Applaus für „Underground Stories“ von Hanns Seidl im Mousonturm „Bitte Tür zumachen, die B-Ebene stinkt“

Was geht ab im Untergrund? Die B-Ebene markierte den vierten Teil von Hanns Seidls „Underground Stories“. Bild: Christof Jakob/p

Ostend (jf) – Die Bühne befindet sich in der Mitte des Kleinen Saals im Mousonturm und ist von fünf Sitzblöcken für die Zuschauer umgeben. Mit kleinen Löchern versehene und damit durchsichtige, an oberen Schienen laufende Wände, Tische mit Laptops und Lichtobjekte sind im Halbdunkel auszumachen. Auf der Empore agieren Regie und Beleuchtung. Präsentiert wird „B-Ebene. Underground Stories. Porträt einer Stadt“. Es ist der vierte und letzte Teil eines Zyklus’ von Hannes Seidl, in dem er zusammen mit Schülern der IGS Süd und acht Musikerinnen des Ensembles „MAM: Manufaktur für aktuelle Musik“ städtischem Leben im Untergrund auf der Spur ist. Natalie Orendain inszenierte das Stück.

Unaufgeregt werden Namen von Geschäften und Einrichtungen vorgetragen, die sich in der B-Ebene der Hauptwache befinden. Dazwischen sind Warnhinweise hörbar. Im Hintergrund Geräusche. Musik einer E-Gitarre erklingt, eine Keyboardspielerin kommt hinzu, später eine Cellistin. Dann Geige, Schlagzeug, Fagott, Trompete, Triangel.

Auf Digitalanzeigen rote Leuchtschrift mit Werbung: Crispy Donnerstag. Kreuz und quer laufen die Menschen, manche sind gestresst und eilen, andere laufen langsam. Ein Lichtwinkel wechselt seine Farben.

Schülerinnen ziehen die Trennwände hin und her. Der Boden wird mit Leuchtstreifen in Gelb, Schwarz, Blau und Rot beklebt.

Was passiert in der B-Ebene? Die Jugendlichen teilen ihre genauen Beobachtungen mit. Wie groß sind die Menschen? Was machen sie? Was haben sie an? Welche Frisuren tragen sie? Welche Sprachen sind zu hören?

„Bitte Tür zumachen, die ganze B-Ebene stinkt!“ Unerbittlich läuft die Zeit auf einer großen Uhr mit digitalen Ziffern weiter.

Alles passiert nahezu gleichzeitig. Handys klingeln, Züge bremsen, Türen öffnen und schließen sich, die Bahnen fahren an. Es wird trotz des Verbots geraucht sowie Skateboard und E-Scooter gefahren. Menschen essen, betteln, niesen, husten, schimpfen, schreien, spielen Instrumente, werfen Dinge weg, suchen etwas, begegnen einander. Sie sind aufmerksam oder achtlos, nehmen Rücksicht oder drängeln sich vor.

Ein Junge bemerkt, dass er seinen Turnbeutel vergessen hat. Blöd. Er gibt einem Obdachlosen einen Apfel. Ein Mädchen träumt von einem Kuscheligel und einem immer wiederkehrenden Elch, der sich neben sie setzt. Sie schubst ihn wieder und wieder weg. Geräusche sind zu hören. Wie Morsezeichen, Fliegen, Insektenschwärme. Drüben steht ein Hinweis auf das Dialogmuseum.

Hannes Seidl und seinem Team ist es gelungen, diese eigenartige Welt zwischen Straße und Bahnsteigen einzufangen und einen besonderen Blick darauf zu werfen. Nach der 75-minütigen Aufführung erhielten alle Beteiligten viel Applaus.