Initiative BiG will Bürgerwissen und Wissenschaft für Gemeinde nutzen Expertise aus der Bevölkerung

Sonne, Wasser, Wald: Der Umgang mit Natur und Ressourcen ist ein wichtiges Themenfeld der Arbeitsgruppen der Initiative Bürger im Gespräch, die sich vor einem Jahr in Schöneck gegründet hat. symbol Bild: yvonne fitzenbrger

Schöneck – Bürgerinnen und Bürger schon ganz früh in Planungs- und Entscheidungsprozesse von Politik und Verwaltung einbeziehen, deren Fachwissen und Engagement nutzen, um nachhaltige Zukunftsentscheidungen für die Gemeinde auf breite Füße zu stellen – das steckt als Idee hinter dem Projekt Bürger im Gespräch (BiG), das vor gut einem Jahr angeschoben worden ist. Vier Arbeitsgruppen zu den Themen Wasser, Wald, Energie und Geo-Informations-System arbeiten bislang.

Einer der Initiatoren, der inzwischen BiG als Moderator und Organisator betreut, ist Gerd Doeben-Henisch, der auf eine berufliche Vergangenheit sowohl in der Wirtschaft als auch in der Wissenschaft zurückblicken kann. Der emeritierte Professor der Frankfurt University of Applied Sciences (ehemals Fachhochschule) hat sich schon lange mit der Frage beschäftigt, warum Städte und Gemeinden so gut wie keine weiterreichenden Zukunftsszenarien entwickeln und andererseits die Hochschulen – bis auf wenige Fachrichtungen – zum Großteil praxisfremd agieren.

„Den Kommunen fehlen größtenteils schlicht das Geld und die personelle Ausstattung, um über das Tagesgeschäft hinaus Pläne zu entwerfen, wie man zum Beispiel auf veränderte Umweltbedingungen reagieren kann, wie man Szenarien entwickelt, um energieautark zu werden, oder wie man langfristig mit der Ressource Wald umgehen soll“, erläutert der 75-Jährige.

Doeben-Henisch ist zwar Mitglied im Vorstand der Schönecker Grünen, doch er betont, dass BiG „absolut überparteilich“ angelegt sei. Er habe dies auch in Gesprächen mit der Verwaltung immer wieder unterstrichen, dass es um die frühzeitige Einbindung von sach- und fachkundigen Bürgern in den Planungs- und Entscheidungsprozess gehe, um zum Beispiel auch Konfrontationen aus Nichtwissen heraus zu vermeiden.

Durch seine guten Kontakte zur Hochschule habe er dort ehemalige Kollegen für eine Kooperation interessieren können. Unter anderem versuche man, Mittel für ein Forschungsprogramm zu generieren, das „Scientist in residence“ getauft wurde und bei dem ein Doktorand die Möglichkeit erhalten soll, direkt mit einem Arbeitsplatz in der Gemeindeverwaltung zu arbeiten und zu forschen.

Eine weitere Kooperation betrifft eine Software für ein Geo-Informations-System, mit der relevante Daten für Prognosen der Gemeindeentwicklung auch von Nichtfachleuten gepflegt und ausgewertet werden können.

Dieser Tage haben sich drei der vier Arbeitsgruppen im Alten Schloss Büdesheim getroffen, um ihre bisherigen Ergebnisse vorzustellen. Die Gruppe Wasser, berichtete Doeben-Henisch, habe die Vorarbeiten für ein Simulations-Projekt „Wasservoraussage Schöneck“ abgeschlossen. Die Dienstleistung besteht darin, dass jeder Bürger von Schöneck jederzeit über sein Handy oder einen PC abfragen kann, wie die Wasserversorgung für Schöneck – eventuell differenziert nach Ortsteilen – aussieht: In welchem Zeitraum ist in welchem Umfang mit einer Verminderung des Wasserangebots zu rechnen. Dieser Service könnte die Wasserampel ergänzen oder gar ersetzen, meint Doeben-Henisch. „Dieses Voraussageprojekt ist zurzeit weltweit einzigartig. Es wird dazu eine – ebenfalls weltweit einzigartige – neue Software zum Einsatz gebracht.“

Die Gruppe Wald hat sich zum Ziel gesetzt, Impulse für eine „nachhaltige und bürgerfreundliche Entwicklung unseres Gemeindewaldes ins Gespräch zu bringen“, erläutert der 75-Jährige. Als Grundlage dient der bis 2026 gültige Forsteinrichtungsplan der Gemeinde, den Umweltpädagogin Annette Diekmann beim Treffen im Alten Schloss in seinen Einzelheiten plastisch erläuterte. In der sich daraus entwickelnden Diskussion wurde der Arbeitsauftrag abgeleitet, bis zur Erstellung des nächsten Plans Vorschläge für eine „ethische Dimension von Wald und Umgang mit Wald“ zu machen.

Die Energie-Gruppe will, so Doeben-Henisch, „interessante Gemeinden finden, besuchen und nach Schöneck einladen, die schon jetzt ein komplettes Energiekonzept realisiert haben, und bei dem die Bürger der Gemeinde zudem an den Einnahmen beteiligt sind“.

Die vierte Themengruppe GIS (Geo-Informations-Systeme) habe im Januar ihr erstes Projekt in Kooperation mit Professor Robert Seuß von der Frankfurt University of Applied Sciences und dem Fachbereich Stadtplanung der Gemeinde erfolgreich abgeschlossen. Die Zusammenarbeit mit Seuß werde auch 2024 fortgesetzt.

Gerd Doeben-Henisch kündigt an, dass die Gruppe Wald auch in Kooperation mit dem Vogelschutzverein und anderen Akteuren in diesem Jahr Exkursionen anbieten werde. Und die Themengruppe Wasser will am Mittwoch, 10. April, im Bürgerhaus Oberdorfelden einen Workshop zusammen mit der Fachbereichsleitung der Stadtplanung der Gemeinde zum Thema Abwasser anbieten

Informationen über das Projekt BiG (Bürger im Gespräch) und die Arbeit der Themengruppen gibt es unter oksimo.org.
 tse