Der ehemalige Taxifahrer Franz Schillings chauffierte die Schönen und Reichen Im Mercedes mit der Nitribitt

Franz Schillings mit seinen Lieblingserinnerungsfotos, den Schönen und Reichen (links), sowie dem Ehrendokument der Hessen-Polizei. Foto: Postl

Gravenbruch (lfp) – Über 60 Jahre am Steuer eines Taxis, mehr als fünf Millionen gefahrene Kilometer und die berühmtesten Fahrgäste: Der ehemalige Taxifahrer Franz Schillings, der seit 50 Jahren ist 85 Jahre alt geworden. „Heute fahre ich immer noch, auf rein freundschaftlicher Basis, ältere Leute zum Arzt oder auch mal in den Urlaub“, erklärt der rüstige Senior.

Franz Schillings wurde am 19. April 1931 im damaligen Schifferkrankenhaus in Sachsenhausen geboren und lernte Kfz-Mechaniker. Bald zog es den abenteuerfreudigen Schillings in die USA, wo er in Cheyenne (Wyoming) eine lizenzierte VW-Vertragswerkstatt eröffnete und von 1953 bis 1958 lebt. Der frühe Tod seines Vaters veranlasst Schillings, wieder nach Deutschland zurückzukehren.

Zunächst fährt er in seiner alten Heimat im Auftrag des Wissenschaftlichen Antiquariats Menschen durch Frankfurt und die Region. „Dann beantragte ich einen Personenbeförderungsschein und machte mich 1972 selbständig“, schildert Schillings seinen Weg zum Taxifahrer. Schillings fuhr nicht nur die Frankfurter Oberbürgermeister Walter Kolb, Walter Wallmann oder Wirtschaftsminister Herbert Karry, den er beim Frisör kennen gelernt hatte, sondern saß auch mal „zur Schau“ neben der berühmten Rosemarie Nitribitt in ihrem Mercedes. 1968 lernte Franz Schillings seine Frau Erika kennen und zog zu ihr nach Gravenbruch in die Stieglitzstraße. Ganz stolz war Schillings, dass er sein Kennzeichen F - ST 1206 behalten konnte.

Dies war seinem guten Verhältnis zum Polizeipräsidenten zu verdanken. Franz Schillings initiierte nämlich die Aktion mit der Polizei „Miteinander und nicht gegeneinander“ von Taxiunternehmern und Verkehrsteilnehmern. Frankfurts damaliger Polizeipräsident Karlheinz Gemmer dankte ihm mit einem Schreiben und einer Urkunde.

Bis zu seinem 50. Lebensjahr hatte Franz Schillings bereits fünf Millionen Kilometer am Steuer zurückgelegt und auch heute noch ist er mobil. Bis vor zwei Jahren half der Jubilar noch als Taxifahrer bei Kollegen aus. Schillings ist jetzt die „Paketannahmestelle“ im Gravenbrucher Hochhaus und stets zu Diensten, wenn er helfen kann. „Ich hätte ja nie gedacht, dass ich mal so alt werden würde, aber jetzt bin ich es und so lange es mir noch gut geht, will ich auch noch was für die Mitmenschen tun“, beschreibt der Jubilar seine Lebensdevise.

Derzeit arbeitet Franz Schillings an seinem „Lebenswerk“, das er noch geordnet der Nachwelt hinterlassen will.