Inzwischen wird man als Veganer nicht mehr belächelt, über eine Million Menschen in Deutschland leben vegan; Tendenz steigend. Dennoch lassen sich nicht alle mitreißen: „Vielleicht haben die hart Arbeitenden zu lange um ihr Stück Fleisch im Topf gekämpft, als dass sie es wieder hergeben würden“, sinnt Tietze nach. Er weiß auch: disziplinierte Menschen schaffen den Umstieg leichter. „Ich bin nie nachts am Dönerladen ausgerutscht“, fügt er schmunzelnd an.
Seit 2009 lebt der Satiriker fest in Bornheim, hat die Veränderungen im Stadtteil mitbekommen: Viele vegane Läden schossen und schießen wie Pilze aus dem Boden, gerade auf und neben der Berger Straße.
Ist das vegane Leben am Anfang nicht total kompliziert? Muss man nicht auf Vieles achten, alles Kleingedruckte mehrfach durchlesen, um keinen Fehler zu machen? Wieder lacht Tietze: „Veganismus hat im Grunde genommen einfache Regeln und ist radikal: kein Fleisch, keine Milch, kein Honig, keine Eier. Aber so etwas wie gesunder Masochismus gehört schon dazu“, gesteht er. Ja, es ist Verzicht – aber Verzicht muss ja nichts Schlimmes sein. Und lieber ist ihm das Wort Selbstbescheidung. Zum Thema Ersatzprodukte – eklatantestes Beispiel ist ein „ganzer veganer Truthahn“ für knapp 50 Euro. „Ist es nicht erkennbar pervers, ein Tier, das man in der Realität nicht leiden sehen will, möglichst originalgetreu aus Pflanzenmaterial nachbauen zu lassen, um es dann genüsslich zu verspeisen?“, fragt Tietze in seinem Buch. Aber abgesehen von diesem Ausrutscher findet der Autor Ersatzprodukte für den Einstieg gar nicht so übel. „Viele Fleischesser regen sich darüber auf. Aber vielleicht sind sie nur eifersüchtig“, bemerkt er.
Sein Lieblingsprodukt ist dreierlei Hummus, entschieden rät er ab von veganer Pizza. „Ganz furchtbar“, sagt Tietze.
„Allein unter Veganern“ ist ein witziges, nicht dozierendes und nichts beschönigendes Buch. Und ein Ratgeber mit Hintergründen, Zusammenhängen, Produktnamen und Preisen.
Was der Autor damit will, formuliert er auf den letzten Seiten: Wer ein schlechtes Gewissen beim Fleischessen bekommt, sollte weniger davon oder gar kein Fleisch mehr essen. Etwas im Leben anders zu machen, „reinigt die Seele und entschlackt den Gedankenapparat“.
Mark-Stefan Tietze hat es offensichtlich geschafft: Er fühlt sich vegan wohl – und hat über sieben Kilo in 100 Tagen abgenommen.