Andreas Zöller und „Endlisch Musigg“ voll in ihrem Element Märchenhafte Musikreise

Ein optisches Highlight: die Tänzerinnen der Ballettschule von Sim Aktel-Saberi.

Ober-Roden – Etwa 500 Gäste erlebten in der sehr gut besuchten Kulturhalle die „MärchenMusigg“ des sehr ungewöhnlichen „Endlisch Musigg-Orchesters“. Die Geschichte von „Kamar & Badur“ erzählte das „EndlischMusigg-Orchester“ unter der Leitung von Andreas Zöller gemeinsam mit Sprecher Jürgen Fritsche und einem jungen Ensemble der Ballettschule Sim Aktel aus Dietzenbach. MVV 08-Musikerin Corinna Lang moderierte das sehr gelungene Spektakel.

Ein kurzes Märchen, das schnell gelesen ist, in der Bühnenversion aber eine gute Stunde Spannung servierte, die durchaus – trotz der „klassischen“ Musikanteile des großen EM-Orchesters – auch die Kinder in Bann zog. Gute Unterhaltung für (Groß-) Eltern und Kinder war angekündigt worden, und die gab es tatsächlich, eingebettet in eine stimmungsvolle Kulisse unter dem Motto „Tausend und eine Nacht“. Eine Inszenierung mit viel Liebe zum Detail bekamen Groß und Klein zu sehen und zu hören. Kinder, die sich vielzählig auf die Vorbühne getraut hatten oder bei ihren Familien saßen, wurden zum Rahmenprogramm um das Stück. Ein gewaltiger, wohlverdienter Schlussapplaus krönte die Aufführung, in der es um die im Traum entstandene Liebe zweier junger Menschen ging, die sich über ihre Musik und über verschlungene Pfade im wahren Leben wiederfanden. Eine wunderbare Variante wie so oft bei Endlisch-Musigg-Aufführungen: Der Originaltext wurde von Mitmusikerinnen und -musikern stückweise in feinstes Oweräirerisch übersetzt. Es wimmelte von „Ei, wer issen des?“ über „Ei, wo kommst du dann her?“ bis zu Szenenorten wie dem Trinkborn-Brunnen. Nicht zuletzt dadurch hatten auch die Erwachsenen viel zu lachen; feinstes Oweräirerisch neben Deutsch-Amerikanisch im tiefsten Orient: Das war eine ausgesprochen fröhliche Mischung. Erste Stadträtin Andrea Schülner hatte die Schirmherrschaft für die Matinee übernommen und freute sich vor allem, dem Komponisten dieses Märchens, Enrico Tiso, für diese phantastische „MärchenMusigg“ persönlich zu danken: „Tausendundeinmal Dank!“. Der Komponist und Arrangeur, der zuvor schon das Märchen „Pinocchio“ für und mit den Musikern arrangiert hatte, war für die Erstaufführung seines Werkes extra von Mailand nach Ober-Roden gereist und wurde mit herzlichem Beifall begrüßt.

Der Applaus brauste aber auch für die Ballettschülerinnen der Dietzenbacher Tanzschule von Sim Aktel auf, die dem Bühnenbild viel arabisches Flair verliehen. Ganz besonderer Beifall aber galt dem Sprecher und Märchenerzähler Jürgen Fritsche. Seiner einschmeichelnden und dennoch sachlichen Stimme hätte man noch stundenlang zuhören können; hoffentlich kehrt er im kommenden Jahr wieder auf die Märchenbühne von „Endlisch Musigg“ zurück, zumal zwischen dem Erzähler und dem immer hellwachen Dirigenten große Harmonie rund um die verschiedenen Einsätze herrschte. Spätestens beim gut gewählten vorweihnachtlichen Hit „In der Weihnachtsbäckerei“, zu dem alle Kinder im Saal selbst gemachte kleine Schellenbänder bekamen, konnten sich alle Gäste mit einbringen und taten dies auch mit sichtlichem Vergnügen. Ab dem letzten Ton des sehr außergewöhnlichen Quereinsteiger-Orchesters des MVV 08 Ober-Roden, dem Endlisch Musigg-Orchester, beginnt nun auch schon die Vorfreude aufs nächste Jahr und die nächste Märchenmusigg. Inzwischen gibt’s aber diesmal die Möglichkeit, sich immer wieder an „Kamar und Badur“ in der Oweräirer Version zu erfreuen: ab den kommenden Tagen wird es über Instagram, YouTube, Facebook und natürlich über die Homepage des Vereins beliebig oft nachzuerleben sein. Die Aufnahmen dafür wurden – um die Uraufführung nicht zu stören – bereits in der Vorwoche gemacht und sind in Bearbeitung.

Von Christine Ziesecke