Weniger Mitleid, mehr Verständnis Besuch beim Rollstuhl-Sport-Club Frankfurt

Jul und Janina auf Augenhöhe. Foto: Faure

Seckbach (jf) – „Der Eisbär kommt!“, ruft ein Junge und rollt los. Wen er von den „Fischen“ berührt, der gefriert. Ein Spiel in der Sporthalle der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Frankfurt (BGU), das den Kindern und Jugendlichen Spaß macht, es geht laut und fröhlich zu. „Wir sind zum fünften Mal beim Rollstuhl-Sport-Club (RSC) zu Gast, fahren seit 2007 alle zwei Jahre nach Frankfurt“, erklärt Torsten Guldenschuh, Leiter der Kindergottesdienstgruppe der Evangelischen Kirchengemeinde Karlsruhe Neureut-Nord.

15 Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren sitzen an diesem Tag für ein paar Stunden selbst im Rollstuhl, der von Sanitätshäusern Karlsruhes für diesen Zweck zur Verfügung gestellt und mitgebracht wurde. „Natürlich haben wir vorher über das Thema gesprochen und die Rollstühle ausprobiert“, erläutert Guldenschuh. 50 Prozent der Teilnehmer aus dem Badischen sind zum ersten Mal bei diesem integrativen Sportnachmittag dabei, die anderen waren schon ein- oder mehrmals mitgefahren. So wie der zwölfjährige Jul.

Einsicht und Verständnis

„Es ist spannend, selbst zu fühlen, wie es im Rollstuhl wirklich ist. Und ich finde toll, dass sich die Rollis vom RSC nicht einschränken lassen“, sagt Jul.Die sechszehnjährige Janina bewegt sich seit zehn Jahren im Rollstuhl. „Selbstständigkeit ist für mich wichtig. Deshalb sollte es mehr Barrierefreiheit geben und nicht so viele dumme oder mitleidige Blicke“, sagt sie, „Mitleid bringt nichts, die Leute sollten sich besser selbst in unsere Lage versetzen.“ Das gelingt an diesem Nachmittag, es gibt Geschicklichkeitsspiele und gemeinsame Aktionen. Janina ist im RSC gut dabei, klettert und schwimmt. Sie besucht eine normale Schule mit inklusiven Angeboten, wohnt zu Hause.

Genau genommen haben die neun RSC-Mitglieder an diesem Nachmittag bei den Spielen den Gästen einiges voraus. Doch das zählt nicht. Viel wichtiger sind die Einsichten und das Verständnis, dass die Karlsruher nach diesem Besuch mit nach Hause nehmen. Für den RSC ist es eine wunderbare Gelegenheit, neue Menschen kennen zu lernen und vielleicht auch alte Bekannte wiederzutreffen und das Selbstbewusstsein zu stärken. RSC-Übungsleiterin Andrea Schlicker weiß, wie wichtig solche Begegnungen sind. „Wir freuen uns, dass die Karlsruher nun zum dritten Mal in der BGU zu Gast sind. Schön, dass dieses Interesse am RSC bereits über so viele Jahre besteht.“