Bürgeranhörung zum Thema Lärm und Abgasgestank Klassikstadt: Fluch und Segen für Fechenheim zugleich

Bei Veranstaltungen der Klassikstadt wird es oft laut. Das verärgert viele Anwohner. Ein Runder Tisch soll zum besseren Miteinander beitragen. Foto: sh

Fechenheim (sh) – Reichlich Ärger hatte sich bei den Bewohnern von Fechenheim-Nord aufgestaut, der sich bei der Bürgeranhörung zum Thema „Lärm und Gestank bei Veranstaltungen der Klassikstadt“ entlud.

Der Ortsbeirat hatte zu der Veranstaltung eingeladen, bei der unter anderem Marco Wimmer, Geschäftsführer der Klassikstadt, und Günter Tauber vom Ordnungsamt auf dem Podium Platz nahmen, um sich der Kritik der Anwohner zu stellen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Fazit: Man will sich regelmäßig zu einem Runden Tisch treffen.

Die Klassikstadt eröffnete 2008 und ist ein vor allem für Freunde von Oldtimern ein beliebtes Ziel. Neben Möglichkeiten, ihre Karossen dort unterzubringen, gibt es in der Klassikstadt auch Werkstätten, die auf alte Autos spezialisiert sind. Doch davon allein könne die Klassikstadt nicht existieren, so Wimmer, deshalb stünden auch zahlreiche Veranstaltungen auf dem Kalender des Unternehmens.

 „Man kam sich vor wie auf dem Nürburgring“

Eine dieser Veranstaltungen, das „Weekend Italiano“, fiel offenbar besonders heftig aus, denn seitens der Anwohner wurde mehrfach das Datum 4. September genannt. „Man kam sich vor wie auf dem Nürburgring“, erklärte ein Anwohner aus der nahe gelegenen Salmünsterer Straße. „Es war ein sonniger Tag, doch wir konnten nicht in den Garten, weil der Lärm und der Abgasgestank unerträglich waren“, beschwerte sich Anwohnerin Gabriele Müller.

Nachbarn, die die Polizei und das Ordnungsamt anriefen, wurden enttäuscht. „Uns wurde gesagt, die Veranstaltung ist von der Stadt so genehmigt. Wir fühlen uns von den Ordnungsbehörden im Stich gelassen“, beklagten sich die Bürger. Die Polizei habe die Anrufer auf die unterschiedlichen Zuständigkeiten hingewiesen, seitens des Ordnungsamts wurde den Betroffenen mitgeteilt, dass nach vorgenommene Messungen ergeben hätten, dass sich der Lärm unterhalb der zulässigen Werte bewege. Laut Regierungspräsidium Darmstadt seien nämlich bei so genannten „seltenen Ereignissen“ wie einige Veranstaltungen der Klassikstadt 70 Dezibel zulässig. Gemessen habe man laut Tauber bei einer Porsche-Veranstaltung, die vor einigen Jahren Beschwerden hervorrief, 28 Dezibel. In Wohngebieten darf es tagsüber generell 55 Dezibel laut werden.

Arrogant und rücksichtslos

Aber auch Einzelereignisse verärgerten die Anwohner - wie das Entsorgen von leeren Flaschen nach einer Klassikstadt-Veranstaltung durch einen Caterer um 6 Uhr früh, oder Kfz-Mechaniker, die bewusst in der Werkstatt die Motoren aufheulen lassen. Auch sei man in Fechenheim-Nord bereits durch Fluglärm, ratternde Züge und Motorräder von der Harley Davidson Factory belastet. „Uns platzt der Kopf“, beschrieb es ein Anwesender.

Anwohnerin Marion Kloster kommentierte das Verhalten der Klassikstadt-Mitarbeiter als arrogant und rücksichtslos, woraufhin viele Anwohner ihr beipflichteten. Wimmer zeigte sich von der Wortwahl getroffen und erklärte, dass man bei der Klassikstadt schon einiges auf den Weg gebracht habe, um die Nachbarschaft zu entlasten. „Wir haben im Lauf der Jahre dazugelernt“, sagte Wimmer. So würden beispielsweise Lautsprecher umgestellt, das Tor zur Wächtersbacher Straße bei Veranstaltungen geschlossen und die Eventfläche habe man Richtung Orber Straße, also Gewerbegebiet, eingerichtet.

Weitere Dialoge erwünscht

Die Klassikstadt sei eine „tolle Umgebung für Familien“, so Wimmer weiter, da man ohne Eintrittsgeld das Gelände und die dort befindlichen Wagen besichtigen könne. Dies sahen einige Fechenheim-Nordler anders. „Das ist doch nur Remmidemmi für Auswärtige“, formulierte Marion Kloster. Gegen den Vorwurf von Anwohner und Ortsbeiratsmitglied Stephan Zilcher, bei der Klassikstadt handele es sich mehr um einen Veranstaltungs- als um einen Gewerbebetrieb, verwehrte sich Wimmer und hielt dagegen, dass die Klassikstadt 200 Menschen Arbeit biete.

Die Kritikpunkte, die die Anwohner anbrachten, wurden von der Geschäftsführung der Klassikstadt mitgenommen, darüber hinaus wurde auf beiden Seiten der Wunsch nach weiteren Dialogen geäußert. Zu diesem Zweck soll ein Runder Tisch mit Vertretern der Klassikstadt, der Anwohner, Ordnungsbehörden und der Stadt Frankfurt ins Leben gerufen werden, der sich regelmäßig trifft. Ortsbeiratsvertreter Sebastian Schugar, der die Anhörung leitete, sagte dazu: „Der Runde Tisch ist ein großer Schritt zum besseren Miteinander.“