Dialogmuseum ist im Herzen der Stadt angekommen Entdeckung des Unsichtbaren

Ina Hartwig (links) und Klara Kletzka berichten von den Neuerungen im Dialogmuseum. Foto: Faure

Innenstadt (jf) – Es ist finster, man kann nicht die Hand vor Augen sehen. Aber man kann hören. Das Stimmengewirr auf dem Hauptbahnhof gleitet in elektronische Klänge über, Markttrubel ist zu vernehmen, Frankfurter Mundart wird eingestreut, weiter Flughafenatmosphäre, Kinderstimmen, Tierlaute, Kirchenglocken. Der Bass der Installation „069“ ist auf den Klangmöbeln, die wie eine Woge aussehen, körperlich spürbar. Der Sound dieser besonderen Reise durch Frankfurt umgibt einen. Erlebbar ist das im Dialogmuseum, das jetzt ein neues Domizil bezogen hat.

„Über 50 Prozent der Klänge sind an Plätzen der Stadt aufgenommen worden“, erklärte Museumspädagogin Maureen Ogrocki. Sie gehört zum Team des Dialogmuseums, das mit 16-monatiger Verspätung nun endlich seine Türen in der B-Ebene der Hauptwache, direkt am Ausgang Roßmarkt, öffnete.

„Die neuen Räume sind sensationell gestaltet, der Standort mitten in der Stadt zieht hoffentlich viele Besucher an“, sagte Kulturdezernentin Ina Hartwig.

Das Dialogmuseum hat eine lange Geschichte, die bereits 1988 in der Adlerflychtstraße in der Stiftung Blindenanstalt und mit Andreas Heinecke begann. Er gründete den ersten „Dialog im Dunkeln“. 2005 eröffnete das erste Museum in Frankfurt, mittlerweile gibt es weltweit 29 Standorte. „Begegnung ist der Schlüssel des Ausstellungskonzepts von Andreas Heinecke“, stellte die Kulturdezernentin fest. Guides und Besucher befinden sich in gemeinsamen Erfahrungsräumen, teilen dort ihre Erlebnisse und Eindrücke.

Klara Kletzka, Geschäftsführerin dieses besonderen Museums, ist glücklich, endlich in Frankfurts Mitte angekommen zu sein. „Die Räume sind nicht einfach, wir haben etwas weniger Platz, aber eben einen idealen Standort und eine richtig gute Belüftungsanlage“, urteilte sie. Schon gibt es mit dem künftigen Nachbarn in der B-Ebene, dem Museum of Modern Electronic Music (Momem) ein gemeinsames Projekt: Momem-Mitbegründer Alex Azary hat die Klanginstallation „069“ erarbeitet.

„Dialog im Dunkeln“ hat Platz für Wechselexpositionen, für eine Dunkel-Bar und einen lichtlosen Workshop-Raum. Neu ist das Foyer, das mit verschieden Stationen zum Hören, Tasten und Entdecken sowie mit einer Sharing-Station ausgestattet ist. „Unsere Gästebücher von 2005 bis 2018 füllen vier Regale. Nun gibt es ein digitales Gästebuch“, erläuterte Kletzka. Der Besucher kann seine Eindrücke hinterlassen, Selfies machen und sie gleich verschicken. Er kann spenden und sich über weitere soziale Projekte informieren – eine Kooperation mit Meso Digital Interiors ermöglicht all das im digitalen Bereich. Eine Führung durch den „Dialog im Dunkeln“ umfasst vier Themenräume. Eine vorherige Buchung ist im Internet unter www.dialogmuseum.de erforderlich. Das Dialogmuseum ist zurzeit mittwochs bis freitags von neun bis 17 Uhr und samstags von zehn bis 18 Uhr geöffnet.

Die Coronapandemie hat auch dem Dialogmuseum erheblich zugesetzt. „Ohne die Unterstützung der Stadt und vieler Sponsoren hätten wir das alles nicht bewältigt“, sagte Kletzka. Sie blickt jedoch zuversichtlich auf die kommenden Jahre: „Wir planen langfristig mit 24 Mitarbeitenden, mit den derzeit 16 Kolleginnen und Kollegen, unter denen sieben sehbehindert oder blind sind, können wir die gegenwärtig vier Öffnungstage bewältigen.“

Sie hofft vor allem wieder auf Schulklassen, denn die Mädchen und Jungen sind seit 2005 vom Dialogmuseum stark beeindruckt und erzählen ihren Familien und Freunden begeistert von dieser „Entdeckung des Unsichtbaren“.