Das Treffen mit Freunden ist wichtig Fünftes Kinderbarometer für Hessen vorgestellt

Ulrich Kuther, Stefan Grüttner, Verone Schöninger, Roland Erbe und Judith Razakowski mit den Kindern Safaa, Nesrin, Adam und Lorik. Foto: Faure

Nordend (jf) – Seit 1997 gibt es das Kinderbarometer, eine Befragung von Neun- bis Vierzehnjährigen. In Nordrhein-Westfalen gestartet, wird die Studie der Landesbausparkasse (LBS) seit 2007 alle zwei Jahre bundesweit durchgeführt.

Der Länderbericht Hessen ist ein Projekt der LBS und der „Hessenstiftung -Familie hat Zukunft“ in Kooperation mit dem Deutschen Kinderschutzbund und unter der Schirmherrschaft von Stefan Grüttner, Hessischer Minister für Soziales und Integration. Das Prosoz Institut für Sozialforschung, Bereich Prokids, führte die Erhebung 2015 durch und wertete die Ergebnisse aus. „Die fünfte Studie für Hessen zeigt: Am wichtigsten ist es den Kindern, sich mit Freunden zu treffen. An dritter Stelle steht das ‚Zocken’ – also das Spielen an Handy, Tablet, Playstation oder Computer“, sagte Roland Erbe, LBS-Abteilungsleiter Unternehmensentwicklung zur Begrüßung der Gäste in der Orangerie im Günthersburgpark. „Wir wollen mit der Studie nicht nur Forschung betreiben, sondern damit auch in der Praxis etwas bewirken.“

Safaa, Nesrin, Adam und Lorik, Viertklässler aus Dietzenbach, stellten ihre eigenen Wünsche vor: „Die Ferien sind zu lang.“ „Wir wollen wieder eine Fußball-AG und andere Sport-AGs.“ „Wir wollen uns mehr bewegen.“ „Die zweite Pause sollte länger sein. Die Hausaufgabenhilfe und die Friedensecke sind toll an der Sterntalerschule.“ Minister Stefan Grüttner ging darauf ein: „Ich habe mir nie gewünscht, dass die Ferien kürzer sein sollen. Aber das zeigt auch, dass die Schule Spaß macht.“ Im Kinderbarometer, das mit der Shell-Jugendstudie zu den am meisten beachteten Forschungsergebnissen zähle, kommen Kinder zu Wort. „Ihre Wünsche müssen ernst genommen, ihre Interessen beachtet werden“, unterstrich Grüttner. Ein Wunsch ziehe sich durch alle Befragungen: Die Kinder wollen selbst später eine Familie gründen und haben sehr klare Vorstellungen davon. Verändert hat sich die Aufteilung des Familienlebens, es wird mehr Gleichberechtigung angestrebt. „Das war vor sechs Jahren noch nicht so“, bemerkte Grüttner.

Achtsamkeit und Sensibilität

„Wir werden das Kinderbarometer gründlich analysieren und daraus Schlüsse ziehen“, versprach der Minister. Judith Razakowski von Prosoz/Prokids stellte Eckpunkte aus dem Hessischen Kinderbarometer vor. 648 Kinder mit einem Durchschnittsalter von 11,6 Jahren haben 100 Fragen beantwortet. 38 Prozent haben einen Migrationshintergrund, davon sind 88 Prozent bereits in Deutschland geboren. 24 Prozent der Befragten leben mit getrennten oder in Scheidung befindlichen Eltern, 14 Prozent bei einem Alleinerziehenden. 14 Prozent berichteten, dass ihre Eltern arbeitslos sind. „Den stärksten Einfluss auf das Wohlbefinden hat die Familie“, sagte Razakowski, „am wenigsten wohl fühlen sich die Kinder in der Schule.“

Die Achtsamkeit und Sensibilität der Eltern den Kindern gegenüber ist gestiegen. „Aber jedes zehnte befragte Kind ist auch von den ständigen Nachfragen der Eltern genervt. Das hat zugenommen.“ Was machen die Kinder in der Freizeit am liebsten? Da gibt es deutliche Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Während sich Mädchen gerne mit Freunden treffen, spielen Jungen am liebsten Fußball – wahrscheinlich dann auch mit Freunden. An zweiter Stelle steht bei den Mädchen „Reiten“, dann folgt „Lesen“. Bei den Jungen kommt nach dem Fußball „Zocken“ und „Mit Freunden treffen“. „Lesen“ ist mit sechs Prozent bei den Jungen auf dem letzten Platz gelandet. Bedenklich. Festgestellt wurde auch, dass nur zwölf Prozent der Befragten kein eigenes Handy haben, nur fünf Prozent haben zu Hause keinen Zugriff auf das Internet. In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass Schulen ihre Sport- und Bewegungsangebote verbessern müssen. Das sei auch eine Chance für Vereine, sich hier zu beteiligen.