STADTFOTOGRAFIN Kirsten Delrieux ist zum Thema „Zwischenwelten“ unterwegs Heimatstadt mit anderen Augen sehen

Die ehemals rote Wand an einer früheren Spielothek in Neu-Isenburg ist ausgeblichen und jetzt nur noch rosa. Eines der „Zwischenwelten“-Motive der diesjährigen Stadtfotografin Kirsten Delrieux. Fo: p Bild: -

Neu-Isenburg – Kirsten Delrieux hat schon mehr als die Halbzeit erreicht. Seit Anfang März streift sie mit ihrer Kamera durch die Hugenottenstadt und hält als Stadtfotografin des Forums zur Förderung von Kunst- und Kultur (FFK) alles fest, was zu ihrem Thema „Zwischenwelten“ passt. Selbst in Neu-Isenburg aufgewachsen, lernt die Götzenhainerin ihre ursprüngliche Heimatstadt mit ihrem Auftrag noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen. Mit großer Leidenschaft ist sie mit ihrer Spiegelreflexkamera unterwegs, mit deren Umgang sie, wie sie selbst sagt, bei der intensiven Arbeit noch viel gelernt habe.

Doch nicht nur im Umgang mit der Kamera ist die Fotografin versierter, auch ihr Blick auf die Stadt hat sich im Laufe ihrer Streifzüge verändert. Damit hat sich ihre Fotografie im Laufe des Projektes gewandelt. Eine gute Entwicklung, wie sie selbst findet und mit der sie sich wohl fühlt. „Wer auf der Ausstellung im Februar Bilder von der Bansamühle erwartet, wird möglicherweise enttäuscht sein“, sagt Kati Conrad, stellvertretende Vorsitzende des FFK, und muss lachen. Kirsten Delrieux räumt ein: „Ich habe einen Blick für eine gewisse Morbidität, oder auch Dinge, die nicht wirklich schön sind. Aber sie haben durchaus ihre Ästhetik.“ Sie öffnet eine kleine Mappe mit den ersten Ausdrucken ihrer Ergebnisse. Aus der Mappe holt sie Fotos von Spurrillen, die die schweren Baumaschinen auf der Baustelle in der Neuen Welt hinterlassen haben. Ein spannendes Foto ist auch die alte Auffahrt zu den Reisezügen am Bahnhof.

„Das Foto könnte ich so jetzt gar nicht mehr machen. Das sieht dort inzwischen schon ganz anders aus. Es war also nur eine Zwischenwelt“, sagt Kirsten Delrieux die Verbindung zu ihrem Oberthema. Ein weiteres gutes Beispiel für die besondere Ästhetik von eigentlichen Schandflecken: Bauzäune in einer Gartenanlage oder die fast rosa anmutende Fassade einer Spielothek. „Diese Wand war ursprünglich mal rot. Interessant, wie verblasst und fast zart sie jetzt aussieht“, sagt Conrad mit Blick auf das Foto und erkennt auch sofort, an welcher Straßenecke es entstanden ist.

Zusammen haben die beiden Fotografinnen die Baustelle der ehemaligen Branntwein-Monopolfabrik besucht. Gemeinsam mit dem technischen Leiter und Architekten von der Gewobau, Ali Pour, durften sie das Areal erkunden. „Auf dieser Baustelle waren wir wirklich im Himmel. Es war auch sehr lustig, die Bauarbeiter haben sogar für uns zwischendurch posiert“, sagt Kati Conrad über den Fotostreifzug.

Während die amtierende Stadtfotografin also Fotos sortiert und sich auf die große Ausstellung vorbereitet, ist das FFK schon wieder auf der Suche nach einer neuen Stadtfotografin oder einem neuem Fotografen. „Wer Lust und eine gute Idee für ein neues Thema hat, kann sich gerne an uns wenden“, nimmt Kati Conrad schon Einsendungen an. Bevor eine Auswahl getroffen wird, muss das FFK erst eine Jury zusammenstellen, denn auch bei der Auswahl ist das Forum nicht starr, sondern bleibt mit der Einladung von Gastjuroren beweglich.

Weitere Informationen zum Stadtfotografen und seinen Anforderungen gibt es auf der Internetseite des FFK unter ffk-neu-isenburg.de.
 njo