Im Pyjama mit Witz und Intelligenz gepunktet „Sommernachtstraum“ auf Heusenstammer Bannturm-Bühne

Bei der Vorstellung von Sabine Fischmann und ihren Kollegen handelte es sich nicht, um eine klassische Inszenierung eines der bekanntesten Shakespeare-Stücke, sondern um ein durchtriebenes Kammermusical. Foto: Fitzenberger

Heusenstamm (yfi) – Die Reihen sind nummeriert, nahezu alle Sitzplätze besetzt. Das Publikum lässt den bedachten Bereich am Bannturm wie ein elegantes Freilichttheater erscheinen. Denn dieser Abend steht ganz und gar für Shakespeare und seinen Sommernachtstraum. Dabei sorgen Sabine Fischmann und ihre Kollegen für eine komödiantische und trotzdem stilvolle Überraschung.

Shakespeares „Ein Sommernachtstraum“ handelt von einem Liebeswirrwarr ohne gleichen. Der Feenkönig Oberon und seine Gattin Titania streiten sich. Um ihre Liebe zurück zu gewinnen, schickt der Feenkönig seinen Diener Puck los, um eine Zauberblume zu finden. Währenddessen flüchtet das Liebespaar Lysander und Hermia in den Feenwald, gefolgt von Demetrius, dem Verlobten Hermias, und Helena, verliebt in Demetrius. Puck, im Auftrag Oberons, soll mit Hilfe der Zauberblume, Helena helfen. Jedoch geht dabei einiges schief.

Bei der Vorstellung von Fischmann und ihren Kollegen handelte es sich nicht, um eine klassische Inszenierung eines der bekanntesten Shakespeare-Stücke, sondern um ein durchtriebenes Kammermusical. Hier wurden alle Rollen von Fischmann und Till Krabbe gespielt. Mit einfachsten Accessoires und Gegenständen änderten sie ihr Aussehen, um ihre Rollen zu verdeutlichen. So unterscheiden sich Hermia und Helena nur durch ihre Brille sowie der Mimik und Haltung Fischmanns. Das Feenkönigspaar Titania und Oberon trug Kopfkissenbezüge und bewegte sich wie Schlangen. Ein leicht verwirrendes Schauspiel, das mit viel Witz und Intelligenz punktet. Und das alles in Schlafanzügen.

Stimmung des Originals eingefangen

Die vorgetragenen Musicalstücke stammen von Markus Neumeyer, der neben der Rahmenerzählung auch das Piano besetzte. Die Melodien fingen die Stimmung des Originals perfekt auf und die originellen Texte briachten die Geschichte in die Moderne. Fischmann und Krabbe erweckten die Zeilen durch ihr Stimmen zum Leben. Sie spielten mit Tonlagen und Dialekten, um die Wirkung des Textes und die Charakterzüge der Figuren zu verstärken. Demetrius mit seiner schwarzen, verspiegelten Sonnenbrille sprach in einem rüpelhaften Ton mit starkem Dialekt, während Lysander wesentlich weicher klangt. Hermia säuselte mädchenhaft und Helena quietschte mit lauter, greller Stimme.

Der Charme des alten, für Shakespeares Epoche typischen, Englisch wurde durch den Bariton Berthold Possemeyer zurückgebracht. Als Intermezzi trug Possemeyer Lieder aus der damaligen Zeit vor. Es handelte sich hierbei um Musik von John Dowland und Gerald Finzi sowie Thomas Morley und Felix Mendelssohn Bartholdy. Dabei scheute er sich nicht auch die Frauenstimmen wieder zu geben. Mit Wimpernklimpern und dem Schlafanzugshemd als langes Haar. Während der eigentlichen Handlung bastelte er mit hoher Fingerfertigkeit Origami-Figuren, die als Requisiten dienten. Dabei entstanden Vögel, Blumen und Fächer.