Kurzgeschichten für den "Frankfurter Kulturbeutel" Irmgard Schürgers hat das Schreiben für sich entdeckt

Die Bergen-Enkheimerin Irmgard Schürgers ist Mitglied des Uniscripta Verlags. Das neueste Werk des Autorenverlags ist der „Frankfurter Kulturbeutel“. Foto: sh

Bergen-Enkheim (sh) – Nach Besuchen von Seminaren zum „Kreativen Schreiben“ an der Goethe-Universität gründeten zehn Studierende der Universität des dritten Lebensalters 2010 den Uniscripta Verlag, um ihre eigenen Bücher zu veröffentlichen. Seitdem sind bereits 24 Bücher des Autorenverlags auf dem Markt. Zum Uniscripta Verlag gehört auch die Bergen-Enkheimerin Irmgard Schürgers, die zu der neuesten Kurzgeschichtensammlung „Frankfurter Kulturbeutel“ beigetragen hat.

 

„Der Bücherschrank oder eine Muse von Apoll“ heißt die Geschichte, die Einzug in den „Frankfurter Kulturbeutel“ gefunden hat. Darin spielt der Bücherschrank am Merianplatz in Bornheim die titelgebende Rolle. „Den Bücherschrank an der Triebstraße gab es noch nicht, als ich die Geschichte geschrieben habe, sonst hätte ich natürlich den genommen“, sagt die Autorin.

Irmgard Schürgers schreibt zum ersten Mal aus der Perspektive eines Mannes

Die Hauptfigur ihrer Geschichte ist ein in die Jahre gekommener Schriftsteller mit Schreibblockade. Dieser meint, in einer jungen Frau, die den Bücherschrank aufsucht, endlich seine Muse gefunden zu haben. Für Irmgard Schürgers, die bereits zwei Krimis sowie diverse Erzählungen verfasst hat, ist es das erste Mal, dass sie aus der Perspektive eines Mannes schreibt. „Ich hatte beim Schreiben das Bild eines alternden, arroganten, aber gut aussehenden Schriftstellers vor Augen“, verrät die Autorin. Um das Bornheimer Kneipenflair rund um den Bücherschrank naturgetreu wiedergeben zu können, hat Schürgers sich noch einmal ganz genau in dem Stadtteil, in dem sie ihre ersten Lebensjahre verbracht hat, umgeschaut. „Ich musste mich auf den aktuellen Stand bringen, damit der Zug der Hauptfigur durch die Kneipen authentisch wird“, erklärt die Schriftstellerin. Dabei hat sie auch das Foto vom Bücherschrank geschossen, das auf dem Cover des „Frankfurter Kulturbeutels“ zu sehen ist.

Der Uniscripta Verlag setzt sich in der Geschichtensammlung mit Kultur in Frankfurt auseinander

Das Autorenteam hatte sich für die Textsammlung zum Ziel gesetzt, Geschichten zu erzählen, die mit Kultur in Frankfurt zu tun haben. Neun Werke von neun Autoren sind dabei entstanden. Die Vorgabe wurde vielseitig umgesetzt. Neben Schürgers’ Bornheimer Bücherschrank ist unter anderem vom Struwwelpeter, vom Verkehrsmuseum, von der Uraufführung des Fassbinder-Stücks „Der Müll, die Stadt und der Tod“, und von Goethe, der aus seinem Bild heraustritt, zu lesen.

Irmgard Schürgers hat das Schreiben schon immer fasziniert

Irmgard Schürgers hat mit 55 Jahren aufgehört, zu arbeiten und dafür mit dem Schreiben angefangen, weil es sie „schon immer fasziniert hat“. An der Universität des dritten Lebensalters fand die Bergen-Enkheimerin nicht nur Gleichgesinnte, sondern in Astrid Hennies auch eine Dozentin, die mit dem Ausspruch: „Jetzt könnt ihr selbst mal ein Buch schreiben“ den Uniscripta-Stein ins Rollen brachte.

Die Gruppe einigte sich schnell auf das Genre Krimi. Zweieinhalb Jahre benötigten die Autoren, bis die Krimis schließlich druckreif waren. Während der Schaffenszeit wurden Seminare besucht und man las sich immer wieder gegenseitig den Stoff vor. „Zwischendrin gab es Phasen, in denen es zäh lief und der eine oder andere schon aufgeben wollte“, erzählt Schürgers. Doch die Gruppe hielt durch. „Es war ein irres Gefühl, als die Bücher fertig waren“, schildert Schürgers. Nun sollten die Werke auch verlegt werden und die Idee der Gründung des Uniscripta Verlags war geboren. Zuerst wurden zwei Bücher veröffentlicht, von dem Verkaufserlös die nächsten beiden Bücher gedruckt. „Es lief sehr gut. Jedes Quartal kamen zwei Bücher raus, bis alle Krimis erschienen waren“, sagt die Bergen-Enkheimerin.

Schürgers' Erstlingswerk „Kaltherz“ spielt in einem Wohnheim für geistig Behinderte

In ihrem Erstlingswerk „Kaltherz“ geht es um Missbrauchsfälle in einem Frankfurter Wohnheim für geistig Behinderte. „Über die dunkle Seite zu schreiben, ist schwer. Ich habe mich immer gefragt, wie die Geschichte bei den Lesern ankommen wird. Ob sie den Stoff spannend finden. Als dann sehr positive Rückmeldungen zu dem Krimi kamen, war das ein tolles Gefühl“, berichtet Schürgers.
In ihrem zweiten Krimi „Denn sie wissen, was sie tun“ spielt Schürgers mit der These, dass Aluminium Alzheimer hervorrufen könne. Es geht um mysteriöse Todesfälle und die Pharmaindustrie. „Beim zweiten Mal war es schon einfacher, den Spannungsbogen zu halten“, sagt die Autorin.
Ob es noch einen weiteren Krimi aus ihrer Feder geben wird, ist aber fraglich. „Es ist nicht unbedingt mein Lieblingsgenre, man kann auch andere Themen spannend rüberbringen“, sagt die Bergen-Enkheimerin. Sie würde zum Beispiel gerne über ihre Familie schreiben. Schürgers lebt in einem Drei-Generationen-Haus, ihre Schwester ist geistig behindert. „Trotzdem wird in meiner Familie viel gelacht. Ein Buch über meine Familie würde deshalb humorvoll sein und die Leser zum Schmunzeln bringen“, sagt Schürgers.

„Frankfurter Kulturbeutel“, Uniscripta Verlag, ISBN 978-3-942728-23-2, 12,50 Euro, www.uniscripta.de.