Vergnügliche Lesung mit Corinna Freudig im „Schwan“ Literarische Lobgesänge auf Bücher und ihre Menschen

Corinna Freudig (links) lud im „Schwan“ von Ilona Liebchen (rechts) zu einer Reise durch die Welt der Bücher ein. Die Eintrittsgelder kamen der Initiative Bildungspaten Fechenheim (Mitte) zugute. Foto: sh

Fechenheim (sh) – Literaturfreunde und solche, die es werden wollten, erlebten im „Schwan“ Gesellschaftszimmer eine vergnügliche Tour durch das Land der Bücher. Dabei wurden sie von „Reiseleiterin“ Corinna Freudig kompetent und mit viel Humor an die Hand genommen. Und dem guten Zweck diente die Veranstaltung ebenfalls.

Ilona Liebchen von der Fechenheimer Unternehmenskommunikationsagentur „Liebchen und Liebchen“ und Michael Oelmüller haben den schmucken „Schwan“ in Alt-Fechenheim 123 gekauft und das Gesellschaftszimmer entsprechend hergerichtet. Der Charme eines edlen Clubraums, die Atmosphäre eines gemütlichen Heimatmuseums und eine moderne technische Ausstattung treffen in dem Gesellschaftszimmer aufeinander. Der Raum kann gemietet werden, aber Liebchen lädt dort auch zu eigenen Benefiz-Veranstaltungen ein. So wie dieser.

Das Eintrittsgeld für „Das Buch ist tot - Es lebe das Buch“ floss komplett an die Bildungspaten Fechenheim. Die 2012 gegründete Initiative hat es sich zum Ziel gesetzt, im Rahmen von eins-zu-eins-Unterricht Schülern nach der Schule die deutsche Sprache beizubringen, die auf diesem Gebiet Defizite haben. Nominiert werden die Schüler mit Förderbedarf von den Fechenheimer Schulen Heinrich-Kraft- und Konrad-Haenisch-Schule. Die ehrenamtlich tätigen Bildungspaten, die aus den Stadtteilen Fechenheim und Bergen-Enkheim kommen, ließen es sich nicht nehmen, die Veranstaltung zu besuchen. Für die erstklassige Darbietung von Corinna Freudig, eine langjährige Freundin von Ilona Liebchen, spendeten nicht nur die Bildungspaten reichlich Applaus.

Freudig begann ihre „Literatour“ mit literarischen Liebeserklärungen an die Bücher. Oft sei das Buch schon zum Tode verurteilt gewesen, aber es sei immer noch da. Auch das Internet werde dem Buch nichts anhaben können, denn sie glaube fest an die friedliche Koexistenz analoger und digitaler Medien.

Neben Lobgesängen auf Bücher, zum Beispiel aus der Feder von Robert Gernhardt oder in einem Auszug aus Walter Moers’ „Die Stadt der träumenden Bücher“ widmete sich Freudig auch Menschen, die mit Büchern zu tun haben. So gebe es zum Beispiel ganz unterschiedliche Leser-Typen: Der „Leseteufel“ von Siegfried Lenz etwa, der einen Krieg verhindert, weil er sich nicht einmal mit der Flinte am Hals vom Lesen abbringen lassen will. Aber auch unsympathische Leser-Typen wurden vorgestellt, wie der verbohrte, elitäre Literaturkreis, der in Jaroslav Haseks Roman „Der brave Soldat Schwejk“ sein Fett wegbekommt.

Den Schriftstellern widmete sich Freudig außerdem und sie hatte literarische Auszüge mitgebracht, welche die Autoren einmal als zerrissene Persönlichkeit und einmal als übersprudelnde Kreativlinge darstellten.

Zum Thema „Lektoren“ fiel Freudig ein, dass sie Geburtshelfer und Sterbebegleiter in einem für Bücher seien. Die Vortragende amüsierte ihr Publikum daraufhin mit Umberto Ecos erfundenen Lektoratsgutachten, die Aufschluss darüber gaben, wie Werke der Weltliteratur wie die Bibel oder Kafkas „Der Prozess“ heutzutage von einem Lektor bewertet würden.

Die zahlreichen Passagen und Gedichte - Freudig rezitierte oft frei - wurden so mitreißend und voller Hingabe präsentiert, dass so mancher wieder richtig Lust aufs Lesen bekam. Große Bewunderung wurde Freudig für ihren „roten Faden“ auf ihrem Literatur-Streifzug entgegengebracht, den sie mit viel Sachverstand ausgelegt und nie aus den Augen verloren hat.

Wer sich für die Arbeit der Bildungspaten interessiert oder selbst als Bildungspate tätig werden möchte, kann die Mitglieder der Initiative immer freitags (außer in den Ferien) um 16 Uhr im „Cafe Jasmin“, Alt-Fechenheim 80, kennenlernen.