Krankenschwester Luise Pötzschke versorgt Obdachlose am Frankfurter Flughafen Mit Messgerät durch die Terminals

Krankenschwester Luise Pötzschke bei ihrem Rundgang. Foto: Rolf Oeser/p

Flughafen (red) – „Wenn jemand schläft, sollte man ihn nicht ansprechen.“ Luise Pötzschke beherzigt das bei ihren Rundgängen durch den Frankfurter Flughafen. Seit Juli verstärkt die examinierte Krankenschwester, die auf eine langjährige berufliche Expertise in der Psychiatrie zurückgreifen kann, das Team der aufsuchenden Sozialarbeit am Flughafen (ASF) des Diakonischen Werkes für Frankfurt und Offenbach.

Vor der Corona-Pandemie lebten rund 60 Frauen und Männer am Flughafen, während der Hochphase der Pandemie kamen viele Hilfsbedürftige hinzu, denn hier finden sie ein Dach über dem Kopf, kostenlose Toiletten und Waschräume. Während der Lockdown-Phasen war dies für viele essenziell. Weil sich deutlich mehr wohnungslose Menschen am Flughafen aufhielten als vor der Pandemie, beantragte die Diakonie Hessen Gelder aus dem Projekt „Hilfe für Obdachlose in der Corona-Krise“ bei der Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region, um die aufsuchende Sozialarbeit zu unterstützen. „Niemand soll durchs Netz fallen“, sagt Stefan Gillich, Leiter der Abteilung Existenzsicherung, Armutspolitik und Gemeinwesen bei der Diakonie Hessen. 15.000 Euro stellte die Stiftung für das Pilotprojekt mit einer Krankenpflegefachkraft und für Material zur Verfügung. „Wir sind sehr froh über diese großzügige Spende, mit der ein Vorzeige-Projekt finanziert wird, das weit über die Grenzen Frankfurts hinaus wirkt. Die Verknüpfung von sozialer Arbeit und fachlichen Kenntnissen in der Pflege und Psychiatrie ist dringend geboten. Immer mehr wohnungslose Menschen leiden unter psychischen und körperlichen Erkrankungen“, sagt Michael Frase, Leiter des Diakonischen Werkes. Stefan Gillich von der Diakonie Hessen: „Häufig leben am Frankfurter Flughafen Menschen, denen die coronabedingten Einschränkungen und Regeln, aber auch die Angst vor Ansteckung den Zugang zu Hilfsangeboten praktisch unmöglich gemacht haben – all dies bedeutet eine Überforderung, auf die sie nur mit Rückzug reagieren können. Hier setzt das Projekt an.“

Immer mittwochs und freitags ist Krankenschwester Luise Pötzschke jeweils fünf Stunden im Flughafen unterwegs. Erfahrungen in der Arbeit mit wohnungslosen Frauen sammelte sie bereits als Yogatherapeutin im 17 Ost-Tagestreff für Frauen, seit 2020 ist sie dort als Sozialarbeiterin fest angestellt „Sie schaffte es in kürzester Zeit, professionelle Beziehungen aufzubauen, die Leute verbinden Positives mit einer Krankenschwester, sie wissen, sie kann ihnen helfen“, sagt Sozialarbeiterin Kristina Wessel. Zusammen mit ihrer Kollegin Malgorzata Zambron bildet sie das Team der ASF. Eine der beiden begleitet Luise Pötzschke immer auf ihren Runden: „Das Eis war schnell gebrochen, denn die Klienten kennen die beiden Sozialarbeiterinnen der Diakonie und halten viel von ihnen,“ sagt Pötzschke. In ihrem Medizin-Rucksack hat sie stets ein Blutdruckmessgerät dabei, sie bestimmt den Blutzuckerwert, versorgt Wunden mit Salben und Verbänden, soweit dies medizinisch vertretbar ist. Häufig erkennt sie dann auch weitere Krankheiten. Und sie führt viele Gespräche: „Oft haben obdachlose Menschen niemanden, der zuhört, es tut ihnen gut, sich die Dinge von der Seele zu reden.“