Vogelstimmenwanderung des Naturschutzbundes im Naherholungsgebiet Ein ganz spezielles Konzert

Bei der Vogelstimmenwanderung in Mühlheim konnten allerhand einheimische Vögel bestaunt werden. Hier steht die Gruppe auf der Brücke am Vogelsberger See. Foto: nj

Mühlheim (nj) – Der frühe Vogel fängt den Wurm, lautet ein bekanntes Sprichwort. Doch für den Nabu veranstaltet der frühe Vogel auch ein ganz spezielles Konzert. Auf der Vogelstimmenwanderung durch das Naherholungsgebiet haben Hobby-Ornithologen und interessierte Vogelkundler den Rufen von Amsel, Drossel und Specht gehorcht und viel über die Vögel erzählt. Der Sonntagmorgen ist dabei vom Regen verschont geblieben und die Sonne hat sich blicken lassen. Dadurch waren viele Vögel wesentlich aktiver und haben so der Gruppe eine musikalische Aufführung erster Klasse beschert. „Meint ihr wir werden einen Bussard sehen?“ Das war die erste Frage am frühen Sonntagmorgen. Dabei haben sich acht Vogelliebhaber am Parkplatz des Naturschutzgebiets Grüner See in Mühlheim getroffen. Auf einer rund drei Kilometer langen Wanderung hat die Gruppe die Steinbrüche erkundet und dabei die ein oder andere Überraschung entdeckt. Wilfried Mann vom Nabu Mühlheim/ Offenbach hat die Exkursion durch den Wald geleitet und durch eine sehr professionell aufgestellte Gruppe immer wieder eine Diskussion über den ein oder anderen Vogel ausgelöst. Zu Beginn der Wanderung haben einige Teilnehmer von Neuigkeiten aus ihrem Garten berichtet. Viele Zugvögeln haben sich inzwischen wieder in den heimischen Gefilden eingenistet und sind lauthals am Piepen und Singen. Parallel zu dieser Veranstaltung hat die Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz die monatliche Wasservogelzählung am Main durchgeführt. Vom Schloss Philippsruhe in Hanau bis zum Schloss in Rumpenheim werden über ein dreiviertel Jahr die Bestände der Vögel am Main regelmäßig gezählt. Die Vogelstimmwanderung findet drei Mal im Jahr im Naherholungsgebiet statt. Oft machen das Wetter oder die Flugzeuge die Suche nach den Federtieren schwerer. Da der Wind schlecht gestanden hat, haben die großen Flugzeuge alle zwei Minuten für etwa 30 Sekunden das Singen der Tiere übertönt. Einer der ersten Vögel, die man nach den Flugzeugen hört, war ein Specht. Die Gruppe ist sich durch die Schlagabfolge auf einen Baum einig, dass es sein Buntspecht ist. Durch schließen der Augen ist es möglich „mehr“ zu hören. Weitere Vögel am Anfang waren die Singdrossel und das Rotkehlchen, obwohl es das ganze Jahr über singt und in Deutschland überwintert. Überraschend fliegen über den Köpfen der Wanderer, Kanada Gänse. „Alle Blicke auf die Trompeten“, sagt Wilfried Mann und erklärt, dass diese Gänse eigentlich hier nicht heimisch sind und oft zwischen den Seen im Naturschutzgebiet und dem Main pendeln. Die Gruppe, oft ausgestattet mit Ferngläsern, diskutiert welche Art da gerade einen Laut von sich gegeben hat. Wilfried Mann wundert es, dass die Buchfinken schon da sind. Die obligatorischen Blicke hoch in die Bäume, die den Wegesrand zieren, gehören zum Alltag dieser Tour. Dadurch kommen Misteldrosseln zum Vorschein. Ähnlich wie Amseln ziehen sie im Winter auch in wärmere Gebiete. Auch seltene Tiere haben die Beobachter gesichtet. Eine Schwanzmeise ist bei uns selten. „Das freit mich dieses Jahr auf der Wanderung“, sagt ein Herr mit einem Fernglas um den Hals. Die Gruppe hat laut den Profis die perfekte Größe. Wären es zu viele Beteiligten, würde zu viel Lärm gemacht und die Vögel wären nicht so eifrig am Singen. Auch ein Tipp sich leise zu unterhalten und das langsame Bewegen machen die Beobachtung leichter. Die frühe Tour durch den Wald dieses Jahr hat trotz des noch frischen Wetters, Vorteile. So befindet sich noch kein Laub an den Bäumen, aber viele Arten sind aus ihren Winterquartieren wieder zurück. Nachdem das Blätterkleid der Bäume wieder vorhanden ist, ist die Suche nach den Tieren wesentlich schwerer. Die Route am Morgen führt über die berühmte Brücke der Steinbrüche: den Canyon Steg. Auf ihr bekommen alle die Möglichkeit Wasservögel auf dem Vogelsberger See zu beobachten. Zu finden sind dort in der Regel Kormorane, Schwäne, Gänse verschiedener Arten und Enten. Doch ideal sind die Seen für die Vögel bei Weitem nicht. Es fehlen größere Flachwasserzonen und die steilen Basalthänge mit den hohen Bäumen erschweren das Nisten vieler Vögel. Während ein Vogelbeobachter der Gruppe was erklärt, wird er unterbrochen und alle schauen einem Kormoran zu, der gerade über den Köpfen hinwegfliegt. Eine Dame, auch mit Fernglas um den Hals, hat eine Taube gehört. Doch nach einer kleinen Diskussion der Gruppe sind sich alle einig, dass es ein Eichelheer war. Gespannt haben alle die Bäume abgesucht, doch sie blieb erfolglos. Über eine Streuobstwiese ging es dann zurück. Durch mehr Wind und weniger Sonne waren die Vögel nicht mehr so aktiv, wie zu Beginn. Doch Thomas Mann zaubert mit einer Bluetooth Box und einer Handyapp weiteren Vogelgesang in den Wald, um auch noch die letzten Arten zu schreiben, die er nicht gefunden hatte. Wer aufmerksam und mit der Ambition durch den Wald läuft, um Singvögel zu finden, wird feststellen, dass die Artenvielfalt in den heimischen Wäldern enorm ist. Die Konzerte der einzelnen Vögel sind vielfältig und durch Bücher oder die moderne digitale Unterstützung via App lässt sich ein Vogel recht gut bestimmen. Nur einen Bussard haben die Vogelkundler nicht gesehen. Nachdem ein Rabe die Hoffnung am Schluss geweckt hatte, aber durch die Kamera eines Naturfotografen zu Nichte gemacht wurde, bleibt es für das nächste Mal ein Ziel einen solchen Raubvogel zu sichten..