Aidshilfe Frankfurt hat Zufluchtsort für LSBTIQ-Geflüchtete geschaffen Drei Jahre Safe-House „La Villa“

Die Geflüchteten Amir (von links) und Kozhin mit Herbert Drexler, Fachbereichsleiter der AHF, bei der Online-Konferenz zum Thema „Drei Jahre Safe-House ,La Villa’ der Aidshilfe Frankfurt“. Foto: Mohr

Frankfurt (zmo) – Sie haben in ihren Heimatländern Leid, Diskriminierung und Verfolgung ertragen müssen. Der Strom von Flüchtenden 2015 nach Deutschland hat offenbart, dass sich unter den vielen geflüchteten Personen auch homo-, bi- und transsexuelle Menschen befanden, die wegen ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlichen Identität keine Lebensgrundlage in ihrer Heimat mehr finden konnten. Die Gesetzgebung in ihren Ländern sah drastische Strafen für Homosexualität vor, die auch bis in die Familien der Betroffenen reichten. Für sie gab es nur die Flucht.

Die Frankfurter Aids-Hilfe hat sich deshalb früh gefordert gefühlt und 2015 den Verein „Rainbow Refugees Frankfurt“ gegründet, um besonders den LSBTIQ – steht für Lesben Schwule, Bi-Sexuelle, trans-, intergeschlechtliche und queere Menschen – unter den Geflüchteten einen sicheren Platz anbieten zu können.

„In den deutschen Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften erlebten sie allerdings ähnliche Verhältnisse wie die, vor denen sie eigentlich geflüchtet sind. Diskriminierung, Ausgrenzung aber auch gewalttätige Übergriffe waren an der Tagesordnung“, sagt Oliver Henrich, Sprecher der Aids-Hilfe Frankfurt (AHF).

„Dieser untragbare Zustand veranlasste die AHF für diese speziellen Zielgruppen besondere Schutzräume einzurichten, um sie vor weiterer Diskriminierung zu bewahren und um ihnen eine Perspektive in unserer Gesellschaft zu eröffnen“, erklärt Henrich weiter.

Im April 2018 konnte dann mit Unterstützung der Stadt Frankfurt eine sichere Gemeinschaftsunterkunft für zunächst 20 Personen eröffnet werden. Der Name des Safe-Houses – sicheren Hauses – „La Villa“ wurde von den Bewohnern selbst gewählt. Mitarbeiter der AHF helfen den Geflüchteten und stehen ihnen bei der Beantragung von Aufenthaltsgenehmigungen, bei der Wohnungs- oder Arbeitsplatzsuche zur Seite.

All das sind gute Gründe, das dreijährige Bestehen und die geleistete Arbeit im Safe-House „La Villa“ nun bei einer digitalen Konferenz der Öffentlichkeit vorzustellen: Auch zwei junge geflüchtete Männer aus der Community hatten sich bereit erklärt, über ihren Leidensweg zu sprechen.

Mit Psychopharmaka „behandelt“

Amir fiel es ganz offenbar schwer, über sein Leben im Iran zu reden. Als seine Homosexualität dort bekannt wurde, hat seine eigene Familie ihn jahrelang versucht therapieren zu lassen, sagt er. Die regelmäßige Einnahme von Psychopharmaka und der Zwang zur Heterosexualität haben ihn fast zerstört, das merkt man dem Mann an.

Er floh nach Deutschland, lernte sehr schnell Deutsch, was ihm half, sich in kurzer Zeit als Pflegekraft ausbilden zu lassen. Er lebt mittlerweile in Berlin.

Der Leidensweg von Kozhin war ähnlich bedrückend. Seine genderfluide Identität lebte er schon in seiner irakischen Heimat offen aus. Doch das brachte ihn in lebensgefährliche Situationen. 2017 gelang ihm dann die Flucht über Polen nach Deutschland.

Seine mentale Verfassung war schlecht. Er hatte noch viel von dem, was er im Irak erlebt hatte, zu verarbeiten. Aufgrund eines ersten Visums für Polen, drohte ihm in Deutschland die Abschiebung. Letztlich konnte er aber bleiben und mit seinem Einzug in das Safe-House „La Villa“ begann er sich langsam zu stabilisieren. Er fühlt sich mittlerweile wohl in Frankfurt und lebt im Stadtteil Bockenheim.