Bestandserfassung in Rödermark / Familie Bergling ausgezeichnet Nabu bittet Bürger um Hilfe beim Zählen der Schwalben

Eine typisches Schwalbennest mit einem seiner Bewohner: Foto: Bergling/p

Rödermark (chz) – Die erste Plakette „Schwalbenfreundliches Haus“ ist vergeben und hängt in Messenhausen, Neben den Rodäckern - kein Wunder, wenn man das Haus der Familie Bergling kennt, vor allem von der Gartenseite her. Im Beisein von Bürgermeister Roland Kern bekamen Dirk und Tanja Bergling von Nabu-Vorsitzendem Rüdiger Werner diese Auszeichnung überreicht – warten doch allein acht Kunstnester unterm Dach auf Bewohner; zwei davon sind derzeit „belegt“. Kunstnester halten besser an den heutigen Fassadenmaterialien und werden gerne angenommen, oft auch noch von den Schwalben zusätzlich etwas „naturverputzt“. Kunstnester machen allerdings nur dort Sinn, wo es auch schon Naturnester gibt oder gab. Kunst- wie Naturnester können von den Vögeln durchaus 20 Jahre lang genutzt werden. Eine Lehmschale auf dem Garagendach, die feucht gehalten wird, stellt zusätzlich dringend benötigtes Nistmaterial zur Verfügung. Dirk Bergling wollte eigentlich Mauersegler, die ihm als Hobby-Segelflieger sehr vertraut sind, ansiedeln, und bestellte gleich mal ein paar Schwalbennester mit. Schwalben gabs durch den bis im vergangenen Jahr benachbarten Pferdehof Akita zur Genüge in der Umgebung. Mittlerweile im dritten Jahr, sind schon 17 junge Schwalben bei den Berglings geschlüpft. „Und hier bleiben sie immer bis zum 26. September!“ – wie die Schwalben dieses Datum in sich verspüren, ist unklar, aber mit ganz kleinen Abweichungen ist es immer genau dieser Tag, wenn sie sich zum Abflug in den Süden aufmachen – um im nächsten Jahr wieder zu kommen, diesmal etwas früher als sonst.

„Schützen können wir nur, was wir auch kennen“ – deshalb möchte der Naturschutzbund Rödermark langfristig den Schwalbenbestand im Gemeindegebiet erfassen. Von den drei in Deutschland vorkommenden Schwalbenarten sind Mehl- und Rauchschwalbe noch flächendeckend präsent, allerdings deutlich abnehmend. Dies gilt besonders für die an Hauswänden brütende Mehlschwalbe, während sich die vor allem in Ställen und Scheunen brütende Rauchschwalbe besser gehalten hat. Der Rückgang liegt am schwindenden Nahrungsangebot und am fehlenden Material für den Nestbau: Fluginsekten, deren Zahl in den letzten Jahrzehnten massiv zurückgegangen ist, sowie feuchte, lehmige Erde, die sie immer seltener finden können.

Um den Schwalbenbestand in Rödermark möglichst vollständig erfassen zu können, sind die Naturschützer auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen. „Wir können unmöglich in einer Brutsaison alle Dachüberstände auf Schwalbennester kontrollieren“, erklärt Dr. Werner. „Daher bitten wir alle Bürger um ihre Unterstützung: wenn Sie selbst Schwalbennester an ihrem Haus haben oder Gebäude kennen, an denen Schwalben brüten, teilen uns den Standort mit - per E-Mail an Nabu[at]pswerner[dot]de oder telefonisch unter 06074 2112030.“

Zur Kartierung der Rauchschwalben wollen die Naturschützer in den nächsten Wochen Kontakt zu den örtlichen Landwirten und Pferdestallbesitzern aufnehmen. Schwalbennester sind übrigens nach § 44 Abs. 1 Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Bei den Schwalben handelt es sich um nesttreue Vogelarten, die alte Nester wieder benutzen oder neue an alter Stelle errichten. Nach einem Urteil des Bundesverwaltungsgerichts sind Brutstätten nesttreuer Arten geschützt. Der Nabu informiert und berät - auch beim Anbringen von Kotbrettern zum Schutz der Fassade.

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