Mittagstisch für alle feiert 20-jähriges Bestehen Die Tische sind gedeckt

Hans Stehling (links), Ulrich Bechthold, Dan Bond, Bärbel Lampe und Matthias Geißler bereiten die Speisen zu. Bild: Faure

Nordend (jf) – Donnerstag, zehn Uhr. Im Hof der evangelisch-methodistischen Christuskirche am Merianplatz sind 20 Tische mit Bänken aufgestellt. An jedem Tisch ist Platz für vier Gäste. An der rechten Hofseite stehen Kleiderständer und kleinere Tische mit Kleidung und Haushaltsgegenständen. Im Souterrain trifft Pastor Uwe Saßnowski, der seit 2012 in der Christuskirche tätig ist, noch Vorbereitungen. In der Küche und im Vorraum wird geschnippelt, werden Gläser gewaschen, wird gekocht. Das Fleisch ist schon fertig. Von zwölf Uhr bis 14 Uhr gibt es zwei Menüs nach Wahl und das an 37 Donnerstagen im Jahr. Für alle.

„Während der Coronapandemie, in der auch wir einige Monate schließen und später mit Zeitslots arbeiten mussten, konnten wir viele junge Leute für die ehrenamtliche Arbeit gewinnen. Eine Studentin ist dabeigeblieben, engagierte Senioren aus dem Wohnstift GDA sind dazugekommen“, sagt der Pastor. Trotzdem sind natürlich weitere freiwillige Helfer willkommen.

Corona hat dazu geführt, dass der Mittagstisch, den es nunmehr seit 20 Jahren gibt, nach draußen in den geräumigen Hof verlagert wurde. Glück im Unglück: Die Bankgarnituren waren bereits bestellt. „Im Sommer werden wir das beibehalten. Auch unser Hygienekonzept mussten wir anpassen, aus der Selbstbedienung und dem Anstehen an der Ausgabe ist ein Service geworden, jeder Gast wird am Tisch bedient.“ Das bedeutet natürlich mehr Aufwand: Etwa 20 Helfende werden für zwei Stunden benötigt. „200 Essen sind die oberste Grenze, mehr geht nicht“, erklärt Saßnowski. Das Menü kostet einen Euro, wer noch Lebensmittel mitnehmen möchte, muss dafür ebenfalls einen Euro berappen. Dass diese Minibeträge nie und nimmer ausreichen, um die für das Mittagessen benötigten Lebensmittel zu kaufen, ist klar. „Wir diskutieren darüber, wie viel die Gäste beitragen sollten, der Mittagstisch ist ein basisdemokratisches Projekt.

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Durch die ebenfalls donnerstags veranstalteten Flohmärkte kommt ein bisschen Geld in die Kasse, die Bornheimer Markthändler spenden seit vielen Jahren und auch Großbauern geben etwas für den Mittagstisch. „Das Essen ist immer noch für alle, die es wünschen, ohne irgendeine Legitimation. Es ist keine Obdachlosenspeisung. Der Gedanke, die Nachbarschaft zusammenzubringen, bewegt uns dabei ebenfalls“, bemerkt Saßnowski. Schließlich geht es nicht nur um ein schmackhaftes und frisch zubereitetes Mittagessen, sondern auch um die Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen, um soziale Kontakte. „Für viele ist der Hof eine besondere Insel, so etwas wie Heimat“, unterstreicht der Pastor.

Dienstags zwischen 13.30 und 15.30 Uhr findet im Vorraum der Küche die Lisbeth-Oase statt. Etwa 25 Frauen nutzen diese Möglichkeit des Austauschs. Mittwochs hat die Frankfurter Tafel dort ihre Lebensmittel aufgestellt.

„Unser Gemeindekonzept hat sich vor 20 Jahren so ausgerichtet, dass wir unsere Räume für die Menschen öffnen“, informiert der Pastor. So ist nicht nur die methodistische Gemeinde, sondern es sind auch eine vietnamesische und eine ghanaische Gemeinde sowie die armenischen Frauen in der Christuskirche zu Gast.

Das 20-jährige Bestehen des Mittagstischs wird am Samstag, 15. Juli, mit einem Tag der offenen Tür gefeiert. Ab 11.30 Uhr gibt es einen Flohmarkt, Angebote für Kinder, musikalische Einlagen und eine kleine Galerie zum Geburtstag. Für Speisen und Getränke ist gesorgt.