MTV-Theatertruppe fällt scharenweise der Habgier zum Opfer Nur sehr wenige Überlebende, aber sehr viel Vergnügen

Ein jeder der Besucher rechnete mit dem bevorstehenden Ableben von Erbtante Josefa (Jutta Catta) - doch es sollte ganz anders kommen

Rödermark (chz) – Einmal jährlich ist Theaterzeit beim MTV: „(St)erben ist tödlich“, eine Kriminalkomödie von Christine Steinwasser, stand diesmal auf dem Spielplan, und tatsächlich stapelten sich die Leichen buchstäblich auf der Bühne der Kelterscheune.

Da sich für die Kinder – weitgehend Nachwuchs der eigenen Truppe - im Stück keine Rollen fanden, erfand Steffi Gleitsmann als herrlichen Einstieg ein Medley aus den drei Krimi-Ohrwürmern samt vergnüglicher Choreographie für Julie Gleitsmann, Hanna Pippig, Enno Ellger, Felix Richter sowie Simon und Julian Bahnen. Die Tatort-Erkennungsmelodie leitete weiter zur reichen und sehr schwerhörigen Erbtante – wunderbar authentisch gespielt von Jutta Catta, die all ihre Nichten (Merle Catta, Ayla Orth, Vanessa Koser) und ihren Neffen (Nils Neidig) sowie dessen Ehefrau (Johanna Catta) eingeladen hatte, um ihnen das geplante Testament zu erläutern. Das muss schief gehen: hier die verwöhnte Dame, die sich vom geplagten Hausmädchen (Esther Zahedi, „Ich sehe nichts, ich höre nichts, ich sage nichts!“) ein Bad einlaufen lässt, dort das Hippiemädchen: „Peace, Leute! Alles ist cool, alles ist easy“; hier die Hoffnung auf ein großes Stück vom Erbe und dort die ernüchternde Auskunft, dass es dem Franziskushaus der Caritas in Urberach zugute kommen soll – das bedingt rasches Handeln. Ideen zum vorzeitigen Ableben der Tante haben fast alle, doch warum segnet ein Verwandter nach dem anderen mysteriös das Zeitliche? die Kommissarin (Barbara Dörner) möchte ins Wochenende und schiebts auf Unfälle. Ihre beiden Assistentinnen (Laura Pehl und Pauline Rösler) gehen von Mordtheorien aus. Und hier kommt die perfekt gespielte Gesellschafterin Adelgunde (Silke Pippig) ins Spiel, die sich ihre langen Jahre der Treue gerne nachträglich versilbern möchte: Killer Harry Hauer (Claudia Bahnen) und seine Komplizin Vivien (Maike Dörner) werden angeheuert (mit Mengenrabatt: „Nimm fünf, zahl vier!“), kommen nur leider immer zu spät…. Die Erbtante selbst erweist sich als langlebiger als erwartet, zumal plötzlich ihre Jugendliebe, der Killer Luigi (Franz Till), auftaucht. „Ende gut“ stimmt dann vielleicht doch nicht für die vielen Leichen…

Mit diesem Stück hat die MTV-Truppe wieder mal richtig auf vergnügliche Spannung gesetzt. Die Gäste im ausverkauften Saal haben zwei Abende lang allerfeinstes Laientheater serviert bekommen, gespickt mit kleinen lokalen Assoziationen. Richtigey Gespür hatte auch die frühere Regisseurin Gertrud Schulze, die ihre Arbeit in die richtigen Hände weitergegeben hat: Regisseurin Nicole Seibert hat ihr Team (unter anderem mit Andreas Werner an der Technik) gefordert, aber keineswegs überfordert. Sie erntete den Schlussapplaus und den Dank aller Schauspieler, nicht zuletzt auch des MTV-Vorstandes, der durch Renate Frank-Ulke mit Blumen überbracht wurde. Rödermark freut sich schon auf den Herbst 2017.