Ende der Achtzigerjahre kamen Mitglieder der Katholischen Jugend auf die Idee, den Zug ins Leben zu rufen. „Denn früher ging der Straßenkarneval über Tage“, erinnerte sich Färber, „da gingen die Narren in die Kneipen und tranken den Leuten mit dem Strohhalm das Bier weg“. In den Siebzigerjahren ebbte die Art des Frohsinns jedoch so langsam ab.
Seit 1993 organisiert der Heimatverein den Zug, der sich am Samstag mit rund 800 Teilnehmern in Gang setzte. Als erstes voran ging Tillmann Ott mit „Bieber Hallau!“. Am Straßenrand harrten da längst die Kinder in froher Erwartung aus, die meisten top vorbereitet mit einem Beutel in den Händen, um sich mit Bonbons, Gummibärchen und Chipstütchen einzudecken. Die warfen auch die Piraten und Freibeuter vom Wagen des Gewerbevereins herab. Die Mitglieder überlegen sich jedes Jahr ein neues Erscheinungsbild, so wie die Protagonisten des Heimatvereins, die als „Grinch“ auftraten, eine Figur aus einem Kinderbuch von Dr. Seuss, der Weihnachten erst auf die Nerven geht, die sich am Ende aber bekehren lässt.
In der Textilwahl bleiben die Christdemokraten standhaft. Verlässlich erschienen sie als Schornsteinfegern. Mit von der Partie war diesmal Björn Simon, der jüngst in den Bundestag gewählte CDU-Politiker aus Obertshausen. Die Stimmung der Bieberer SPD schien natürlich wesentlich besser als die im Bund, wo die Partei zielstrebig die zehn Prozent ansteuert. Genosse Felix Schwenke konnte hingegen befreit durch die Straßen seiner Heimat schlendern. Er hat im Spätsommer den zweiten Wahlgang zum Oberbürgermeister mit Zweidrittelmehrheit gewonnen und ist erst seit ein paar Wochen im Amt. Da kann ihm noch niemand etwas vorwerfen.
Die Instrumentalisten der Eintracht fuhren mit der Aufschrift „120 Großbaustelle Musik“ durch die Straßen. Zum ersten Mal komplettierten die Jugendwehrfeuerwehr Bieber und der Theaterclub Elmar den Zug. Tobias Gruhn erklärte, man laufe auch immer in Bürgel mit, „aber Bieber ist kleiner und schöner“. Und klar, der Karnevalsclub „Die Offenbacher 03er“ fehlte natürlich auch nicht. Mit von der Partie waren die Vorsitzende Ilse Hammann, der Stadtverordnetenvorsteher Stephan Färber und das OKV-Prinzenpaar von 2016, Simone Klasterka und Michael Wolfram. Vom Rand aus winkte ein Bieberer Fastnachts-Urgestein zu, Büttenredner Willy Röder, der schon bei der großen OKV-Sitzung in der Stadthalle vortrug.
Eine beruhigende Botschaft für Leute von außerhalb präsentierten die Freien Wähler in hessischer Ortografie: „Der Feinstaub ist gar nett schlimm, solang ich nett in Bieber bin.
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