hymne auf Fritz Rau, „So long, Fritz“, die erst nach seinem Tod entstanden ist. Die Besucher der offenen Gärten tauchten am Sonntagmittag in das wilde Leben der beiden Konzertveranstalter ein, die über 6.000 Konzerte organisierten, in den 60er- Jahren das „American Folk Blues Festival“ erfanden und eben etliche Superstars nach Deutschland brachten. Am Rande des Pools, inmitten des großen, aber sehr lauschigen Gartens des bereits 1997 verstorbenen Horst Lippmann, lauschten etwa 400 Gäste diesen spannenden Erzählungen. Ergänzt wurden Lesung und Musik mit alten Fotografien und Tonaufnahmen von Fritz Rau. Diese musikalische Lesung war der kulturelle Höhepunkt der offenen Gärten. Aber auch die grüne Pracht kam nicht zu kurz. Zum 13. Mal öffneten die Hausbesitzer in der Villenkolonie Buchschlag ihre gepflegten, zum Teil Park-ähnlichen Erholungsoasen mit traumhaften Blütenmeeren. „Zum zehnten Geburtstag des Geschichtsvereins Buchschlag haben wir natürlich die allerschönsten Gärten ausgesucht“, erklärte Kim Bagus, stellvertretende Vorsitzende des Geschichtsvereins.

Trotz Geburtstagsveranstaltung hatten die Organisatoren das Programm dennoch empfindlich gekürzt: statt Samstag und Sonntag konnten die Gartenfreunde nur noch den Sonntag durch die Gärten flanieren. „Wir sind ein Team von 15 Leuten, wir werden auch älter. Mit dem Buchschlager Open Air haben wir inzwischen eine sich sehr gut ergänzende Veranstaltung im Stadtteil. Ich bin jetzt ganz erleichtert, dass wir es so geregelt haben. Und ich bin sehr zufrieden mit der guten Stimmung und dem guten Besuch.“ Die köstlichen Suppen der kochenden Männer waren um 14 Uhr schon ausverkauft, das Kuchenbüfett im Garten von Lippmann fand reißenden Absatz und auch die Pflanzentauschbörse des Kräutergartens wurde wieder sehr gut angenommen. Pony „Krümel“ zog die Kinder vor der Kutsche durch die Straßen Buchschlags und der Geschichtsverein erzählte mit einer großen Fotowand aus den vergangenen zehn Jahren.

In den geöffneten Gärten im Kohlseeweg, in der Ernst-Ludwig-Allee, dem Zaunweg und dem Falltorweg gab es dann auch sehr viel Publikumsverkehr. Tobias Ballweg hatte in dem verwunschenen Paradies seiner Eltern seine Kunstwerke ausgestellt und erläuterte seine großformatigen Gemälde auch gerne. Franz Otto verriet in seinem gepflegten Grün, wie seine Buchsbäume so schön bleiben. Indikationsfallen sind sein Geheimnis, um die gefräßigen Raupen von seinen Büschen fern zu halten. Und wieder und wieder entstanden die Gespräche über die beste Aufzucht von Rosen, wann der passende Zeitpunkt gekommen ist, die Bäume zu schneiden und wie der Rasen möglichst moosfrei bleibt. „Längst sind die offenen Gärten ein Treffpunkt für alle Dreieicher geworden“, freut sich Kim Bagus über den anhaltenden Erfolg. Und natürlich weht auch immer ein etwas elitäres Lüftchen um die riesigen Häuser der Villenkolonie und die opulenten Gärten: „Ja, die Häuser sind elitär, und die Gärten sind es auch. Aber die Menschen darin sind es nicht. Wir sind offen, laden sehr gerne ein und wir alle haben auch ein gemeinsames Ziel: Wir wollen eben dieses Besondere von Buchschlag schützen. Wir möchten Werbung machen, für diesen schönen Stadtteil. Es gilt einfach Bausünden zu vermeiden, wir möchten, dass Buchschlag seinen Charakter behält und dafür ist es auch ganz wichtig, ihn immer wieder der Öffentlichkeit zu präsentieren“, betont Kim Bagus.

Mehr Eindrücke von den offenen Gärte gibt es in der StadtPost-Bildergalerie

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