Bürger- und Seniorenhilfe Mühlheim feiert Jubiläum mit Verspätung Eine gute Idee, die Schule machte

In Karl-Christian Schelzke, Waltraud Kaiser, Manfred Szczepanski, Elmar Heinel und Ilse Picard konnten zur verspäteten Jubiläumsfeier einige Gründungsmitglieder der Bürger- und Seniorenhilfe geehrt werden. FOTO: PROCHNOW

Mühlheim – „Miteinander – füreinander in der Gemeinschaft, das macht doch Sinn, weil wir in unserm Leben manchmal stark, manchmal schwächer sind.“

Rudi Eitel hat der guten Idee noch einen flotten Rhythmus verliehen und ein Lied zum Jubiläum der Bürger- und Seniorenhilfe Mühlheim (BSHM) geschrieben. Die Feier hätte eigentlich schon vor zwei Jahren steigen sollen, doch Corona verhinderte das. Jetzt also stießen Mitglieder und Gäste in der Willy-Brandt-Halle an der Dietesheimer Straße an auf 25 plus zwei Jahre.

XXL-Barde Eitel besang den „Weg, der sich gerechnet hat, heute hilfst du deinem Nächsten, morgen geht er dir zur Hand“. Das ist das Konzept, das in der Mühlenstadt als eine der ersten Kommunen im Land Fuß gefasst hat. Zum Angebot zählen neben Information, Beratung und Begleitung bei Einkauf, Arzt- oder Behördenbesuch auch Veranstaltungen zur Förderung der Geselligkeit.

Bürgermeister und Schirmherr Daniel Tybussek lobte die BSHM, die 1995 als zweite Seniorenhilfe Hessens an den Start ging. „Es sind Menschen, die Mitbürgerinnen und -bürgern zur Hand gehen, sich gegenseitig unterstützen, Lebensqualität in die Stadt bringen“, würdigte er die „einfachen Tätigkeiten, die für manche eine große Herausforderung bedeuten, das kann man nicht genug wertzuschätzen“.

Tybussek hob insbesondere die generationsübergreifenden Tätigkeiten hervor, so engagieren sich Seniorinnen und Senioren als Lesepaten in der Kita „wilde Zwerge“ und als Begleiter bei Ausflügen.

Landrat Oliver Quilling lenkte den Blick auf das Vorstandsteam, „das zusammenhält und neue Mitglieder gewinnt“. Ähnliche Gruppen bestehen inzwischen in fast allen Kommunen des Kreises, in dem 30 Prozent der Bevölkerung ehrenamtlich tätig seien.

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Jetzt ließen die wirtschaftlichen Herausforderungen die Bevölkerung enger zusammenrücken, Solidarität sei gefordert, mahnte Quilling.

Stadtverordnetenvorsteherin Gudrun Monat war selbst als Berufsbetreuerin mit älteren Menschen tätig. Die BSHM habe sogar in der Corona-Zeit Wege gefunden, Angebote, Kurse und Geselligkeit aufrecht zu erhalten,lobte sie. Dass die Vereinsverwaltung komplizierter geworden sei angesichts gesetzlicher Vorschriften zu Datenschutz, Transparenz und Gemeinnützigkeit, erläuterte Karin Keller von der Seniorenhilfe Heusenstamm. Auch sie betonte, dass viele ältere Menschen durch Corona noch einsamer geworden seien. Und dass für viele Ältere die Digitalisierung mittlerweile ein unüberwindliches Hindernis darstelle, wenn beispielsweise Formulare für Finanzamt oder Impfzentrum erforderlich seien.

Kreis-Sozialdezernent Carsten Müller erinnerte daran, dass der ehemalige Landrat Peter Walter die Idee der Seniorenhilfe seinerzeit aus den USA mitgebracht habe. Im Kreis lebten heute etwa 80 000 Menschen über 65 Jahre, Tendenz steigend. „Die Gesellschaft wird vielfältiger, bunter – und älter, wir müssen uns darauf einstellen.“ Hilfe zur Selbsthilfe, das gegenseitige Unterstützen seien wichtig und anerkennenswert. Die Pandemie habe „große Wunden“ gerissen, Einsamkeit führe zu Veränderungen, Einschränkungen und Depressionen, die Seniorenhilfe diene auch da als Anlauf- und Unterstützungsstelle.

Die BSHM-Vorsitzende Carmen Diamantis ehrte gemeinsam mit ihrer Amtsvorgängerin und Festorganisatorin zahlreiche Jubilare. Von den mehr als 50 Gründungsmitgliedern sind noch 16 im Verein, bei der Feier konnten Manfred Szczepanski, Waltraud Kaiser, Ilse Picard, Karl-Christian Schelzke und Elmar Heinel geehrt werden.

Rudi Eitel begeisterte noch mit Liedern über die Heimatstadt und die neue Kneippanlage, Aktive der Jugendfeuerwehr bedienten sehr charmant und aufmerksam.

Von Michael Prochnow