„Nie wieder virtuelle Fastnacht“, riefen Närrinnen und Narren vor elf Monaten. Dabei war das Internetprojekt „Müllem Helau dehaam“ als großer Erfolg gefeiert worden. Aber die Bräuche und Veranstaltungen der Fünften Jahreszeit ließen sich nicht über den Bildschirm verwirklichen, waren sich die Aktiven aus den Mühlheimer Karnevalvereinen einig, die nächste Kampagne müsse wieder mit Sitzungen und Maskenbällen in den Sälen und Zügen auf den Straßen gefeiert werden.
Jetzt ist die „nächste Kampagne“ da - und die Erkenntnis, dass Fastnacht ein digitales Programm bleibt. Die Beteiligten haben aufgerüstet, der Kameramann, Techniker und Regisseur arbeitet mit modernstem Gerät und viel Erfahrung.
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An diesem Abend hat er sein Equipment mitten im großen Saal des Dietesheimer Pfarrheims aufgebaut, wo er ein paar Tische zusammengeschoben hat. Obendrauf steht ein großes Stativ mit der handlichen Kamera. So befinden sich die Linsen auf Augenhöhe mit den Tänzerinnen auf der Bühne.
An diesem Nachmittag sind gleich mehrere Formationen bestellt, die früher bei den Sitzungen der Kappenträger der Kolpingfamilie die Beine geworfen und ihr Publikum mit synchronen und artistischen Figuren begeistert haben. Solidarisch haben freilich auch die Männer mit dem Basaltwürfelchen vor der Birne all ihre Termine ersatzlos gestrichen. So wie sämtliche Sitzungen und Bälle in der Mühlenstadt abgesagt sind, ebenso der Rosenmontagszug und der Lämmerspieler Lindwurm (wir berichteten).
An der Sause im Netz beteiligen sich wie im vergangenen Jahr neben den Kappenträgern mehrere Katholische Karnevalisten (KaKaM) aus der Pfarrei St. Markus, Gruppen von Feuerwehr, dem Mühlheimer (MKV) und erstmals dem Lämmerspieler Carnevalverein (LCV). Martin Deiß zeichnet an der Hanauer Straße die Choreografien von vier Gruppen auf. Für jede hat er eine Stunde vorgesehen, filmt mehrmals aus einer totalen Einstellung, dann mischt er sich mit der Kamera unter die Mädchen im Rampenlicht.
Für den Schnitt hat er nochmal jeweils zwei Stunden eingeplant. Die Moderatorinnen Jenny Grünwald von den KaKaM und Nadine Wahl (MKV) sprechen ihre verbindenden Texte in der närrisch dekorierten Gartenhütte des Kameramanns ein. „Ich nehme in HD-Qualität auf, also mit 50 Bildern pro Sekunde“, lehrt der Fachmann.
Nach der Ausstrahlung am Fastnachtssonntag, 27. Februar, ab 19.11 Uhr läuft wieder eine Live-Party mit Discjockey. 2021 waren rund 600 Geräte zugeschaltet. Diese Quote wollen die Macher auch diesmal mit „Müllem Helau dehaam“ erreichen.
VON MICHAEL PROCHNOW