Pilotprojekt des Kreises Offenbach in den Mühlheimer Mainauen Streuobstwiese statt Hütten

Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger (links) schaute sich vergangene Woche die Mainauen am Mühlheimer Bootshaus an. Dort ist eine Streuobstwiese mit überwiegend heimischen Obstsorten entstanden. Foto: Prochnow

Mühlheim (m) – Wo vor zehn, 15 Jahren noch illegale Hütten sprießen, gedeihen jetzt Hahnenfuß und Salbei, Apfel-, Birn- und Kirschbäume. Mit viel Geschick haben es Mitarbeiter der Kreisverwaltung geschafft, das Landschaftsschutz- und Überschwemmungsgebiet seiner Bestimmung zuzuführen. Den Erfolg inspizierte Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger bei einem Ortstermin.

40 Hütten verteilten sich damals auf 27 oft nur handtuchbreiten Grundstücken, versteckt hinter Nadelbäumen und Sichtblenden. Auf den überwucherten Flächen wurden in den 90er Jahren wilde Partys gefeiert, Eigentümer und Pächter hatten Kleingärten eingerichtet. „Das ist weder bau- noch naturschutzrechtlich zulässig“, erklärte die Stellvertreterin des Landrats. „Die Unterstände hatten auch keine Chance, nachträglich genehmigt zu werden, sie mussten beseitigt werden.“

Richtungsweisend und zielführend war das Pilotprojekt des Kreises. Er bildete eine Arbeitsgruppe „Illegale Bauten“, die keine Räumungsklagen verschickte, sondern versuchte, sich mit den Inhabern und Nutzern der Areale zu einigen - „ein damals einmaliger Weg in Hessen“, verkündete Jäger. „In teils langwierigen Verhandlungen haben wir Eigentümer davon überzeugt, die Häuschen freiwillig wegzuschaffen.“ Dazu schloss die Behörde Abräumverträge, die in fast allen Fällen Klageverfahren verhinderten. Obendrein unterstützten Fachleute aus dem Kreishaus die Besitzer nach der Räumung, das Gelände in Streuobstwiesen zu verwandeln.

Standortgerechte Obstbäume

Für das Anpflanzen von standortgerechten Obstbäumen gab’s zudem Beihilfen. Heute blühen Zwetschgen-, Mirabellen- und Walnussbäume, Ahorn, Eiche und Esche auf der kurz gehaltenen Wiese. Allein die dichten Brombeerbüsche und die amerikanische Traubenkirsche passen nicht in das Ensemble, sie verdrängen die heimischen Gewächse und müssen darum regelmäßig und mit größerem Gerät beseitigt werden. Insgesamt zahlte der Fachdienst Umwelt mehr als 16.000 Euro an Zuschüssen.

Die Kreisbeigeordnete lobte vor allem den Mühlheimer Ruderverein (MRV) als „engagierten Kooperationspartner“. Viele seiner Mitglieder und weitere Freiwillige helfen bis heute, das Gelände von Müll zu befreien, informierte der aktuelle Vorsitzende Stefan Mieth. Sie hegen auch Parzellen, an denen die Besitzer kein Interesse haben, aber mit der Pflege einverstanden sind. „Damit haben auch die vereinseigene Terrasse und der Biergarten des verpachteten Lokals an Attraktivität gewonnen“, freute sich Volker Westphal, einstiger MRV-Chef und Pächter eines der Grundstücke. Er half auch, die vielfach unklaren und rechtlichen Situationen zu klären.

Landschaftspflegetruppe des Ökomobils

Die Untere Naturschutzbehörde hat mit der Landschaftspflegetruppe des Ökomobils viele Instandsetzungsarbeiten erledigt, erläuterte Fachdienstleiterin Ulrike Schmittner. Eine Freizeitnutzung der Wiesen oder ein Gemüseanbau sei auch deshalb nicht möglich, weil sich bei Hochwasser über das sogenannte Grabeland der Main ausbreite. Ab August will Schäferin Ute Mayer aus Babenhausen wieder ihre Tiere über das saftige Grün schicken.

Derzeit grasen die 130 Schafe und eine Reihe Lämmer auf dem Gailenberg. Wie dort benötigt die Hüterin in der Mainaue die Zustimmung eines jeden einzelnen der rund zwei Dutzend Grundbesitzer auf der 1,5 Hektar großen Fläche südlich von MRV und Kanuklub. „Hier wächst es“, beschreibt Fachfrau Schmittner das „fette Schwemmland“, das der Main zurückgelassen hat. „Aufgrund der beispielhaften Arbeit sind wir optimistisch, dass diese Streuobstwiesen dauerhaft erhalten werden können“, dankte Claudia Jäger den Beteiligten.