Schüler der Judd School zu Besuch in Heusenstamm Freundschaft mit Tonbridge bleibt trotz des Brexits bestehen

30 Schüler der Judd School nahe der englischen Partnerstadt Tonbridge and Malling erfuhren bei einem Besuch im Heusenstammer Rathaus von Bürgermeister Halil Öztas Wissenswertes rund um die Schlossstadt. Foto: m

Heusenstamm (m) - „Auch wenn sich Großbritannien entschieden hat, aus der europäischen Familie auszuscheiden, ist es kein Thema, dass die Freundschaft mit Tonbridge fortbesteht und weitere Schüler in die Partnerstadt reisen.“

Mit diesen Worten empfing Bürgermeister Halil Öztas am Dienstag vergangener Woche 30 Jungen von der Judd School nahe Tonbridge & Malling und ihre Gastgeber vom Adolf-Reichwein-Gymnasiums (ARG) im Sitzungssaal des Rathauses. „Aus Feindschaft ist Freundschaft geworden“, erinnerte Öztas an die Geschichte, „die Freundschaft ist der Nährboden für eine friedliche Zukunft“.

Er stellte sich (40, jüngster Rathauschef im Kreis, erster SPD-Mann im Ort in dieser Position) und Heusenstamm vor, lud die Teenager zu den Festivitäten im 750-jährigen Rembrücken ein. Der Hausherr erläuterte den Besuchern das System der Stadtverordneten-Versammlung und die Aufgabenverteilung. Dr. Roland Krebs, Vorsitzender des Geschichtsvereins, hatte die interessierten Zuhörer bereits durch die Altstadt geführt.

Den Kontakt zu der Jungenschule im Südosten Londons vermittelten Barbara von Knorre und Ulrich Höffken vom Vorstand des Freundeskreises. Yvonne Rübsamen, Englisch-Lehrerin am ARG, reiste mit ihren Neuntklässlern vor einigen Wochen nach Tonbridge. Die Schüler dort haben Deutsch als Fremdsprache gewählt. Deutsch-Lehrerin Ingrid Lambert und Nawfel Hermi begleiten die Jugendlichen nun durch Hessen.

In Heusenstamm nehmen die jungen Briten am Unterricht ihrer Gastgeber teil, mit deren Familien sie übers Wochenende die Umgebung erkundet haben. Mit der Gruppe fuhren sie zum Museum für Astronomie in Mannheim, lernten Erbach und Michelstadt im Odenwald kennen.

„Der Austausch macht viel Spaß, wir sammeln viele kulturelle Erfahrungen“, resümierte Pädagogin Lambert. Dazu zählen Sprudelwasser und Toiletten, für die man bezahlen muss. „Neidisch“ seien die Engländer hingeben, weil Schüler und Lehrkräfte in Hessen „um 13 Uhr mit der Schule aufhören können“, schilderte die Lehrerin. Ihre Klasse genieße das Essen, freue sich auf Spargel, Kuchen und Currywurst, Brezel und Eis.

Deutsch werde an vielen Schulen im Königreich nicht mehr angeboten, informierte sie. Der Nachwuchs entscheide sich eher für spanisch oder französisch. „Es kommt drauf an, wie man die Fremdsprache einführt und ob man dafür wirbt“, betonte Ingrid Lambert, „dann ist Deutsch populärer - wie an Judd School“. Die Sprache Goethes sei wichtig für das Geschäftsleben, argumentierte sie, viele Produkte, Betriebe und Banken kämen aus der Bundesrepublik.

Schüler John meinte, „Deutsch ist eine logische Sprache, ähnlich wie Mathe“. Er war schon in Berlin und Wien, sein Vater arbeitet für Volkswagen, berichtete der 16-Jährige.