Es wurde deutlich, dass die vorgegebenen Selbstbezeichnungen wie hetero-, homo-, bi-, pansexuell, inter oder trans vielen Menschen nicht ausreichen, um ihre sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität zu beschreiben. 4,4 Prozent wählten eine Vielzahl anderer Bezeichnungen, um ihre queere Identität zu beschreiben. „Dies bestärkt uns in der Annahme, dass es – gerade unter jüngeren Menschen – einen Trend gibt hin zu einer Vervielfältigung und in Folge dessen vermutlich auch Aufweichung der in der Sexualwissenschaft etablierten Kategorien sexueller und geschlechtlicher Identitäten“, erklärt Timmermanns, Professor für Sexualpädagogik und Diversität in der Sozialen Arbeit an der UAS.
Hintergrund der Studie ist das theoretische Modell des Minderheitenstresses und eine daraus resultierende erhöhte Vulnerabilität von LSBTIQ. Aus früheren Untersuchungen geht hervor, dass LSBTIQ häufiger an körperlichen, seelischen und chronischen Erkrankungen leiden. „Zwei Themen sind besonders hervorzuheben, da sie für das Verständnis einer erhöhten Vulnerabilität von Bedeutung sind und auf das Leben sehr vieler LSBTIQ einen Einfluss haben. Zum einen geht es um die Theorie des Minderheitenstresses, der aus Diskriminierungserfahrungen und queernegativen Einstellungen resultiert und für die erhöhte Prävalenz von psychischen Erkrankungen, Substanzkonsum sowie Suizid bei LSBTIQ verantwortlich ist. Zum anderen gibt es neben negativen Erfahrungen auch Ressourcen, wie Kontakte zu anderen queeren Menschen, die es vielen ermöglichen, trotz allem ein überwiegend zufriedenes Leben zu führen“, betont Timmermanns.
Die Auswertung des Fragebogens ergab, dass die Generation U20 ihr Coming-out früher hat als ältere Jahrgänge: Die Mehrheit im Alter zwischen elf und 16 Jahren. Etwa die Hälfte der Befragten berichtet von Diskriminierung an öffentlichen Orten.
Die Ergebnisse der Studie sind bei Beltz Juventa unter dem Titel „Wie geht’s euch?“ veröffentlicht.