Tierschutzverein Frankfurt macht der Stadt Druck und kündigt Vertrag zum Jahresende 2024 „So kann keiner wirtschaftlich arbeiten“

Das Hunde-Areal bedarf dringend einer Sanierung. Bild: Zöllner

Fechenheim (iz) – „Wir sind verpflichtet, rund um die Uhr eine Rufbereitschaft zu haben und Tiere aufzunehmen, inklusive Wochenende“, sagt Michael Hallstein, Vorsitzender des Frankfurter Tierschutzvereins. Das ist Bestandteil des Vertrages mit der Stadt Frankfurt. Das Problem liegt in den Kosten: Denn die Stadt Frankfurt zahlt lediglich zwölf Prozent der Gesamtkosten in Höhe von 2,2 Millionen Euro. Dabei müsste sie für mindestens 45,8 Prozent gerade stehen. „Das tut die Stadt aber nicht. Lediglich 240.000 Euro fließen“, moniert er. Dabei handelt es sich um Kosten für Fundtiere, für die laut Vertrag die Kommune zuständig ist.

„Stattdessen führen wir mit der Verwaltung Diskussionen, ab wann ein Tier als Fundtier gilt“, ärgert er sich. Und somit bleibt der Verein auf einem großen Teil sitzen. „So kann keiner wirtschaftlich arbeiten.“

Deswegen hat der Verein sich in seiner jüngsten Versammlung dazu entschieden, den Vertrag mit der Stadt Frankfurt zum Jahresende 2024 aufzuheben. „Wir möchten einen neuen Vertrag, der auch die gestiegenen Kosten für Energie, Strom- und Tierarztkosten berücksichtigt“, erklärt Hallstein. Denn das ist das nächste Problem. Allein die Tierarztkosten hätten sich aufgrund der geänderten Gebührenverordnung verdoppelt. „Wir haben aktuell elf Papageien im Tierheim. Die sind alle krank. Rund 2000 Euro kostet die Behandlung pro Papagei“, berichtet Tierheimleiterin Sabine Urbainsky. Das Tierheim finanziert sich zum einen eigentlich über die Stadt Frankfurt, über Spenden und Mitgliedsbeiträge des Tierschutzvereins und über Abgabetiere. Allein 199.000 Euro gehen für Tierarzt, Labor und Medikamente drauf.

Thomas Schröder, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, ist zu Besuch in den Frankfurter Tierheimen und Vereinen, um sich ein Bild vor Ort zu machen. Aktuell reist er durch ganz Deutschland. „Der Streit mit den Kommunen ist nichts Neues, die versuchen sich herauszureden, wo sie nur können“, weiß der Präsident. Das Problem gibt es bundesweit, weswegen ein einheitlicher, politischer Beschluss wünschenswert wäre. Aber der Bund gibt ans Land ab und das wiederum schiebt die Verantwortung zu den Kommunen.

Die Gebäude des Tierheimes sind Eigentum des Vereins, das Grundstück ist Erbpacht der Stadt Frankfurt. „Wir müssten dringend bei den Hunden sanieren. Der Beton bricht auf, es müsste ein neues Dach her. Und wenn wir sanieren, könnten wir die Fläche effizienter und sinnvoller aufbauen“, sagt Urbainsky. Denn eine Erweiterung ist vor Ort nicht mehr möglich. Da hat Schröder eine gute Nachricht: „Wir haben einen Fördertopf für Zuschüsse. Da lässt sich bestimmt etwas machen.“ Ein Hoffnungsschimmer für die Frankfurter. Und was die Politik angehe: „Das Land Hessen ist ebenfalls beim Tierschutz in der Pflicht. Da wird die neue Landesregierung reagieren müssen“, betont Schröder angesichts der Situation in allen Tierheimen.

Denn die Tierzahlen sinken nicht. Mit Corona stieg zunächst die Zahl der vermittelten Tiere (2020: 224; 2021: 367; 2022 401). Bis zum Stand jetzt haben dieses Jahr 159 Tiere ein neues Zuhause gefunden. Dem stehen aber auch 733 Tiere entgegen; davon 280 Fundtiere, 14 verwilderte Katzen und 77 Tiere aus Sicherstellungen. Die Gründe für Abgaben im Tierheim sind vielfältig. „Das kann sein aufgrund der gestiegenen Kosten, die einer nicht mehr tragen kann, Wohnungswechsel, Jobverlust. Oder auch nach Corona, dass die Leute jetzt wieder ins Büro müssen und merken, das funktioniert so nicht mehr“, sagt Urbainsky.

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