Indigene Kunst im Bunker an der Gründenseestraße zu sehen Szenen aus Paraguay auf Papier

FDP-Bundestagsabgeordneter Thorsten Lieb (von links), Kuratorin Simone Kehler Funk und Stadtverordneter Peter Paul Thoma (FDP) bei der Eröffnung der Ausstellung im Bunker. F.: p

Fechenheim (sh) – Zwei Vögel schauen mit großen Augen zwischen Dornengestrüpp hervor. Ein Mädchen erntet Schoten von einem Baum, um den Schmetterlinge und Libellen flattern. Szenen aus dem Alltag und der Natur der Menschen aus dem Savannengebiet Chaco in Paraguay – festgehalten von indigenen Künstlern in Schwarz und Weiß, detailreich und mit einfachen Mitteln – sind bis 15. September in der Galerie des Bunkers, Gründenseestraße 6, zu sehen.

Kuratiert hat die kleine, aber feine Ausstellung Simone Dorothee Kehler Funk, die in Chaco aufgewachsen ist. Sie gehört zu einer dort lebenden deutschen Minderheit, die sich 1927 in dieser Region angesiedelt hat. Kehler Funk ist mittlerweile nach Deutschland gezogen, um Sprachwissenschaft und Zivilrecht zu studieren – vor Kurzem hat sie ihren Bachelor-Abschluss gemacht. Nun möchte sie auch in den Kunsthandel einsteigen.

Die Malerei des Stammes der Nivaclé hat die junge Frau besonders beeindruckt: „Die Künstler sind zwar mit den Methoden der westlichen Welt vertraut, haben aber ihre Kultur und Traditionen beibehalten. Zum Malen verwenden sie meistens nur einen Kugelschreiber. Sie kommunizieren ihre Denk- und Lebensweise durch ihre Kunst. Deshalb habe ich mir vorgenommen, die Bilder der Nivaclé in Europa vorzustellen.“ Eine Ausstellung in Venedig hat Kehler Funk bereits mit Erfolg abgeschlossen. Jetzt kommen die Fechenheimer in den Genuss der ausdrucksstarken, mit vielen Feinheiten versehenen Gemälde. „Man kann sich die Bilder so oft anschauen, wie man will, man entdeckt jedes Mal wieder etwas Neues darin“, freut sich Kehler Funk. Wie sie berichtet, können viele der Künstler zwar nicht schreiben, malen aber mit einer absolut präzisen, ruhigen Handführung. Jede Linie, jeder Kringel – in manchen Werken gibt es Hunderte davon – müssen genau platziert werden, denn das Malen mit dem Kugelschreiber verzeiht keine Fehler. Dabei legen die Nivaclé eine Ruhe an den Tag, die auch generell ihre Lebens- und Arbeitsweise bestimmt. Rund drei Tage brauche es, bis eins der kleinformatigen Bilder fertig ist, sagt Kehler Funk. Dargestellt werden für die Region typische Pflanzen und Tiere, wie Flaschenbäume und Jaguare, aber auch Szenen aus der Landwirtschaft und vom Imkern.

Als die Studentin von der Möglichkeit erfahren hat, in einem Bunker die Werke der indigenen Künstler auszustellen, war sie sofort begeistert: „Indigene Kunst ist eine Nische und ein Bunker als Ausstellungsraum ist das ebenfalls. Das passt gut zusammen.“ Die Bilder können jederzeit von außen durch die verglaste Galerie angeschaut werden.