Nabu zieht gemischte Zwischenbilanz zum Vorkommen von Vögeln Adebar brütet wieder, Lerchen verschwinden

Störche haben das Nest auf dem Mast an der Kläranlage in Ober-Roden angenommen. Foto: p

Rödermark (red) – Seit Jahren ist der Bestand vieler Vogelarten in Deutschland rückläufig. Auch Rödermark kann sich diesem negativen Bestandstrend nicht entziehen. Eine der Hauptursachen ist die Intensivierung der Landwirtschaft in den letzten 40 Jahren und der damit verbundene starke Rückgang der Insekten als wichtigste Nahrungsgrundlage. Untersuchungen in Nordrhein-Westfalen haben ergeben, dass die Biomasse der Insekten in den letzten Jahren um 80 Prozent zurückgegangen ist. Auch Pflanzensamen als zweite Nahrungsgrundlage sind in der aufgeräumten Landschaft kaum noch zu finden.

Neben dem Nahrungsmangel fehlt es vielen Vogelarten auch an geeigneten Nistmöglichkeiten. Alte, höhlenreiche Bäume sind in Feldflur und Wald eine Seltenheit, Bodenbrüter verlieren durch früher einsetzende Mahden oder wiederholte Störungen (durch Menschen und Hunde) ihre Bruten. Eine weitere Ursache für Bestandsrückgänge sind die zunehmenden Gefahren für Zugvögel.

Einer der Verlierer ist der Kiebitz. Vor 40 Jahren ein Allerweltsvogel haben sich die Bestände in Deutschland in den letzten 20 Jahren um 75 Prozent verringert. Bis im letzten Jahr war der Kiebitz in Rödermark als einziger Gemeinde im Kreis Offenbach noch Brutvogel. 2017 ist das erste Jahr ohne einen Brutversuch.

Auch die Bestände der Feldlerche sind weiter rückläufig. Im Kreis Offenbach brach der Bestand in den letzten 20 Jahren um 80 Prozent auf unter 100 Brutpaare ein. Konnten durch den Nabu in Rödermark 2016 noch mindestens 20 besetzte Reviere festgestellt werden, liegt die Zahl in diesem Jahr bisher bei nur zwölf besetzten Revieren.

. „Es gibt aber auch erfreuliche Ausnahmen“, berichtet Rödermarks Nabu-Vorsitzender Dr. Rüdiger Werner. „Wir konnten in diesem Jahr erstmals über zehn besetzte Reviere des Feldschwirls feststellen. Auch der Bestand der Nachtigall hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen, so dass wir ihren Bestand erstmals auf über 20 Reviere in Rödermark schätzen.“ Der Bestand des sehr seltenen Schwarzkehlchens scheint mit fünf bis sechs Revieren stabil zu sein. Ebenfalls stabil sind die Bestände von Goldammer und Gartengrasmücke, bei der Dorngrasmücke und der Mönchsgrasmücke ist 2017 eine leichte Zunahme festzustellen. „Die letztgenannten Arten sind auf Gestrüpp, Hecken und Sträucher in der Feldflur angewiesen. Da in Rödermark im Vergleich zu anderen Gemeinden relativ viele Feldgrundstücke brach liegen, nimmt der potenzielle Lebensraum für diese Arten bei uns tendenziell zu“, erklärt Dr. Werner die Ausnahme.

Eine andere, weil erfreulich positive Entwicklung zeigen die aktuellen Bestandszahlen des Weißstorchs. Diese wuchsen in den vergangenen 15 Jahren in Hessen im Schnitt um fast zehn Prozent jährlich, so dass 2016 wieder fast 450 Brutpaare gezählt werden konnten. Der Nabu Rödermark hat daher, in Zusammenarbeit mit der Stadt Rödermark und mit Hilfe vieler privater Spender, im Frühjahr 2016 auf dem Gelände der Kläranlage Ober-Roden einen ersten Mast mit einem Storchennest aufgestellt. Etwas traurig mussten die Rödermärker Naturschützer feststellen, dass die Störche im Februar und März noch einen weiten Bogen um Rödermark machten, während die Zahl der besetzten Nester im benachbarten Münster und am Reinheimer Teich zunahmen. Doch seit Anfang April ist auch im Rödermärker Storchennest Leben zu beobachten. Ein Pärchen hat sich dort niedergelassen, allerdings ohne bisher mit einer Brut zu beginnen. Dr. Werner dazu: „Wir sehen das als ersten Schritt, dass der Standort angenommen wird und sind sehr zuversichtlich, dass wir im nächsten Jahr die Geburt der ersten Rödermärker Störche seit über 50 Jahren beobachten können“.

Im letzten Jahr hat der Nabu Rödermark begonnen, die verbliebenen Schwalben im Stadtgebiet von Rödermark zu kartieren. Eine flächendeckende Kartierung ist durch die ehrenamtlichen Naturschützer alleine kaum zu schaffen. Daher rief der Nabu die Bevölkerung zur Mithilfe auf und hat darum gebeten, angeflogene Schwalbennester zu melden. Diesen Aufruf möchte der Nabu in diesem Jahr wiederholen.

„Im letzten Jahr hat unsere eigene Suche sowie die Hinweise aus der Bevölkerung einen Gesamtbestand an Rauch- und Mehlschwalben von rund 100 Brutpaaren im Stadtgebiet ergeben. 1985 waren es allein im Stadtteil Ober-Roden noch 210 Brutpaare“, so der stellvertretende Nabu-Vorsitzende Sven Burger. „Seit Anfang Mai sind die Schwalben nun aus dem Winterquartier zurück und dabei, Nester auszubessern und zu besetzen. Wir bitten daher unsere Mitbürger erneut, uns entsprechend zu informieren, wenn irgendwo ein Schwalbennest neu gebaut oder ein vorhandenes besetzt wird, damit wir unsere Verbreitungskarte vervollständigen und den Bestand in Rödermark möglichst genau erfassen können.“ Meldungen bitte per E-Mail an Nabu[at]pswerner[dot]de oder unter Telefon 06074 2112030. Hausbesitzern bietet die Nabu-Gruppe Hilfe bei der Anbringung von Kotbrettern zum Schutz der Fassade an. Auch steht ein kleines Kontingent an Kunstnestern zur Verfügung, um die mittlerweile als gefährdet eingestuften Frühlingsboten zu unterstützen, da das für natürliche Nester benötigte Nistmaterial (feuchter Lehm/Erde) immer schwerer zu finden ist.