Trotz intensiver Pflege Auch der zweite Gorilla-Zwilling stirbt im Zoo Frankfurt

Auch Affendame Rebecca sitzt derzeit ruhig im Gehege herum. Foto: Faure

Ostend (jf) – Große Freude und große Trauer liegen oft dicht beieinander: War die Geburt der Gorilla-Zwillinge am 15. September im Frankfurter Zoo noch eine viel bejubelte Sensation, kehrte schon bald Trauer ein, denn das schwächere Jungtier starb nach zwei Tagen. „

Es hatte keine Überlebenschance, war sehr klein und nicht vollständig entwickelt“, erklärte Zoodirektor Manfred Niekisch und gab bekannt: „Es war schon sehr schwer, den Tod des ersten Zwillings zu verschmerzen, nun ist auch das zweite Jungtier am 19. Januar gestorben.“ Zehn Tage lang bemühten sich sechs Pfleger um Mutter Dian und Kind Vutu – aber trotz aller Anstrengungen war das Leben des Kleinen nicht zu rettet.

Zu Beginn des neuen Jahres hatte alles noch gut ausgesehen. Dann stellten die Pfleger fest, dass sowohl Gorillamutter Dian als auch -baby Vutu schlapp wirkten. Die beiden Tierärztinnen begannen sofort mit der Behandlung. Pfleger Harald Lauer erinnerte sich: „Es waren schwierige Tage. Man glaubt im ersten Moment nicht an eine schlimme Krankheit, denn die Tiere zeigen nicht, dass es ihnen schlecht geht. Es war ein Auf und Ab; wenn wir dachten, die Gorillas seien über den Berg, mussten wir ein paar Stunden später feststellen, dass dem nicht so war.“ Baby Vutu starb, Mutter Dian überlebte.

Drei Tote Jungtiere in sechs Monaten

Manfred Niekisch erläuterte: „Die Todesursache ist weitestgehend geklärt. Das Jungtier litt an einer Lungen- und Darmentzündung. Beide Gorillas hatten sich mit Escherichia coli, E.coli-Bakterien, infiziert. Die Tierärzte reagierten früh und stellten eine Vergiftung fest. Bei der Mutter wurde außerdem eine Blasenentzündung diagnostiziert. Wer sich bei wem angesteckt hat, bleibt ungeklärt. Fest steht allerdings, dass es keine Verbindung zum Tod des ersten Zwillings gibt.“

Mutter Dian sei wieder auf dem Damm. „Eine etwa 80 Kilogramm schwere Gorilla-Dame ist wesentlich stabiler als ein Baby, das gerade mal 1 200 Gramm wiegt“, sagte Niekisch. Gut hingegen geht es dem 2010 geborenen Quembo und der 2012 geborenen Sawa – die Jungtiere gedeihen prima.

Innerhalb von sechs Monaten sind im Frankfurter Zoo nun aber drei Gorillababys gestorben; schon im Juli 2015 verlor Gorillamutter Shira ihren nur wenige Tage alten Nachwuchs. „Wir konnten die Ursachen nicht aufklären“, bedauerte der Zoodirektor.

Peta fordert Ende der Gorilla-Haltung

Die Tierschutzorganisation Peta hingegen fordert ein Ende der Gorilla-Haltung: „In deutschen Zoos sind seit Anfang 2014 mindestens acht junge Menschenaffen gestorben – die Todesursachen sind bei den meisten Tieren Infektionen, die auf die mangelhaften und unnatürlichen Haltungsbedingungen zurückzuführen sind. Diese Krankheiten werden dabei vor allem durch eine schlechte Belüftung in den kleinen, bunkerähnlichen Innengehegen begünstigt oder durch den Kontakt zu Menschen ausgelöst.“ Diese Pressemitteilung ärgert Manfred Niekisch: „Diese Organisation fordert Aufklärung, aber wir selbst sind an der Erforschung der Todesursachen interessiert und arbeiten mit renommierten Instituten zusammen. Vutu ist sofort nach seinem Tod in die Pathologie nach Göttingen gebracht und dort eingehend untersucht worden. E.coli-Bakterien kommen auch beim Menschen und im natürlichen Lebensraum der Affen vor und sind normalerweise nicht Auslöser von Krankheiten. Im Übrigen sterben 42 Prozent der frei geborenen Jungen.

Die Forderung, Menschenaffen nicht mehr zu züchten, sei absurd. Die Einzelhaltung ohne eine Chance, sich natürlich zu vermehren, wäre Tierquälerei.“ Der Bogori-Wald im Zoo habe weit über die Region hinaus einen hervorragenden Ruf und werde selbst von Gegnern der Menschenaffenhaltung als eine gelungene und tiergerechte Gestaltung anerkannt. Außerdem gebe es bei den Bonobos und Schimpansen keine Todesfälle, also gebe es auch keine allgemeingültigen Ursachen. Der Tod des kleinen Gorillas belastet alle Mitarbeiter, auch den Zoodirektor, der sich als Mitglied des Teams versteht: „Vutus Tod berührt uns alle – von den Menschen an der Zoo-Kasse bis hin zu den äußerst engagierten Pflegern und Tierärztinnen, die sich tagelang intensiv um das Kleine bemüht haben.“