Sinnbild für einen sicheren Hafen Flüchtlinge bemalen Mühlheimer Poller mit Motiven ihrer Heimat

Mit viel guter Laune wurden im Rathaus die Poller vorgestellt, die Flüchtlinge in den vergangenen Monaten gemeinsam mit dem Künstler Michael Tresser geschaffen haben. Foto: pro

Mühlheim (pro) – Das Foyer hat nach der Renovierung des Rathauses schon so manch extravagante Exponate gesehen. Die jüngste Ausstellung aber fiel sprichwörtlich aus dem Rahmen „Die Grundidee ist, dass sich Menschen, die geflüchtet sind, im Stadtbild ausdrücken, etwas wiedergeben können von dem, was sie erfahren haben.“

Mit diesen Worten beschrieb Bernd Klotz, Vorsitzender des Freundeskreises, die Hafen-Poller, die Flüchtlinge unter Leitung des Künstlers Michael Tresser schufen.

Er begleitete zwölf junge Migranten in seiner Dietesheimer Werkstatt bei dem Projekt. Sie bemalten die pilzförmigen Tau-Halter mit Motiven und Schriftzügen ihrer Heimat. „Die Poller sind ein starkes Bild für die neuen Mühlheimer“, verdeutlichte Klotz bei der Vernissage, „sie erinnern, dass Schiffe anlegen und abfahren, kennzeichnen also einen Ort, an dem man sich festmachen kann“.

Bürgermeister Daniel Tybussek lobte, die Aktion sei anerkennens- und bemerkenswert. Die facettenreiche Verarbeitung der Ideen der Migranten bereichere Mühlheim künstlerisch-kulturell. Neben den Angeboten von Haupt- und Ehrenamtlichen für die Geflohenen sei nun „etwas Dauerhaftes“ entstanden. Der Rathauschef sieht die Poller als „Sinnbild für einen sicheren Hafen“, dankte den beteiligten Hobbykünstlern und Michael Tresser, Lions Club, Sparkasse und Optik Rettberg, die das Vorhaben finanziell ermöglicht haben.

Tresser habe Erfahrung mit Beteiligungsprojekten, arbeite regelmäßig in Schulen, mit Kirchen und Menschen mit Behinderungen. „Mit Pädagogik, Philosophie und Beton“ entstanden die Skulpturen, mit denen er nun den öffentlichen Raum mitgestalten möchte. Aus seiner Sicht sollen die bunten Poller Bezug zum Main schaffen.

„Viele Leute kommen auf dem Radweg am Fluss vorbei, die Werke könnten dort die Stadt interessant machen“, regte Tresser an. Es sei wichtig auch zu sehen, was andere einbringen können, fremde Kulturen, schöne Symbole und Ornamente. „Jeder, der fremd kommt, hinterlässt Fußabdrücke“. Das könne man kontrovers betrachten, gut oder schlecht finden. Passanten dürfen sich draufsetzen und sich inspirieren lassen.

Vier Monate hat die Gruppe gestaltet, manche haben viel Arbeit in die Werke investiert. „Das hat Spaß gemacht, die Deutsch-Kenntnisse sind rasant gewachsen, wobei wir Sprache auch als etwas Trennendes erlebt haben“, fasste der Initiator seine Erfahrungen zusammen. Die Poller sollen als dauerhafte Zeichen an verschiedenen Orten in der Stadt aufgestellt werden.