Dieter Hainz sammelt seit 40 Jahren Figuren aus Hartplastik Römer, Ritter und Indianer

Zu den Lieblingsstücken von Dieter Hainz gehört diese seltene Geschenkpackung mit römischen Soldaten. Foto: m

Mühlheim – Römische Kohorten unter Führung ihrer Centurionen marschieren zur nächsten Schlacht, Normannen sind in ihren Langbooten auf Raubzügen unterwegs, Kreuzritter versuchen, eine Festung der Sarazenen einzunehmen, Landsknechte laden während einer Kampfpause im Verlauf des 30-Jährigen Krieges ihre Kanonen, Nordstaaten-Soldaten liefern sich Gefechte mit Konföderierten, Eskimos auf Hundeschlitten jagen Robben, und Cowboys verteidigen sich gegen angreifende Indianer.

Wer den Keller im Haus von Dieter und Monika Hainz in der Roten Warte besucht, erhält gleich mehrere Geschichtslektionen. In dem Kellerraum befinden sich diverse Vitrinen, in denen Dieter Hainz seine überwiegend aus Hartplastik bestehenden Schätze aufbewahrt, die er im Laufe von mehr als vier Jahrzehnten zusammengetragen hat. Der 68-Jährige ist ein passionierter Spielzeugsammler, sein Hauptaugenmerk gilt sogenannten Aufstell-Figuren, die allermeisten davon von der einstigen Firma Hausser aus Neustadt/Coburg hergestellt.

„Ich schätze, dass ich rund 3500 solcher menschlicher Figuren in den größen vier und sieben Zentimeter besitze“, sagt Hainz, der bis zu seiner Pensionierung als Prokurist bei der Volksbank Mühlheim tätig war. „Hinzu kommen noch einige hundert Tierfiguren, von einheimischen Arten wie Füchse, Biber, Wildschweine und Rehe bis zu afrikanischen und asiatischen Großtieren wie Löwen, Tiger, Krokodile, Nashörner, Flusspferde, Giraffen und Elefanten.“

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Auch zahlreiche von Rittern bewohnte Burgen und diverse mit entsprechenden Haustieren bestückte Bauernhöfe gehören zur Hainzschen Spielzeug-Sammlung. Zu den menschlichen Figuren gesellen sich der jeweiligen Epoche entsprechende Fahrzeuge und Kriegsgeräte wie Streitwagen, Postkutschen und Eisenbahnen sowie Belagerungstürme, Kanonen, Wurfmaschinen und Steinschleudern.

Den Hintergrund für die in den Vitrinen akkurat aufgestellten Figuren bilden oft alte Gemälde, die Dieter und Monika Hainz meist auf Flohmärkten erstanden haben oder sich eigens anfertigen ließen. „Die Figuren wirken so lebendiger“, sagt der 68-Jährige. „Außerdem sind die so genannten Dioramen oft ein besonderer Blickfang.“

Die Spielzeugsammler-Karriere des Mühlheimers hat in den 1960er Jahren begonnen. „Es gab damals in der Marktstraße in Mühlheim ein kleines Geschäft für Büro- und Schulbedarf sowie Zeitungen“, erzählt Hainz. „Zu der Zeit, als die ersten Karl--May-Filme in die Kinos kamen, gab es in dem besagten Geschäft plötzlich auch Plastikfiguren, die Winnetou, Old Shatterhand und Konsorten darstellten. Ich nahm fast mein ganzes monatliches Taschengeld und erstand eine Old Shatterhand-Figur zu Pferd für 4,75 Mark. Das war der Anfang.“

Hersteller der Figuren war damals die Firma Hausser, die nach und nach bis zur Insolvenz Anfang der 1980er Jahre Figuren in zwei Größen aus vielen Epochen herstellte. So erblickten unter anderem Römer, Hunnen, Landsknechte, Normannen, Cowboys, Indianer und Tiere das Licht der Hartplastikwelt.

„Nach der Pleite der einst großen Fabrik begann der Run auf die Figuren, die ja nicht mehr produziert wurden“, erzählt Hainz. „Flohmärkte, Dachböden und Keller waren dann für viele Sammler die einzigen Quellen, um an das beliebte Gut zu kommen.“

Zu diesen Sammlern gehörte auch Dieter Hainz, der seine Passion bedingt durch Ausbildung und Wehrdienst ruhen ließ, ab dem Jahr 1975 dann aber wieder voll vom Sammel-Virus infiziert wurde. „Bei einem Besuch bei meinen Eltern haben wir auf dem Dachboden nach etwas gesucht, dabei tauchten die Figuren aus der Anfangsphase gut verpackt und wohlbehalten wieder auf“, so Hainz. „Da wurde die Sammelleidenschaft wieder voll entfacht und das Sammelvirus hat uns gepackt und bis heute nicht losgelassen. Zudem haben wir danach immer wieder im damaligen Offenbacher Spielwarengeschäft Ehmann die fein säuberlich aufgereihten und nach verschiedenen Epochen sortierten Figuren und Gegenstände bewundert. So haben wir im Laufe der Jahrzehnte unsere Sammlung aufgebaut. Sie zu erweitern ist manchmal reine Glücksache, da es auf Flohmärkten kaum noch solche Figuren gibt. Und wenn, sind sie nicht mehr gut erhalten.

Sollte jemand gut erhaltene derartige Figuren besitzen und nicht wissen, wohin damit, kann er sich im übrigen gerne bei mir melden.“

VON KARL-HEINZ OTTERBEIN