Neues Trauercafé der Hospizbewegung Zuhören und Kaffee trinken

Freuen sich aufs neue Trauercafé: Die Trauerbegleiterinnen Rita Grindl, Christina König, Gabriele Scholz und Sabine Harer vom Vorstand der Ökumenischen Hospizbewegung.

Offenbach – „Lange saßen sie dort und hatten es schwer. Aber sie hatten es gemeinsam schwer, und das war ein Trost. Leicht war es trotzdem nicht.“ Dieses Zitat aus Astrid Lindgrens „Ronja Räubertochter“ beschreibt es ganz treffend, dieses Gefühl der Gemeinschaft, das gerade Trauernden eine große Stütze sein kann – und auch das Anliegen des neuen Trauercafés der Ökumenischen Hospizbewegung ist.

Ein ähnliches Angebot hat es bereits bis Ende 2021 im Caritashaus an der Kaiserstraße gegeben, hat im vergangenen Jahr pausiert. Nun soll es erneut belebt werden, und zwar unter neuer Leitung und in neuen Räumen: Immer am dritten Sonntag eines Monats um 15 Uhr in den Vereinsräumen des „Treffpunkts Friedhof“ auf dem Neuen Friedhof an der Mühlheimer Straße. Der Kontakt kam durch Jutta Sieling zustande, neue Vorsitzende des „Treffpunkts Friedhof“, die zugleich Trauerbegleiterin bei der Hospizbewegung ist. Auch die Leiterin der Städtischen Friedhöfe, Gabriele Schreiber, unterstütze die neue Nutzung in jeder Form.

„Wir haben lange nach Räumen gesucht, diese sind ein echter Glücksfall“, freut sich Vorstandsmitglied Sabine Harer. „Sie sind gemütlich, barrierefrei und gut angebunden.“ Der Besuch des Trauercafés lasse sich bestens mit einem Friedhofsbesuch verbinden. Weiterer Vorteil: Es gibt nicht nur einen einzelnen Raum, sondern zusätzlich einen weiteren, in den man sich bei Bedarf zurückziehen kann, um Gespräche unter vier oder sechs Augen zu führen. „Wenn wir merken, dass sich ein Teilnehmer so wohler fühlt und leichter öffnet, können wir dorthin ausweichen“, erläutert Christina König.

Zusammen mit Gabriele Scholz und Rita Grindl wird sie den offenen Treff leiten. Alle drei sind ausgebildete Trauerbegleiterinnen, haben kürzlich eine zusätzliche Schulung abgeschlossen mit dem Ziel, das Angebot neu zu beleben. König hat selbst ihren Ehemann verloren und wandte sich daraufhin als Trauernde an den Verein. „So, wie ich heute bin, das habe ich alles der Hospizbewegung zu verdanken“, sagt sie voller Überzeugung. Deshalb habe sie den Entschluss gefasst und umgesetzt, selbst Trauerbegleiterin zu werden. So könne sie Menschen helfen, die in der gleichen schwierigen Situation seien.

Zum Trauercafé ist jeder willkommen, unabhängig von Religion oder Kulturkreis. Und auch davon, wie lange der Verlust zurückliegt – denn es gibt keinen Zeitpunkt, wann die Trauer abgeschlossen zu sein hat. „Dazu passt der Spruch: Trauer ist die Lösung, nicht das Problem“, sagt Rita Grindl. Jede Art von Trauer sei individuell, es sei daher unmöglich, allgemeine Ratschläge zu erteilen. Vor allem gehe es bei den Treffen ums Zuhören und Reden, aber auch Schweigen, ums Trösten und Annehmen, ums Weinen, aber auch Lachen. „Wir bieten auch Menschen Platz, die um ein geliebtes Haustier trauern“, ergänzt Gabriele Scholz. Denn auch dies sei ein Verlust, den es zu verarbeiten gilt.

Wie es sich für ein Café gehört, gibt es Kaffee, Tee und Wasser sowie Kuchen. Einige Bäckereien beziehungsweise Geschäfte haben sich bereit erklärt, übrig gebliebenes Gebäck vom Samstag abzugeben. „Dafür sind wir sehr dankbar“, betonen die vier Frauen. Apropos Frauen: „Falls Bedarf besteht, kann auch ein männlicher Trauerbegleiter einspringen“, sagt Harer. Denn mitunter würden sich Männer lieber einem Geschlechtsgenossen anvertrauen. Die Treffen finden jeden dritten Sonntag im Monat, jeweils von 15 bis 17 Uhr in den Räumen des Vereins Treffpunkt Friedhof auf dem Neuen Friedhof, Mühlheimer Straße 425 statt. Eine Anmeldung ist erwünscht unter z 069 80087998; E-Mail: info[at]hospizoffenbach[dot]de. Das Angebot ist kostenlos, Spenden willkommen.

Von Veronika Schade