KULTUREMPFANG Stadt-Preis im Capitol an Kunst.Ort.Rumpenheim überreicht „Kommt alle, es ist einfach magisch“

Gruppenbild mit Preisträgern: Laudator Tarek Al-Wazir und Kulturdezernent Felix Schwenke rahmen den Vorstand ein Petra Maria Mühl (von links), Wilhelm Hardt, Irmgard Bolf, Matthias Block und Regina Bahmann (mit Jörg Häusler); es fehlen Jutta Ebert und David Sarno.

Offenbach – „So jung und schon Preisträger?“ Diese Frage stellte Petra Maria Mühl in den Saal. Damit meinte die Künstlerin nicht sich selbst, sondern den von ihr geführten Kunst.Ort.Rumpenheim. Erst seit 2017 eingetragen als Verein, nahm dieser am Mittwochabend im Capitol den städtischen Kulturpreis für 2022 entgegen. „Wir freuen uns unglaublich“, jubelte Mühl in ihrer Dankrede und fügte hinzu: „Der Preis macht uns wirklich sehr stolz, er verpflichtet uns aber auch“

Die Wurzeln gründen tiefer. Seit 2003 organisieren Kulturschaffende aus dem Stadtteil die Rumpenheimer Kunsttage, zum 21. Mal für 16./17. September. Stadtteil hin, Künstlerdorf her, „es begann in der City“, blickte die Vorsitzende zurück. Initiiert von Menschen wie Andrea Plefka sowie Monika und Robert Erbe, locken die Kunsttage inzwischen an die 2000 Interessenten jährlich. Die Vereinsgründung, anfangs unter Vorsitz von Wilhelm Hardt, habe die Arbeit auf eine professionellere Basis gestellt, so Mühl. Erst sie habe es ermöglicht, dass das Projekt „Hauswandpoesie“ von ihr und Anja Hantelmann 2018 einen Preis der Frankfurter Stiftung Citoyen gewann.

2020 ist der Verein selbst unter die Preisstifter gegangen. „Die Träger der Diana kommen von immer weiter her“, scherzte Mühl: Kassel, Tschechien – und 2022 flog Witold Riedel aus London ein. Seine Schau „Ankommen“ ist noch bis 19. März im Haus der Stadtgeschichte zu sehen. Die Ausschreibung für 2023 läuft bis Ende März. „Auch Bewerbungen aus Offenbach sind willkommen“, betonte Mühl und dankte Familie Männche, die das Preisgeld auf 2500 Euro erhöhte.

„Wir können mehr als Kunsttage“, verwies Mühl auf spannende Projekte, die den Verein live und digital durch die Pandemie gebracht hätten. „Nur zusammen kann man das stemmen, was wir entwickeln“, hatte sie zuvor als Credo ausgegeben. Und sie endete mit dem Aufruf: „Kommt alle – der Kunst.Ort ist einfach magisch!“ „Herzlichen Glückwunsch“ sagte Tarek Al-Wazir, Wahl-Rumpenheimer und Geburts-Offenbacher, „ich glaube, es hat die Richtigen getroffen!“ Gern hatte Hessens grüner Minister und Regierungsvize die Laudatio übernommen. In dem „Dorf mit Stadtbusanschluss im 7,5-Minuten-Takt zur Hauptverkehrszeit“ sei eine reichhaltige Kulturlandschaft entstanden, dank „engagierter oder innovativer Einzelschaffender oder Gruppen“. Die „besondere kulturelle Leistung“ des Kunst.Orts „erfüllt ganz genau das, was die Idee des Preises ist“. In Abgrenzung von den Offenbacher Kunstansichten hätten Kreative beschlossen: „Wir nehmen das jetzt selbst in die Hand!“ All dies „mit unglaublich viel persönlichem Einsatz“ und „zum kulturellen Wohl der Bevölkerung“. Kunst bewege, biete Hoffnung, lenke den Blick auf die Schönheit. „Wir brauchen Menschen wie Sie“, schloss Al-Wazir und appellierte: „Machen Sie weiter so!“

Rumpenheim sei „trotz aller OB-Begeisterung“ (noch) nicht Worpswede oder Kleinsassen, befand Felix Schwenke. Dennoch sei der mit 2500 Euro dotierte Preis für diesen „wertvollen, eigenständigen Beitrag absolut verdient“, so der für die Kultur zuständige Oberbürgermeister, ehe er dem Vorstand feierlich die Urkunde aushändigte.

Das musikalische Begleitprogramm gestalteten Gäste, die der preisgekrönte Verein ausgewählt hatte. Atemberaubend virtuos die Saitenklänge des Duos Katharina und Toshinori Ozaki; lokal gefärbt Sigrid Katharina Eismanns Lyrik, von Jo Held am Marimbafon, Ingolf Griebsch am Saxofon grundiert; experimentierfreudig die Töne des Elektro-Kartells, die das Buffet untermalten. Zu Sekt und Häppchen entfaltete der Abend dabei den bewährten Netzwerk-Charakter.

Von Markus Terharn