Drei Jungtiere schlüpfen im Nest nahe der Kläranlage Es klappert in den Auen: Nach 70 Jahren wieder Nachwuchs bei Familie Weißstorch

Nachwuchs bei den Störchen in Rödermark: Ein Köpfchen ist im Nest zu erkennen. Insgesamt sind drei Küken geschlüpft. Foto: p

Rödermark (red) – Die Entwicklung des Weißstorchs in Hessen in den letzten 15 Jahren ist eine Erfolgsgeschichte. Gab es 1990 nur noch ein Brutpaar, waren es im Jahr 2000 etwa 15, 2010 schon 170 und 2018 über 600. Im Kreis Offenbach ist der Storch seit 2014 wieder Brutvogel. Als die Sichtungen von Störchen auch in Rödermark immer häufiger wurden, entschloss sich der Naturschutzbund (Naabu) Rödermark im Jahr 2014, dem Symbolvogel Weißstorch durch das Aufstellen einer Nistplattform bei der Wiederansiedlung zu helfen.

Dem Nabu-Vorsitzenden Dr. Rüdiger Werner war schon damals klar, dass die Kläranlage im Osten von Ober-Roden mit den sie umgebenden Feuchtwiesen ein idealer Standort für das Aufstellen einer Nistplattform sein sollte. „Nach meiner Auffassung bieten die Wiesen und Äcker rund um Ober-Roden auch heute noch genug Nahrung für zwei bis drei Storchenpaare“, so Werner.

„Wir wollten den schönen Vogel, der auch das Wappentier des Nabu ist, unbedingt wieder heimisch machen und haben daher keine Kosten und Mühen gescheut. Glücklicherweise waren alle Entscheidungsträger der Stadtverwaltung einschließlich Bürgermeister Roland Kern und Erstem Stadtrat Jörg Rotter schnell für die Idee zu begeistern, denn ohne die Unterstützung der Stadt Rödermark wäre das Aufstellen der Plattform an diesem Standort nicht möglich gewesen.“ Gemeinsam und durch die finanzielle Unterstützung vieler Einzelspender konnte so im März 2016 die Nistplattform aufgestellt werden.

2017 ließ sich ein Storchenpaar für viele Wochen auf dem Nistplatz nieder, allerdings ohne zu brüten. Ein Partner war im Mai 2015 als Nestling in Hanau-Kleinauheim beringt worden und noch nicht geschlechtsreif.

Das hat sich in diesem Jahr geändert. Das Pärchen kam Mitte März nach Rödermark, wo es Ostern zur Paarung und Eiablage kam. Kurz vor Pfingsten – nach rund 32 Tagen Brutzeit – war es dann so weit: die ersten drei Storchenkinder seit 70 Jahren haben in Rödermark das Licht der Welt erblickt! „Wir sind sehr froh und auch ein wenig stolz darauf, dass die gemeinsamen Bemühungen von Nabu und Stadt Rödermark so schnell zum Erfolg geführt haben“, freut sich Bürgermeister Roland Kern über die frohe Botschaft. „Ich selbst fahre regelmäßig an die Kläranlage, um zu schauen, wie es ‚unseren‘ Störchen geht, und treffe dort immer wieder Bürger, die genauso begeistert sind wie ich. Rödermark ist um eine Attraktion reicher!“

Nun wollen Stadt und Nabu abklären, ob es möglich ist, auf dem Gebäude der Kläranlage eine Webcam zu installieren, damit Interessierte im nächsten Jahr sich online an den Störchen erfreuen und die Entwicklung des Nachwuchses beobachten können. Außerdem will der Nabu, im Herbst weitere Nistplattformen auffstellen.