Sturm auf den Hessischen Städte- und Gemeindebund Anschlag in Hanau überschattet die fastnachtliche Sause

Anstatt mit viel Krawall und Helau begann der Sturm auf den Hessischen Städte- und Gemeindebund mit einer Schweigeminute im Gedenken an die Opfer von Hanau. Foto: m

Mühlheim (m) – Der Hausherr war abtrünnig, die Hanauer Tollitäten präsent. Die Geschehnisse in ihrem Reich waren es, die alle Strategien für die Einnahme des Hessischen Städte- und Gemeindebunds (HSGB) und damit aller Kommunen mit einem Streich über den Haufen warfen. Anstelle mit Konfetti, Krawattenschnipseln, viel Krawall und Helau begann der Aufmarsch im Gedenken an die Opfer in der Nachbarstadt mit einer Schweigeminute.

Dann übergaben HSGB-Geschäftsführer Johannes Heger und sein Team mit Bürgermeister Daniel Tybussek die Botschaft aller Beamten-Hochburgen im Land kampflos. Der gemeinsame Feind ist schließlich ein anderer: „Lasst uns gemeinsam gegen Hass auf die Straße gehen!“, rief Zugmarschallin Vanessa Weber den Narren zu.

Der Weg führte aber erst einmal in den Saal. Doch auch dort boten sie allen Menschenfeinden mit viel Lust am Leben die Stirn. Von Rassisten, Nationalisten und Populisten wollen sie sich ihre Bräuche und ihre Lebenseinstellung nicht nehmen lassen. Sonnaus Sprachrohr Stephan Mündelein sowie die Barden Reinhold Paul und Andreas Fischer grüßten die Fastnachter „über den Wolken“ und mit „einem Stern, der deinen Namen trägt“.

Der Moderator packte die Gelegenheit beim Schopfe und verurteilte die Regierung an der Rodau wie in jeder Kampagne, „eine Fastnachtshochburg ohne Rathaussturm ist ein Skandal ohne Gleichen!“ Immerhin, auch wenn HSGB-Direktor Karl-Christian Schelzke ab Mai seine Pension genießt, werde es wieder einen Sturm auf den Amtssitz an der Henri-Dunant-Straße geben, versprach Heger.

Seinen Schlips und den des Bürgermeister kürzten Ihre Lieblichkeit Sandra I., Prinzessin vom Hohen Rat der Frankfurter Fastnachtsvereine und die Mühlheimer Regentin Kim I.. Mündelein stellte auch die dazugehörigen Prinzen vor, Jonas I. und Michael II.. Aus Offenbacher waren Klaus VII. und Natalie I. gekommen, ferner Ralf II. und Silke I. aus Büttelborn im Kreis Groß-Gerau, Christian I. und Stefanie II. aus Lämmerspiel, Lederbasron Thorsten I. und Comtesse Alexandra I. von den „Elf Babbschern“ aus Obertshausen, Robert „habe die Ehre“ Kordik, der 54. Ritter der Sonnau, und das Mühlheimer Kinderprinzenpaar Oliver I. und Mia I..

Das Hanau Herrscher-Duo heißt Maik I. und Sabrina II. von Hagenovien, Stefan I. und Cornelia I. vom Carneval-Verein Klein-Auheim vertraten ihren Stadtteil. Alle Tollitäten verzichteten auf ein überschwengliches Auftreten, alle erhielten den Hausorden der Sonnau, deren Helfer die bunte Gemeinschaft mit Sekt, Weißwurst und Weißbier, mit Kreppel und Kaffee versorgten.

Fürs Protokoll gewannen sie Ralf Falkenstein vom Kiedricher Carneval-Verein. Er erinnerte daran, was 2019 Hessen und die Welt bewegte, schimpfte über die Kassenbonpflicht, die mehr Thermopapier und Weichmacher in die Umwelt bringe. Der Videobeweis sei weniger im Fußball als eher in der Politik nützlich, wie die Regierungskrise in Österreich zeige. Doch auch in Berlin lief’s nicht besser, Scheuer verbrannte eine halbe Milliarde Euro für die verhinderte Maut, die Abgeordneten werden sich still und leise noch höhere Diäten gönnen.

Sie erhielten schon jetzt fünfmal so viel Geld wie eine Krankenschwester, die büffeln und ein Examen ablegen müsse: „Leut’, was werden wir verarscht!“ Der Sänger forderte eine „Rückrufaktion für Politiker“. Als man vor 14 Jahren begann, den neuen Berliner Flughafen zu bauen, dachte seine Generation, „Bush ist der schlimmste Präsident – da haben wir Trump noch nicht gekennt!“. Die protestierende Jugend, mahnte er an, trage Kleidung aus Bangladesh, nutze Handys aus Korea und jede Menge Plastik.

„Die Oma ist ne tolle Frau und kaa Sau“, lehnte sich Falkenstein gegen das Lied des öffentlich-rechtlichen WDR auf, der per Kinderlied Großmütter als Umweltsünderinnen verurteilte. Die Auto-Industrie sei heute der „Staatsfeind Nummer 1“, dabei fahre ein moderner Diesel sehr sauber. Heftig attackierte er Gaffer und Filmer bei Unfällen auf der Autobahn und widmete den Einsatzkräften ein Lied.