Friederike und Oliver Nedelmann treten von kleiner und doch großer Bühne ab Abschied vom Wohnzimmertheater

Konzentriert bis zum Schluss: Friederike und Oliver Nedelmann waren bei der letzten Vorstellung ganz die Profis. Bild: ziesecke

Urberach – Für Friederike und Oliver Nedelmann gab es keinen letzten Vorhang, der immer bei solcher Gelegenheit von den Decken großer Bühnen fällt. Die kleine Bühne vor dem Nedelmann’schen Küchenfenster, das schon seit den Anfängen 2004 in den Sommerstücken mitspielte, gab keinen Vorhang her. So war es eben das legendäre Schlussbild der „Titanic“, beide mit ausgebreiteten Armen und den Blick in eine ungewisse Zukunft gerichtet, ehe tosender Applaus und stehende Ovationen Oliver und Friederike Nedelmann für ihre letzte Aufführung im eigenen Theater dankten. Das Schauspielerpaar ist in den vergangenen Wochen aus der alten Telenorma-Villa in eine kleinere Wohnung umgezogen und überlegt nicht erst seither über neue Formate, seine Kunst zu präsentieren.

Da war’s dann doch um die konzentrierte Zurückhaltung aller Emotionen kurzzeitig geschehen: Über Friederikes Wangen rollten ein paar Tränen; Oliver versuchte, seine Gefühle hinter vorgehaltener Hand zurückzuhalten. Doch nach diesem Moment der Melancholie strahlten sie um die Wette. „Sie wissen, was jetzt kommt: Wir laden noch ein zu gemeinsamen Gesprächen und etwas zu trinken“, bat der Chef des gerade eben geschlossenen Wohnzimmertheaters – nur nicht wie gewohnt in die legendäre Küche. Denn die ist längst ausgeräumt, der Garten war die wettergerechte Alternative. „Und wir werden uns irgendwo sehen: in diesem oder einem anderen Theater!“

Fast 20 Jahre war Deutschlands wahrscheinlich einziges echtes Wohnzimmertheater eine Konstante im Rödermärker Kulturleben. Das Ende der Ära, verbunden mit dem Umzug in eine Wohnung gleich um die Ecke und mit vielen Plänen für ein „Theater to go“ und für Küchenaufführungen und mehr im Kopf, haben viele Freunde und langjährige Wegbegleiter miterlebt.

Schon beim Abholen der bestellten Karten brachten Uwe und Claudia Vogel eine Flasche Wein mit: „Damit könnt ihr später mal anstoßen!“ Zusammen mit Freunden aus Eisenach Theaterkollegen aus Fulda, vielen Rödermärker Freunden und Theatergästen genossen sie ein letztes „Leben in vollen Zügen“.

Das Abschiedsstück ist ein wunderbares Sammelsurium von Erlebnissen auf einer Zugfahrt, wie sie auch auf der Dreieichbahn oder der S1 täglich passieren kann. Und vieles davon hatte Anspielungen auf die letzte, von Oliver Nedelmann selbst geschriebene Produktion.

Ein letzter Vorhang fiel also nicht, doch als am Tag nach der Abschiedsvorstellung in Gemeinschaftsarbeit der große Schriftzug „THEATER & nedelmann“ über der Haustür abgenommen wurde, war’s schon sehr emotional Da bleibt allen Rödermärkern die Hoffnung auf neue kreative Ideen von Nedelmann und Nedelfrau hier im Ort, den sie 20 Jahre kulturell prägten.

Von Christine Ziesecke