Protestanten stehen zu 100 Prozent hinter Zusammenschluss Kirchenfusion abgesegnet

Wichtige Unterschrift in gemütlichem Ambiente: Die Verträge zur Fusion der evangelischen Kirchengemeinden Ober-Roden und Urberach wurden umrahmt von lila Luftballons und weißen Tulpen unterzeichnet. Bild: privat

Rödermark – Das von oben angeordnete Zusammenrücken von Kirchengemeinden – egal, welcher Konfession – bringt vielerorts Irritationen, Unsicherheit und Ärger. Die Rödermärker Protestanten bringen diesen Prozess nicht nur reibungslos über die Bühne – in Ober-Roden und Urberach herrscht vielmehr Vorfreude auf die Fusion.

Die positive Atmosphäre zeigte sich zum Beispiel bei der dritten gemeinsamen Sitzung der Kirchenvorstände. Nachdem sie im Februar dem Entwurf des Fusionsvertrages zugestimmt hatten, stand jetzt die Unterschrift unter dem Vertrag an. Die Vorsitzenden Martin Annighöfer (Ober-Roden) und Erika Neudert (Urberach) sowie Pfarrer Oliver Mattes setzten ihre Namen unter das wohl wichtigste Dokument der vergangenen Jahrzehnte. Die Fusion zwischen den Gemeinden, die ohnehin schon eng zusammenarbeiten, ist damit in trockenen Tüchern. Und eines ist sicher: Die Menschen, die in dieser bald gemeinsamen Gemeinde leben und sich für ihre Kirche interessieren, stehen zu 100 Prozent hinter diesem Beschluss, wie sie in einer Abstimmung im Herbst bewiesen. Zudem ist die Zusammenlegung ein allein schon organisatorisch bedeutender Schritt hin zum Programm „ekhn 2030“. Die Landeskirche sieht bis dahin Nachbarschaftsräume mit Gemeinden in der Nähe vor – im Rödermärker Fall mit Rodgau. Diese werden von sogenannten Verkündungsteams bestehend aus mindestens drei Pfarrerinnen oder Pfarrern, geleitet.

Der erste nun formal besiegelte Schritt, die Kooperation der Rödermärker Gemeinden, ist ein logischer. Denn seit Längerem wird vieles zusammen gemacht, von der übergreifenden Arbeit der Sekretärinnen über gemeinsame Sitzungen der Kirchenvorstände bis hin zur Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Gemeindepädagoginnen Mairine Luttrell und Elke Preising nannten die Konfirmandenarbeit als Beispiel.

Der Wunsch der ehrenamtlichen Gemeindeleitungen: „Die gute Zusammenarbeit gilt es auch in allen anderen Bereichen weiter auszubauen, um schon jetzt zusätzliche Synergien zu schaffen und der am 1. Januar 2025 entstehenden neuen „Evangelischen Kirchengemeinde Rödermark“ einen guten Start zu ermöglichen.“ Dies ist besonders unter dem Aspekt Personalnot dringend geboten. Ab August, nach dem Wegzug von Pfarrer Oliver Mattes, beendet auch Florian Wachter seine Vikariatszeit in Urberach. Voraussichtlich sind dann die Pfarrstellen Urberach und Ober-Roden verwaist.

Doch zurück zur Fusion: Was auf den ersten Blick als gut vorbereitete und gelingende Zusammenlegung mit großen Synergieeffekten vor allem auf personellem Bereich anmutet, wird den Verantwortlichen in den nächsten Wochen und Monaten noch viele Stunden härtester Denkarbeit und manches graue Haar bereiten. Alle praktischen Probleme können erst angegangen und hoffentlich zur Zufriedenheit aller gelöst werden, wenn „Brief und Siegel“, sprich die offizielle Bestätigung aus Darmstadt, da ist.

Dann wird es schwierig: Was machen zwei zusammengelegte Gemeinden mit zwei Kirchen, zwei Gemeindehäusern und zwei Pfarrhäusern? Finden sich überhaupt Pfarrerinnen oder Pfarrer, die in Rödermark arbeiten wollen? (Die Gemeinden wünschen sich ein Pfarrerpaar oder gerne im Team arbeitende Kollegen). Wie werden die Büros, die derzeit wechselnd besetzt sind, dann arbeiten? Wie werden die Konten verwaltet? Wo arbeiten die bislang in den beiden Gemeinden beheimateten Gemeindepädagoginnen?

Eines steht derzeit fest: Da Ober-Roden die zahlenmäßig größere Gemeinde ist, wird sie nominell die Postanschrift sein. Das wirft weitere Fragen auf. Bedeutet dies das Ende des Büros in Urberach? Wie werden die Gottesdienste, die während der „Sommerkirche“ wieder wechselweise in beiden Gemeinden oder aber in der Weidenkirche stattfinden, dann gefeiert? Wie kommen die Gottesdienstbesucher jeweils in den anderen Ortsteil? Dazu kommen technische Probleme. Die Petrusgemeinde hat ihren Bus gegen ein Elektroauto ausgetauscht, das eine Ladestation in Urberach hat. Also wird es dort auch weiter beheimatet sein: kein Problem, solange der gelbe Gockel-Bus noch fährt. Doch was wird dann?

Das sind nur einige Facetten der vielen Probleme, die in den nächsten Monaten bis zum 1. Januar 2025 auf das ohnehin personell gebeutelte Team beider Gemeinden zukommen. Ein großer Vorteil: Die Rödermärker Kirchenvorsteherinnen und -vorsteher freuen sich über diese Zusammenlegung, die letztlich viel Arbeit und Zeit ersparen kann, wenn sie laufen wird. Und deshalb gehen sie mit großer Freude und Zuversicht an ihren Arbeitsauftrag heran. Hoffentlich bleibt ihnen diese innere Freude bei der Arbeit und ihre Lust auf gemeinsames Handeln lange erhalten.

Von Christine Ziesecke

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