Zwei Jahre Bauzeit ab Februar 2019 Radrouten sollen ganzes Stadtgebiet durchziehen

Mit dem Ausbau der Fahrradstraßen will die Stadt Offenbach mehr Menschen zum Radfahren motivieren. Foto: dpa

Offenbach (red) – Offenbach sattelt um: Die Stadt setzt auf den Ausbau des Radverkehrs. Wie der Magistrat jetzt beschlossen hat, nimmt Offenbach mit dem Projekt Fahrrad-(straßen)-stadt Offenbach am Bundeswettbewerb „Klimaschutz durch Radverkehr“ teil. Die Gesamtkosten des Projekts liegen bei rund 5,95 Millionen Euro, von denen der Bund etwa 4,5 Millionen€Euro übernimmt. Erste Maßnahmen sollen mit dem Start in die Fahrradsaison 2018 anlaufen.

Die Förderung des Radverkehrs spielt unter anderem im Masterplan 2030 sowie im Integrierten Klimaschutzkonzept eine wichtige Rolle, und seine Bedeutung wächst weiter. Denn im Verkehrsmix von Offenbach machen Radfahrer bisher lediglich 9,2 Prozent aus, gleichzeitig hält der Zuzug ins Stadtgebiet an.

„Wir brauchen einen besseren Verkehrsmix für eine positive Entwicklung der Stadt Offenbach“, sagt Oberbürgermeister Horst Schneider. „Mit dem Ausbau der Radachsen und der Vorfahrt für Radler in den Fahrradstraßen gibt es keinen Grund, kurze Strecken mit dem Auto zu fahren.“

Die Verantwortlichen sind sich einig: Der zügige Ausbau des Radverkehrs kann hier die Verkehrsinfrastruktur entlasten, die Lebensqualität im Wohnumfeld verbessern und auch Standortvorteile schaffen. Das Offenbacher Amt für Stadtplanung, Verkehrs- und Baumanagement reicht den Förderantrag für den Wettbewerb des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit ein. Die Projektleitung liegt bei der OPG Offenbacher Projektentwicklungsgesellschaft mbH aus dem Geschäftsfeld Immobilien der Stadtwerke Offenbach Unternehmensgruppe. Zum Expertenteam zählen das Frankfurter Planungsbüro „Radverkehr Konzept“ und der ADFC Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Offenbach, der mit seiner Kampagne „Offenbach fährt fair“ das Projekt zusätzlich unterstützt. Erklärtes Ziel ist es, innerhalb von drei Jahren ein gut ausgebautes Netz an Radrouten für annähernd das ganze Stadtgebiet zu erstellen.

Das Projekt weist sechs Radverkehrsachsen aus, die die wichtigsten Verbindungswege in die Stadt und ins Umland abdecken und bisher nicht für den Radverkehr ausgebaut sind. Dort sollen Fahrradstraßen, neue Radwege und Schutzstreifen eingerichtet werden, deren Verlauf wichtige Ziele wie Schulen, Versorgungs- und Freizeiteinrichtungen mit einbindet. Weitere Maßnahmen sehen vor, Kreuzungen und Knotenpunkte fahrradfreundlich umzugestalten, Lücken im Radverkehr zu schließen und die Anbindung an die Nachbarkommunen auszubauen.

Die Städte Neu-Isenburg und Obertshausen beteiligen sich als Verbundpartner am Projekt. Zwischen Obertshausen und Offenbach ist ein rund ein Kilometer langer Radweg entlang der Bahnlinie geplant, und auch zwischen Neu-Isenburg/ Gravenbruch und Offenbach werden neue Radwege entstehen.

Zum Umsatteln möchten die Verantwortlichen vor allem zwei Zielgruppen motivieren: die Berufspendler aus oder nach Offenbach, die einen enormen Anteil am gesamten Verkehrsaufkommen haben, und die Kinder und Jugendlichen, von denen insgesamt nur 13 Prozent zur Schule radeln (obwohl 95 Prozent ein Fahrrad besitzen).

Das Projekt soll erheblich dazu beitragen, die Treibhausgas-Emissionen in der Stadt zu senken: Auf Basis von Modellrechnungen des Umweltbundesamtes für die Studie „Klimaschutz durch Radverkehr“ hat das Expertenteam für Offenbach ein Minderungspotenzial von mehr als 19.400 Tonnen Treibhausgasen pro Jahr ermittelt.

Angesichts solcher Zahlen wird mit der Förderzusage durch die Nationale Klimainitiative des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit noch in diesem Jahr gerechnet. Direkt im Anschluss möchten die Verantwortlichen das Projekt Fahrrad-(straßen)-stadt Offenbach möglichst breitenwirksam kommunizieren. Die Radfahrer selbst sollen unter anderem mittels einer App in die konkreten Planungen eingebunden werden. Diese sollen bis Sommer 2018 abgeschlossen sein, um dann die erforderlichen Bauleistungen im Winter 2018/19 ausschreiben und vergeben zu können. Die Bauzeit ist ab Februar 2019 für knapp zwei Jahre angesetzt.