Verbraucherzentrale Hessen: Energiepreiskrise lässt Beratungszahlen explodieren Fotovoltaik und Elektromobilität

Energiethemen sind besonders stark bei der Verbraucherzentrale nachgefragt: Bild: iz

Frankfurt (iz) – „Bei vielen Menschen ist die Energiewende in den Köpfen angekommen. Sie wollen etwas tun“, sagt Diplom-Ingenieur Rudolf Bersch, Energieberater der Verbraucherzentrale Hessen, bei der Bilanzpressekonferenz für 2022. Ob es um die Wärmepumpe, eine Fotovoltaikanlage oder Elektromobilität geht, die Fragen der Verbraucher sind viel detaillierter und explizierter geworden. „Wenn ich früher nach dem Stromverbrauch oder dem monatlichen Abschlag gefragt habe, wussten das einige nicht. Inzwischen weiß der Verbraucher ganz genau, wie viel er nutzt und versucht, einzusparen“, weiß er. Viele seien inzwischen bereit, eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach zu installieren.

Der Energieberater geht bei der Beratung mit den Verbrauchern dabei vier Punkte durch: Gebäudehülle und das Verbesserungspotenzial, Heizanlage, Fotovoltaikstrom und Förder- und Unterstützungsmöglichkeiten. Manchmal lasse sich durch Kleinigkeiten – wie das Verändern der Vorlauftemperaturen – etwas verbessern.

Die Nachfrage nach Beratung durch die Energiepreiskrise war bei der Verbraucherzentrale Hessen 2022 deutlich gestiegen. „Wir haben 2020 eine kostenlose Hotline dazu eingerichtet. Die Zahlen haben sich im Energierecht in 2022 verzehnfacht, bei der Energiesparberatung ist sie von 6500 auf 12.000 angestiegen“, berichtet Philipp Wendt, Vorstand der Verbraucherzentrale Hessen.

Eine besondere Herausforderung für die Beratungsteams sei es gewesen, sich gleichzeitig mit der steigenden Nachfrage immer wieder und innerhalb kürzester Frist auf neue gesetzliche Regelungen einzustellen, die zur Entlastung der Verbraucher führen sollten. Allein 600 Hessen unterstütze die Verbraucherzentrale, Energiesperren zu vermeiden. „Wir hatten beispielsweise eine alleinlebende Frankfurterin, die einen monatlichen Abschlag von 200 Euro für Strom zahlen sollte. Da kamen schnell Schulden in Höhe von 400 Euro zusammen. Und eine Sperre kann bereits ab 100 Euro erfolgen“, sagte er. Die Frankfurterin wandte sich an die Verbraucherzentrale. Diese analysierte den Fall und nahm Kontakt mit dem Energieversorger auf. Es gab eine Zwischenabrechnung und zum Schluss für die Frankfurterin sogar ein Guthaben statt Schulden.

„Die Verbraucherzentrale hat in den zurückliegenden Jahren erneut bewiesen, dass sie insbesondere in Krisenzeiten ein starker und verlässlicher Partner für die hessischen Verbraucher ist“, betonte Wendt. Daher fordert er das Land Hessen in Bezug auf die kommende Landtagswahl im Oktober dazu auf, die Verbraucherzentrale finanziell deutlich mehr zu stärken. „Im Vergleich zu den anderen Verbraucherzentralen bundesweit liegen wir im Mittelfeld“, sagte er. Die Forderungen ans Land sind die Verbesserung der Verbraucherbildung in Hessen, die Stärkung der Verbraucherberatung in ländlichen Räumen, die Verbesserung der Lebensmittelkontrollen in Hessen sowie steigende Energie- und Lebensmittelpreise und die Verhinderung von Krisengewinnen.

„Dazu gehört Verbraucherbildung bereits in den Schulen, eine Pflegerechtsberatung genauso wie eine aufsuchende Verbraucherberatung für Menschen, die in ländlichen Regionen wohnen. Konzepte hierfür liegen vor. Mit der künftigen Landesregierung werden wir dazu das Gespräch suchen“, sagte Wendt. Die Förderungssumme des Landes Hessen war 2022 von 2,6 Millionen um 600.000 auf 3,2 Millionen Euro erhöht worden. „Wünschenswert wäre eine Förderung von einem Euro pro Einwohner in Hessen.“ Hessen hat rund 6,2 Millionen Einwohner. Insgesamt verfügt die Verbraucherzentrale über ein Gesamtvolumen von knapp 5,76 Millionen Euro. Infos auf verbraucherzentrale-hessen.de.

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