ERASMUS-ALBERUS-KIRCHE Feierliche Wiedereröffnung nach Sanierung Glocken klingen wieder

Barockes Schmuckstück: Der hölzerne Glockenturm in seiner vollen Pracht ist eine Seltenheit. Bild: Kegler

Dreieich – Endlich läuten sie wieder. Beinahe zehn Jahre lang waren zwei der drei Glocken der Sprendlinger Erasmus-Alberus-Kirche verstummt. Der Zahn der Zeit nagte an Turm und Dach des 1712 erbauten Gotteshauses und führte dazu, dass der ganze Turm beim Läuten der Glocken ins Schwingen geraten ist und im großen Stil saniert werden musste.

„Vorhin kam ein Mann zu mir und fragte, ob wir heute die Glocken wieder hören. Endlich kann ich sagen: ‚Ja!’“, sagt Pfarrerin Susanne Lenz bei der großen Wiedereröffnung der Kirche am vergangenen Samstag. Alle Arbeiten im Inneren und an der Fassade sind nun abgeschlossen. „Für unsere Gemeinde und auch für die Anwohner am Lindenplatz ist das ein besonderer Tag“, beschreibt Kirchenvorstand Martin Bucher.

„Es ist wirklich lange her, dass alle drei Glocken gleichzeitig geläutet haben, doch seit ein paar Tagen ist es endlich wieder soweit.“ Mehr als ein Jahr war die Kirche gesperrt, es wurde fleißig am und im Turm gewerkelt, die Holzkonstruktionen ausgetauscht und das Schieferdach neu eingedeckt. „Ich bin sehr beglückt, dass wir die Gottesdienste wieder in unserer schönen Kirche feiern können“, sagt Lenz.

„Natürlich sind wir nun total erleichtert, denn während der Bauarbeiten kamen immer wieder neue Überraschungen zutage“, sagt Bucher. Neben der Holzkonstruktion, deren Balken nun nach historischem Vorbild wiederhergestellt wurden, mussten die Schindeln ausgetauscht und nicht zuletzt auch der Hahn auf der Turmspitze frisch vergoldet werden. Nicht auf dem Plan stand etwa die Erneuerung der roten Schallluken im Glockenturm, und auch die Turmuhr wurde wieder zum Laufen gebracht. „Allein schon das Gerüst war eine große Herausforderung, denn ein 35 Meter hoher Holzturm ist eher selten und birgt besondere Schwierigkeiten“, erinnert sich der Kirchenvorstand.
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Insgesamt sei viel mehr gemacht worden, als eigentlich geplant war.

Damit verbunden sind Kostensteigerungen. Die große Schlussrechnung sei noch nicht gemacht, doch die eigentlich geplanten Gesamtkosten von etwa 600.000 Euro würden sich nun auf über eine Million Euro belaufen, sagt Bucher. „Da müssen wir noch etwas mit den Zahlen jonglieren.“ Den Löwenanteil übernimmt die Landeskirche, und auch das Denkmalschutzamt beteiligt sich. Dennoch muss die Erasmus-Alberus-Gemeinde einen Eigenanteil von mehr als 120.000 Euro stemmen, der nur mit Hilfe von Spenden getragen werden kann. „Da können wir auch weiterhin noch Unterstützung gebrauchen“, sagt Pfarrerin Susanne Lenz.

Um noch etwas in Erinnerungen an die alte Kirche zu schwelgen, hat sich die Gemeinde für die Eröffnung etwas Besonderes einfallen lassen: Die alten Schindeln des Daches wurden nicht entsorgt, sondern geputzt, nummeriert und von Pfarrerin Susanne Lenz signiert, sodass die Gemeindemitglieder eine ganz persönliche Erinnerung erstehen können. Das Alter der einzelnen Platten kann zwar nicht mehr genau bestimmt werden, doch die Ältesten von ihnen sollen über 200 Jahre alt sein.

„Jetzt bin ich wirklich froh, dass unsere Kirche so umfassend und nachhaltig saniert wurde. Das sollte für die nächsten Jahrzehnte erst mal passen“, sagt Kirchenvorstand Martin Bucher. Auf seiner Wunschliste stehe jedoch noch eine neue Glockensteuerung, da die bisherige rein mechanisch bedient wird. „Wenn wir diese durch eine elektrische Steuerung ersetzen, würde der Turm noch weniger schwanken.“  zmk