Rollstuhl-Sportclub Frankfurt feiert 50-jähriges Bestehen Da wird erfolgreich am Rad gedreht

Wolf Meißner spielt Tischtennis, engagiert sich außerdem bei den Handbikern und den Curlern – im Hintergrund Claudiu Kirschner. Foto: Faure

Seckbach (jf) – Ein Gespräch? Gerne. Aber vor der Sporthalle, im Gang, da ist es ruhiger, das Klick-Klack der Tischtennisbälle nicht so laut zu hören. Wolf Meißner rollt aus der Halle im Untergeschoss der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik (BGU). Seit seinem Motorradunfall 1994 sitzt er im Rollstuhl. Wie war das damals? „Eigentlich bin ich nicht in ein Loch gefallen, habe schon vorher Tischtennis gespielt und dann meine ganze Energie in den Sport gesteckt. So kommt das Selbstbewusstsein zurück“, erklärt der 47-Jährige mit den wachen Augen, dem zusammengebundenen Vollbart und den fast schulterlangen Haaren. Diese Worte nimmt man ihm ab. Aber wie schwierig war der Weg? „Man braucht einen festen Willen, muss an sich arbeiten und Zeit investieren – dann schafft man das“, sagt Meißner. Auf seinem schwarzen Polohemd ist in roten Buchstaben RSC Frankfurt zu lesen, außerdem ist das Emblem des Vereins aufgenäht.

Seit 1995 gehört Wolf Meißner dem Rollstuhl-Sportclub Frankfurt an, spielt nicht nur Tischtennis und ist da Übungsleiter, sondern trainiert auch die Handbiker und engagiert sich im Curling. Letztere Sportart, die eigentlich in die kalte Jahreszeit gehört, ist momentan sein Lieblingsthema. „Fünf Leute gehören zu einer Mannschaft. Ich stehe momentan auf Platz sechs – hätte also keine Chance bei den Paralympics im südkoreanischen Pyeongchang 2018. Aber wer weiß ...“ Die Paralympics sind ein großer Traum für den Mann, der Trike fährt und im Winter auf ein Spezialauto umsteigt. Das waren sie auch für einen der Gründer des RSC, Manfred Emmel. An sechs Paralympischen Spielen nahm er teil, errang dabei zehn Gold- und Silbermedaillen im Tischtennis und im Schwimmen. Sicher wäre der 72-Jährige gerne zur Jubiläumsfeier gekommen, konnte das jedoch aufgrund gesundheitlicher Probleme nicht.

Wolf Meißner, der 2008 Deutscher Meister im Tischtennis war, ist froh, sich vielfältig sportlich betätigen zu können. Was er sich wünscht? „Klingt vielleicht merkwürdig, aber ich bin glücklich.“ Der Verheiratete und Vater eines erwachsenen Sohnes lächelt – offen, gewinnend. „Durch den Rollstuhl habe ich die Welt noch einmal und auf andere Weise entdeckt“, sagt er. Claudiu Kirschner, der seit zehn Jahren Tischtennis beim RSC spielt, sieht das ähnlich. „Natürlich gibt es Hochs und Tiefs. Aber Tischtennis macht Spaß“, meint er. Beide kommen nach dem Sport in den Veranstaltungsraum der BGU, dort findet die Feier statt.

Dr. Rafaela Korte, Geschäftsführerin der BGU, begrüßt die Gäste: „Willkommen zu einem außergewöhnlichen Jubiläum. Der RSC Frankfurt ist der größte Rollstuhl-Sportclub Deutschlands.“ Fünf Jahre nach Eröffnung der BGU wurde er gegründet, damals noch als „Hessische Versehrtensportgemeinschaft für Querschnittgelähmte“ mit 44 Mitgliedern. 1978 erfolgte die Umbenennung. Heute hat der RSC Frankfurt 325 Mitglieder, bietet die Abteilungen Kinder- und Jugend- sowie Breitensport, Basketball, Bogenschießen, Curling, Handbiken, Schwimmen, Tanzen, Tischtennis und Rugby an. „Für die BGU mit dem größten Zentrum für Rückenmarkverletzte im Rhein-Main-Gebiet ist der RSC Partner und Vorbild und Bestandteil des therapeutischen Konzeptes“, würdigt Korte.

Auch Hessens Innenminister Peter Beuth lobt den RSC als „Wegbereiter des Behindertensports in Hessen“. Es müssten noch viele Barrieren in den Köpfen abgebaut werden, der RSC engagiere sich dafür.

Stadtrat Markus Frank geht auf die Rollstuhl-Europameisterschaft im Basketball 2013 in Frankfurt ein. Der RSC habe über 600 Freiwillige mobilisiert, das und die Leistungen der Basketballer mit Handicap seien beeindruckend gewesen.

In einer Podiumsdiskussion sprechen Rafaela Korte, Markus Frank und Heinz Wagner, Präsident des Hessischen Behinderten- und Rehabilitations-Sportverbandes (HBRS) über Aufgaben, Erfolge und Zukunft des RSC. Pierre Fontaine, Erster Vorsitzender des Vereins, moderiert. Korte verspricht: „Die Reha-Fläche der BGU wird größer. Die Vorstellungen des RSC werden dabei aufgenommen.“ Zum Schluss dankt Fontaine allen Übungsleitern: „Ihr seid die wichtigsten Menschen im Verein.“