Zum zwölften Mal „Blinder Passagier“ im Dialogmuseum Bambus, Buddhas, Bastardschildkröten

Klara Kletzka (links) und Alexandra Kurcsics im Vorraum der Ausstellung. Foto: Faure

Ostend (jf) – Der Umbau war aufwendig und anstrengend, doch nun ist alles fertig: Die zwölfte Auflage der Reihe „Blinder Passagier – Reise in ein unsichtbares Land“ lädt Neugierige ins Dialogmuseum zu einem 60- oder 90-minütigen Spaziergang ein. Was gibt es da zu sehen? Nichts. Absolut gar nichts. Die Tour, geleitet von einem kundigen Guide, führt durch ein dunkles Labyrinth voller landestypischer Objekte, die es zu ertasten gilt.

Wie dick Bambusstämme werden können! Eindrucksvoll das rhythmische Trommeln im Klangraum. „Wir haben Klangmöbel aufgestellt, nun müssen die Besucher in diesem Raum nicht mehr auf dem Boden liegen. Sie hören die Musik und fühlen sie über Bassboxen unter ihren Sitzen“, erläutert der blinde Matthias Schäfer, der seit vielen Jahren gemeinsam mit Klara Kletzka die Geschäfte des Dialogmuseums führt und durch die neue Exposition begleitet. Schäfer gehört außerdem zu den 13 blinden oder stark sehbehinderten Menschen, die in acht verschiedenen Sprachen sicher durch das Dunkel begleiten. Das Konzept des diesjährigen „Blinden Passagiers“ wurde von Alexandra Kurcsics erstellt, Sohn Lu Kurcsics ist für das Soundprojekt zuständig, Daniel Schlachter für den Ausstellungsbau.

Für Sehende ist der Marktplatz in absoluter Finsternis eine Herausforderung; Autos hupen, jede Ampel gibt andere Klangsignale von sich, fühlend errät man Obst- und Gemüsesorten. Gut, dass man in dem Labyrinth nicht verloren gehen kann; der Guide passt auf, hilft, gibt Orientierung. Zum Schluss beantworten die Begleiter in der Dunkelbar, in der man auch mit Münzen Getränke erwerben kann, Fragen. Sie verraten allerdings nicht, um welches unsichtbare Land es sich handelt. Das muss jeder Besucher selbst herausfinden und hat bei richtiger Antwort sogar die Chance, etwas zu gewinnen: Der erste Preis ist ein Reisegutschein des Hauptsponsors Fraport im Wert von 1.000 Euro. Außerdem werden Einkaufsgutscheine über 50 Euro bis 150 Euro für den Outdoor-Ausstatter Globetrotter verlost. Da lohnt sich ein Besuch der neuen Exposition gleich doppelt – man erfährt viel über sich, die Gruppe, das unsichtbare Land und kann noch dazu mit etwas Glück gewinnen.

Klara Kletzka ist froh, im Sommerprogramm zum zwölften Mal diese „Kurzreise“ anbieten zu können. „Uns macht die Regelung des freien Eintritts für Kinder und Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr schon zu schaffen“, sagt die Geschäftsführerin.

„Da gehen die Familien doch eher in solche Einrichtungen, die das anbieten. Wir können uns das nicht leisten. Aber wir verzeichnen zwölf Prozent weniger Einnahmen.“ Die städtischen Zuschüsse für das in der Tat außergewöhnliche Dialogmuseum belaufen sich auf 100.000 Euro pro Jahr – da muss man stets zusehen, dass es am Ende reicht. „Wir sind auf der Suche nach einem neuen Standort, die teure Hanauer Landstraße können wir bald nicht mehr bezahlen“, sagt Kletzka. Zudem läuft der Mietvertrag aus. Schon wieder muss das 2005 eröffnete Dialogmuseum bangen. 2013 musste aufgrund steigender Mieten das Restaurant „Taste of Darkness“ und das „Casino for Communication“ schließen – ein harter Einschnitt. Umso wichtiger sind nun gute Besucherzahlen zur Sommerausstellung, zu der man sich unbedingt vorab anmelden muss.

Am besten telefonisch unter Telefon 069 90432144. Vorab informieren kann man sich im Internet unter www.dialogmuseum.de.

Ein „Kurzurlaub“, der wirklich außerordentlich sinnvoll und nachhaltig ist. Bis zum 3. September buchbar.