Nachhaltige hessische Mode trifft Kunst Fashion in Aktion in der Alten Seilerei

Fashion in Aktion: Starke Musikszenen, überschäumende Tanzinstallationen und eindringliche Fotocollagen der Künstlerin Beatrice Steimer.

Sachsenhausen (zmo) – Für Cajus Heubner, dessen Urgroßvater 1890 die Seilerei Reutlinger nach Frankfurt brachte, bedeutet die seit 30 Jahren stillgelegte Fabrik in der Offenbacher Landstraße Erfüllung eines Kindheitstraums, den sogar schon seine Mutter oft träumte. Nun ist es offenbar beiden gelungen, dass ihre Träume Wirklichkeit werden. Nach Differenzen in der Familie, über die Nutzung der Fabrikgebäude, ist der Weg wohl frei, dass aus den Gebäuden ein weiterer kultureller Anziehungspunkt in Frankfurt entstehen wird. Eine Stiftung soll den weiteren Weg der Seilerei begleiten.

Nachdem schon kleinere Gruppen von Frankfurter Künstlern sich in den Räumlichkeiten eingerichtet haben, darunter auch das Schauspielhaus, das zu Proben in die Hallen kam, stellte nun bei der Frankfurter Fashion Week Christine Fehrenbach, Marketingexpertin und Kuratorin, in einer der Hallen der „Alten Seilerei“ kreative, hessische Modeszenen mit Kunstprojektionen und Tanzinstallationen vor. „Alles ein bisschen anders als ursprünglich geplant, aber dennoch alles mit dem Fokus, die Zukunft der Mode und die Transformation von Unternehmen mitzugestalten und zur positiven Veränderung beizutragen. Die vielen derzeitigen Krisen bergen das Potenzial, Entwicklungsansätze zu befördern, die schon vorhanden sind, aber nicht immer als relevant angesehen wurden“, sagt Fehrenbach bei der Vorstellung.

An drei Tagen hatten Besucher die Gelegenheit, an verschiedenen Workshops zur Steigerung der Markensichtbarkeit und der Implementierung von Nachhaltigkeit teilzunehmen. Im Anschluss an die Workshops stellte Christine Fehrenbach außergewöhnliche hessische Modelabels und deren Designer vor.

Mit dem Thema „Upcycling“ und Nachhaltigkeit beschäftigten sich alle, so auch „Stay in a Kite“, dass aus alten Kites, also Drachen, und Surfsegeln einzigartige Kleidung, schicke Rucksäcke und weitere Accessoires herstellt. Handgefertigte vegane Taschen, Mode die zu 100 Prozent in Deutschland hergestellt wird oder zeitlose Slow-Fashion-Produkte, die von Generation zu Generation weitergegeben wird, die Kreativität der Designer war beeindruckend.

So fertigt eine Manufaktur, die geflüchtete, professionelle Schneiderinnen beschäftigt, Kleinserien für Modelabels. Katja Rzheutskaya produziert in ihrer Heimat Weißrussland Mode aus Leinen, die hier in Hessen vertrieben wird, und – last but not least – die Frankfurter Schule für Bekleidung und Mode rundet den hessischen Designanspruch mit einem Upcycling-Projekt aus Denim ab.

Tänzer sorgten dann beim anschließenden Abendprogramm mit immersiven Art-Installationen, also tief eintauchenden Kunstbewegungen, und wahrhaft eindrucksvollen, explodierenden Performances, stimuliert von farbintensiven Fotocollagen der Künstlerin Béatrice Steimer, für eine fast euphorische Stimmung unter dem fachkundigen Publikum in der „Alten Seilerei“.

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