Kreis Offenbach stiftet künftig Bäume nur noch bei gesicherter Bewässerung Verein für Streuobstwiesen geplant

65 junge Obstbäume stiftete der Kreis Offenbach für Streuobstwiesen auf der Mühlheimer Gemarkung. Künftig wird es das aber nur noch geben, wenn auch die Pflege der Bäume inclusive Bewässerung gesichert ist.

Mühlheim – Sie heißen Kaiser Wilhelm, Roter Boskoop, Finkenwerder Herbstprinz und Schöner von Nordhausen und sie sind die Stars auf dem Gailenberg oder am Mühlheimer Mainufer: 64 junge Obstbäume stellte der Kreis Offenbach für die Streuobstwiesen auf der Gemarkung der Mühlenstadt zur Verfügung, ganz nach den Wünschen von 26 Grundstücksbesitzern. Mit Verbissschutz investierte der Landkreis damit gut 3 300 Euro, informierte die Erste Kreisbeigeordnete Claudia Jäger bei der jüngsten, der 45. Baumpflanzaktion auf der höchsten Erhebung Mühlheims.

Die 45. Ausgabe wird wohl die letzte dieser Art gewesen sein, erklärten die Repräsentanten. Der Klimawandel erschwere das Anwachsen der jungen Pflanzen erheblich, hieß es. Die schlanken Stämme benötigten im Sommer rund 70 Liter Wasser pro Woche, und die können nicht alle Eigentümer auf den Berg karren. In den vergangenen Jahren gingen aufgrund der Trockenheit immer wieder Bäume ein.

„Wir werden uns nicht unterkriegen lassen“, beschwor Rainer Kraft von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW). „Aber mit einer reinen Baumvergabe ist es nicht mehr getan.“ Der Tod des langjährigen Vorsitzenden Heinz Bruch sei eine Zäsur für den Verein und die Aktion, sie soll jedoch in neuer Form weitergeführt werden. Die Biologin Ulrike Schmittner, zuständige Expertin im Kreishaus, beschrieb ein „gutes Netzwerk“, das dank Bruch unter den Grundstückseignern auf dem Gailenberg geknüpft wurde.

Diese Kontakte sollen nun genutzt werden, wenn ein Verein gegründet wird. Er soll auch die Besitzer von Flurstücken auf der Steinheimer Seite des Areals einbinden. „Wir brauchen das Streuobst, um die hohe Diversität an Tieren und Pflanzen zu bewahren“, erläuterte die Fachfrau. Ein Verein könne „fast unbegrenzte“ Fördermittel aus reich gefüllten Töpfen beantragen und damit auch Dienstleister wie den Steinheimer Kai Heckele beauftragen.

Der Hanauer Landschafts- und Obstbauer verfüge beispielsweise über Fahrzeuge und Geräte, die gerade gesetzten Bäume regelmäßig zu wässern. Denkbar wäre auch, ein Reservoir vor Ort aufzubauen, betonte Dezernentin Jäger. Ein Verein könne Grundstücke übernehmen, Baumschnitt- und andere Kurse anbieten, Pflegearbeit organisieren, Öffentlichkeitsarbeit betreiben, um Vandalismus und Diebstahl zu begegnen. Für die Ernte könnte eine mobile Kelterei gekauft oder gemietet werden, um die Früchte ohne aufwändigen Transport zu verarbeiten.

Der Kreis Offenbach werde künftig nur noch Bäume ausgeben, wenn auch deren Bewässerung gesichert ist, hieß es, „sonst ist das Geld zum Fenster rausgeworfen“, verdeutlichte die Fachbereichsleiterin Schmittner.

SDW-Vorstand Kraft möchte noch in diesem Jahr beginnen, zur Vorbereitung einer Vereinsgründung eine kleine Gruppe zu bilden. Wichtig ist dabei allen Beteiligten, auch junge Leute für diese Form des Naturschutzes zu gewinnen.

Von Michael Prochnow